Wenn ich mir eine Verbindung ins Innere der Erde vorstellte, war es ein Vulkan. Da ist es allerdings ziemlich heiß. Plätze, die mir einen kühleren Zugang ermöglichen, kam mir nicht nicht in den Sinn.
Als ich vom ersten, der einen direkten Zugang ermöglicht, erfuhr, war es für mich nicht verwunderlich, dass es ein Heiliger Ort war, der seit langer Zeit für heilige Zeremonien und Gebete aufgesucht wurde. Den Gebetsbänder, die ich schon in Pipestone sah und den Gebetsbündel mit Tabak, gebundener weißen Salbei begleiteten mich den Berg hinauf. Die Farben sind unterschiedlich, manchmal ohne Bedeutung (einem geblümten Stoff darf ich dies wohl absprechen, dafür möchte ich den Tabak als Opfer würdigen). Im Medizinrad, die sich in ihren Farben und deren Interpretation unterscheiden, sind sie erklärt. Ich habe ein Bild und die Interpretation des Religion Department at Colorado College verwendet.
Für die Lakota ist Schwarz dieFarbe des Westens, der Thunderbeings und Lightening people. Sie begleiteten mich auch beim Aufstieg. Es ist der Ort, wo das Licht verschwindet. Und auf den Fotos sind sie auch zu sehen. Die Gewitter, die im Frühjahr — so auch jetzt — über das Land ziehen, sind die Thunderbeings. Er repräsentiert die Erde im physischen Sinne. Es ist die Zeit der Introspektion, der Selbstbeobachtung und ‑prüfung. Sie eröffnet das Verständnis größerer Zusammenhänge der Welt.
Der Norden ist weiß, von dort kommt der Schnee und die Kälte des Winters. Der Wind reinigt und erneuert die Energien. Das Weiß repräsentiert die Anstrengungen und Mühsal, die unternommen werden, um Neues in sein Leben zu integrieren.
Gelb steht für die aufgehende Sonne, den beginnenden Tag, das Licht. Gelb dient so auch als Stellvertreter des Ostens. Damit verkörpert es Verständnis und Weisheit, das Licht hilft und Dinge so zu erkennen, wie sie wirklich sind.
Rot steht für den südlichen Himmel. Dort steht die Sonne am Höchsten. Durch denk Sommer entwickeln sich alle Geschenke der Erde und damit versinnbildlicht Rot auch das Wachstum. Und wenn wundert es nicht: Für Wärme.
Um Bear Butte werden auch heute noch Schwitzhütten errichtet, gibt es Zeiten ritueller Feiern.
Das Bear Butte Forum trifft sich regelmässig, um die Wünsche des State Parks und der Stämme, die Bear Butte für religiöse Zeremonien aufsuchen.
Mich berührt es noch auf eine ganz andere Weise: zurück zur Geologie. Vor 80–30 Millionen Jahren muss die Landschaft um die Black Hills ziemlich in Unruhe versetzt gewesen sein. (Die Streitereien, wann es genau war, überlasse ich völlig gelassen den Geologen, dass es kein Pappenstiel sein kann, festzustellen, wann es genau war. Das kann ich mir als Laie auch so lebhaft vorstellen.) Kleinere Kontinentalplatten hatten sich unter den Nordamerikanischen Kontinent zu bewegen begonnen. Wenn sich diese Platten ineinander verschieben, taucht früher oder später eine in den Erdmantel ein und das Gestein beginnt zu schmelzen. Dort entstehen gerne Vulkane. Zu sehen ist das heute rund um den Pazifik, wo die Kontinentalplatten rund herum durch den schwereren Pazifikboden verschoben werden. Die Vulkane ziehen sich von Neuseeland, Japan, Kamtschatka, Alaska, Nordamerika hinunter bis Südamerika. So eine Unruhe stelle ich mir nun vor 30 Millionen Jahren hier um die Black Hills auch vor. Einzelne Berge sind heute noch zu sehen, nur dass die meisten dieser Berge zu ihrer aktiven Zeit nicht das Tageslicht sahen. Lakkolith wird so ein Berg genannt. Eine Magmakuppel presste sich nach oben, hebt das umliegende Gestein in die Höhe, aber bricht nicht als Vulkan aus. Der Fachmann nennt es auch Subvulkanismus. In den paar zig Millionen Jahren, die seither vergangen sind, wurden die weicheren Sedimentgesteine abgetragen (rundherum, an Stellen, die nicht durch einen Magmafluß gehoben wurden, kann man die Schichten noch sehen) und plötzlich stehen Monolithen da, die uns erinnern, dass einmal etwas anders war.
Die tatsächlichen Vulkane dürften inzwischen verschwunden sein. Dass sie gespuckt haben, konnte ich in den dicken Ascheschichten in den Badlands von South Dakota sehen. Aber die bekommt ihr erst morgen zu sehen.
Heute gibt es Erinnerungen an Bear Butte.