Ein Luxus, den ich mir leiste, ist sensibel zu sein. Das könnte bedeuten, dass ich dir gegenüber sitze, etwas ganz einfaches erzähle, es mich berührt und ich weine. Und alles, was ich hoffe, ist, dass es dich nicht stört. Klar bin ich selbst überrascht. Sie fließen und dürfen da sein und immer wieder bin ich einfach über das Faktum erstaunt, wie leicht ich berührt sein kann.
Welche Ritterrüstung habe ich mir zugelegt, dass Tränen nicht in einfachen schlichten Momenten da sein durften?
Die Hämmer, das große Leid, das irgendwo stattfindet, ist mir meist zu groß, zu unfaßbar, das halte ich nicht mehr aus. Wie soll ich es fassen, wenn mehrere Menschen umkommen, warum auch immer. Und ich mache etwas, das du beten nennen kannst, ich weiß nicht recht, wie sagen, denn beten verbinde ich noch immer mit Kirche. Doch beten ist mehr, reicher, vielfältiger.
Es kann darum gehen, zu bitten, oder zu danken. Es kann ein Moment sein, an Menschen zu denken, die man liebt oder auch nicht, an Menschen, die nicht mehr hier verweilen oder auch an jene, die kommen werden. Ich kann beten, um verzeihen zu können oder um Verzeihung zu bitten. Ich kann dankbar sein für den Sonnenschein und ein warmes Bett, dankbar für ein Singen am See und das Zusammensitzen mit Freunden. Ich bin dankbar für meinen Mut, mein Leben zu leben und dankbar, loszulassen, was gehen darf, auch wenn mir das noch immer schwer fällt.
Ich bin glücklich, dass ich manche Dinge an mir so gelassen nehme, auch wenn ich sie alles andere als cool finde, für die ich mich vielleicht auch ein wenig schäme. Ich bin froh, dass ich sie sehe und mich nicht verurteile, dass ich nicht perfekt bin. Dafür bin ich ganz, mit meinen Stärken und Schwächen.
Ich bin dankbar, dass Glück für mich bedeutet, dankbar zu sein. Und manchmal einfach nur, mit dem Rad im Sonnenschein zu fahren. Oder zu merken, dass ich wieder ein Lied vor mir her pfeife. Da könnte mir manchmal das Herz platzen vor Freude. Ich bin dankbar, so viel Zufriedenheit und Frohsinn wieder in meinem Leben zu haben. Ich habe nicht vergessen, dass es nicht immer so war.