Finally …
Ich habe mir Old Faithful tatsächlich aufgespart, er war das letzte, das ich in Yellowstone besucht habe. So ein Geysir, der so pünktlich ausbricht, ist wohl das Allerschönste, was sich ein Tourismusmanager wünschen kann. Im Durchschnitt alle 90 Minuten zischt es und für mich gab es noch dramatische Wolken, yeah!
noch ein paar Bäume von Mammoth Hot Springs
Cabin at Mammoth Hot Springs
Als ich mir langsam klar wurde, dass ich Yellowstone besuchen will, hatte ich noch keine Vorstellung wie groß der Nationalpark ist. Zu allem Überdruss zeigte mir mein GPS auch falsche Daten an, doch ich war misstrauisch, irgendetwas stimmte nicht. Dieses Misstrauen war gut, denn die Spezialität ganz im Norden von Yellowstone ist gute 3 Stunden von Cody entfernt, aber nur wenn keine Pausen gemacht werden und alles andere links liegen gelassen wird. Das wollte ich nicht und an den vorhergehenden Beiträgen siehst du auch, dass es gut so war.
Noch viel mehr Glück hatte ich aber, dass ich noch ein Zimmer bzw. diese Cabin bekam. Ich hatte keine Vorstellung wie ausgebucht die Unterkünfte innerhalb des Nationalparks im Sommer sind. Und im Gegensatz zum letzten Mal hatte ich diesmal kein Zelt dabei. Nur einzelne Tage wären für die nächsten 2 Monate zu haben. Die nächstgelegenen Städte sind Gardiner im Norden — bereits in Montana — und im Westen Yellowstone, direkt beim Westeingang. Aber irgendwie war mir das in meiner Spontanität alles zu viel. Ich war froh um die Hütte, wo ich mich eigentlich auf fremden Staatsgebiet befand, denn die Gegend gehört eigentlich den Uinita-Zieseln. Unter meine Hütte führten unzählige Löcher, die hochschwangern Weibchen wichen den frechen kleinen Männchen, die sich nicht scheuten auch mich anzufauchen, als ich mir erlaubte, mein Abendessen auf der Porch einzunehmen. Die Stangensellerie fand das freche Männchen nicht wirklich spannend, doch am Morgen war alles weg.
Verraten werde ich diesen Zieseln sicher nicht, dass mich ihr Warnruf echt schreckt. Wie immer bekomme ich Angst, dass sie mir (auch aus Angst) einfach direkt ins Gesicht springen. Zu unberechenbar sind mir diese Kumpane.
Und zum Abschluss noch ein Selfie, das habe ich aber erst am nächsten Tag geschossen, damit du einen Eindruck bekommst, was auf dich wartet.
So viel Yellowstone und endlich raucht es
Grand Canyon of the Yellowstone
Yellowstone Lake
Yellowstone
Yellowstone ist ein sehr gefährliches Gebiet für mich, zu viele aufregende Motive, zu viel geologisch interessantes. Wegen der großen Zahl der Fotos werde ich es langsam angehen. Als ich über den 2600m hohen Sylvan-Pass den östlichen Rand des Yellowstone Kraters überschritt, und ich die Wolken am unteren Rand sah, bekam ich ein wenig Gefühl für die Größe dieses Gebietes.
Ein Pass, der eigentlich ein Kraterrand ist, und ich befand mich ab diesem Zeitpunkt inmitten der Caldera eines Supervulkans. Als das letzte Mal ein Supervulkan ausbrach, nämlich jener von Toba, ist fast die gesamte Menschheit gestorben (vor ca. 70.000 Jahren). Die geringe Variabilität unserer Gene ist Zeuge dessen und auch ein Zeichen, wie nah verwand wir alle sind. Der ganze Hickhack heute ist lächerlich, denn wir sind alle ziemlich nah verwand, wir müssen nur ein paar 1000 Generationen zurückschauen. Ob wir damals wirklich fast ausgestorben wären, ist nicht sicher, sie streiten sich noch und ich halte mich da raus.
Die globale Temperatur soll damals um 3–3,5° gesunken sein. Doch was immer damals geschah, wenn es jetzt zu einem Ausbruch käme, wäre es sehr folgenreich. Zur Erinnerung als der unaussprechliche Vulkan 2010 in Island ausbrach, kam der Flugverkehr lange Zeit zum Erliegen. Die Ausbrüche von Vesuv und Mount St. Helens erzählten ein wenig von der Macht, und doch ein Supervulkan ist viel mehr.
Sobald ich mich umschaute, strahlten überall Vulkankuppen in schwarz und weiß zu mir herüber. Nur Richtung Süden strahlten sie Tetons am anderen Ende des Craterlakes herüber. Im Vordergrund sind die Überreste des letzten Waldbrandes, Waldbrände, die an vielen Orten ihre Zeichen hinterlassen.
Überrascht hat mich, dass die Caldera nicht wirklich klar ersichtlich ist. Innerhalb der Caldera ist zwar der Yellowstone Lake, der einen Teil bedeckt, doch der See bildet nicht die Caldera, wie ich dachte. Sie ist 6x so groß wie Wien oder fast so groß wie Vorarlberg, alles Größen, die über meine persönliche Vorstellung hinausgehen (2400 km²).
Es befinden sich zahlreiche Erhebungen, die durch die hydrothermalen Erscheinungen verursacht worden sind, in diesem Bereich. Es war nicht so, wie ich es mir vorstellte. Auf der Karte siehst du, dass es nicht einfach eine flache Schüssel ist, sondern unterschiedliche Erhebungen, Hügel und Berge den Kraterrand verschleiern. Die Ränder der Caldera sind außerdem nicht statisch geblieben, bei jedem der riesigen Ausbrüche lag das Zentrum woanders.
Rechts siehst du den nördlichen Rand, beim 2700 m hohen Dunraven Pass. Selbst das Wissen, dass da drinnen Bäume wachsen und Tiere leben, reichte nicht, um es mich dennoch zu überraschen. Speziell die vielen Flüsse verstanden es, mich in ihren Bann zu ziehen.
Ich war schon beim Columbia River überrascht und wie weit sich die Spuren des letzten Ausbruchs von Mt. St. Helens zogen, aber Yellowstone ist einfach riesig.
Die Größe übersteigt einfach meine Vorstellungskraft.
Bei Yellowstone handelt es sich um einen Hotspot, wie in Hawai, doch während sich dort einfach der Ozeanboden öffnet und die Lava sanft die Hügel hinunter fließt, ist hier die Lage ein wenig komplizierter, weil es die Ausbrüche nicht laufend sondern episodisch stattfinden. Aber auch hier bewegt sich die Kontinentalplatte seit 17 Millionen Jahren über diesen Hotspot und war einst in Nevada und Idaho, als sie noch nicht Nevada und Idaho waren. Dieser bricht etwa alle 600.000 Jahre aus. Und da stöhnt er nicht nur so wie jetzt mit seinen heißen Quellen und dem Schwefelgestank, sondern lässt ein Mordsdonnerwetter mit Blitz und Lava und Asche abgehen.
Hier schaue ich noch mal zurück Richtung Süden und Caldera.