Familie

Familie ist kompliziert. Ich habe keine mehr. Genauer keine Eltern mehr. Als Einzelkind hatte ich nie Geschwister. Meine Großeltern starben früh und zum Rest hatte ich keine Verbindung. Ich bin also allein, nicht ganz, ich habe meine Emma, meinen Hund. Ich war immer viel allein. Eigentlich bin ich gerne allein, dazu muss ich mich nicht anstrengen. Ich mag aber auch Menschen. 

Vielleicht träume ich nur von Menschen, die bedingungslos lieben können. Solche Menschen habe ich in meinem Leben. Und andere, wo ich mir sicher bin, sie könnten auch wieder gehen. Was es ist, dass mich vertrauen lässt, weiß ich nicht. 

Wählen

Für mich als Österreicherin ist wählen einfach. Ich bekomme Information zugeschickt, wo und wie ich wählen kann, kann per Briefwahl wählen oder persönlich ein paar Tage früher. Im Wahllokal habe ich noch nie warten müssen. 

Ich bin automatisch in der Wählerevidenz eingetragen. Zu schätzen lernte ich es, als ich lernen musste, dass es nicht selbstverständlich in jeder Demokratie ist. Die Macht geht vom Volke aus. Und alle, die davon überzeugt sind, müssen sich einsetzen, dass alle einfach und problemlos wählen können. In den USA arbeitet eine Partei mit aller Kraft dagegen. Ich bin dankbar, dass Wählen in Österreich einfach ist. 

nia z’viel gfühl

Der Gedichtband „nia z’viel gfühl“, im Tirolerischen Dialekt geschrieben, erschien 2005.


Vor vielen Jahren sagte jemand zu mir, ich sei nicht sehr emotional, ich hätte nicht so viel Gefühl wie er. Ich vertraute diesem Mann. Er war nicht der einzige. Nur wusste ich nicht mehr, was wahr ist und was nicht. Das, was er sagte oder das, was ich fühlte.

Später sagte jemand anders zu mir, wie gemein es sei, dass ich jetzt auf mich hören will und mir egal wäre, was andere zu mir sagen.

Es war der einzige Weg, den ich sah, meinen eigenen Gefühlen zu trauen, denn vieles, was mir andere sagten, wie ich fühlen würde, war falsch. Gefühle sind nicht falsch, doch sind sie in stetigem Fluss.

Ich wollte in meine Seele schauen, mich neu entdecken. Das ist der Grund, warum ich diese Gedichte schreiben musste.

Daraus entstand diese Sammlung.

Du kannst sie auch als Buch erwerben, oder als mp3 oder als CD. Schreib mir einfach!

i trau mi

i trau mi

i trau mi ans leben
ans schene und schiache,
da darf’s mi zerreissn und in alle schtickln fetzn
denn danach wachs i zsammen
wia a neia mensch

und i werd reicher und schener
und mutiger und stärker
s’leben lasst mi von vorn anfangen,
wia a kloans kind,
des nit woass, was kimmt

„i trau mi“ weiterlesen

so und so

so und so

manchmal bin i ganz groß und stark
da kann ma koana
da kann i bam ausreissn
ana welln widerstehn
da bin i stark
manchmal bin i kloan und so verletzlich
da reicht a lufthauch
und i glab, i bin nimma da
wia a bliamel, des ma ausreisst
und glei verbliaht
manchmal hab i’s gfühl
es gibt koa rätsel mehr
und zglaich isch alls a rätsel fia mi
da kannt’s bis in alle ewigkeit dauern
und geschtern vorbei gwesn sein

„so und so“ weiterlesen

schluck nit!

schluck nit!

o doch, i schluck scho,
und du kannsch’s ruhig wissen,
wenn i beim gschichtln druckn schluck,
weil i an schmäh fiar,
denn kennen hab i des nia – s’gschichtl druckn.
bisch der erste, der’s schlucken hert.
die andren haben nit amoal ghert,
wenn i was gsagt hab, wenn i’s gschrien hab
und s’rearn hamm’s erscht recht nit ausghaltn
und gsagt hamm’s, i soll’s lassen.
des warum hat dann koan mehr intressiert.
fascht hätt i’s denen glabt,
dass i nia was gsagt hab.
des schtimmt aba nit.

„schluck nit!“ weiterlesen

seelenfrau

seelenfrau

seelenfrau –
i kann nit sagn
was des hoasst für mi
i spiar’s ganz leise
und woaß ganz genau
ma kannt’s mit zerbrechlichkeit verwechseln
aber des bin i nit

seelenfrau –
i kann nit sagn
wia i no sagn kannt dafia
es zittert in mia
und es macht mi ganz stark
a wenn’s glabt’s
da schmerz macht mi schwach

seelenfrau –
i kannt nit sagn
ob i des bin
denn no bin i dabei z’lernen
nit lei eich z’spiarn, sondern a mi
z’lang war i gwohnt so z’lebn
und heit woass i, des war falsch

seelenmensch –
i kann nit sagn
was des isch
i denk ma lei
es schteckt in uns alle drein
zum vorwärts gehn, ghert a mut dazu
dann kemm ma uns traun, unser seel anzuschaun

was macht di glabn

was macht di glabn

was macht di glabn,
dass mei verletzlichkeit a schwächn isch?
mit der verletzlichkeit spiar i mi
aba a di und alle andern, de i spiarn mecht
mit der verletzlichkeit woaß i,
dass andre a oane ham
mit der verletzlichkeit geh i auf eich zu
und woaß, i leb

„was macht di glabn“ weiterlesen

nix als fragn

nix als fragn

kannsch du’s a riachn?
des was dauernd passiert auf dera welt…
nit lei da dreck und die stoana,
mei hilflosigkeit kann ma gstohln bleibn
und da steh i da und s’stundenglasl rennt
und s’rennt imma gschwinda
lebsch no
bisch scho toat –
oda boads –
oda koans?
was soll i da dazähln?
bei allem was fragsch
sein deine antwortn scho längscht in dia drein

„nix als fragn“ weiterlesen

z’tiefscht verletzt

z’tiefscht verletzt

i bin z’tiefscht verletzt,
i hab di so gliebt, so wie du bisch
i hab’s beschte in dir gliebt und a des schlechte
i hab des gliebt, was du a no sein kanntesch
i hab deine schlechten seiten gnommen und ghofft,
dass dei herz und mei liab dir zoagt,
dass die liab der weg isch für a bessre welt
i hab mi teischt

„z’tiefscht verletzt“ weiterlesen

wörta

wörta

erinnersch di no,
wia i gsagt hab,
dass wörta nix sein

weil hearn mecht,
wia’d was sagsch

weil i segn mecht,
wie’d was sagsch

und jetzt steh i da
und alles was ma bleibt
sein wörta

„wörta“ weiterlesen

lass da erzähln

lass da erzähln

lass da erzähln
i hab an menschn troffn
mia ham an unsere herzn griaht
no heit kann i sei umarmung spiarn
i hab von gfühle gsprochn
mia haben davon tramt auszubrechn
in de monat warn mia uns so nah und doch so fern
da war a angst, mia wurdn nia a paar

„lass da erzähln“ weiterlesen

d’sterndln

im Dialekt und auf Hochdeutsch

d’sterndln

mit jedem du kimmt was neis
und jedes neie isch a sterndl,
des aufgeht am horizont.
des kann da niemand nehmen,
nur du kannsch’s vergessen.

des sein deine sterndln
und du bisch der meischter
über dein sternenhimmel
und vergiß nit, jed’s sterndl
macht dein himmel heller und schener und leichtender.

geh aussi und sammel deine stern
polier sie und putz sie, sei guat zu ihnen
und wenn oana geht, wird a neier kemmen,
und der alte wird nachstrahlen
als erinnerung in deim herzn.

und dei herz wird heller
und schener
und leichtender.
vergiß des nit, des isch dei leben,
des du zum leichten bringsch.

du

du

du erzählsch mia sachen und i hear dia zua,
da sein luschtige gschichtn und i schau da ins gsicht
und woass,
da sein no ganz andere gschichtn

„du“ weiterlesen

des dings mit dia

des dings mit dia

des dings mit dia,
isch es beschte was ma passieren hat kennen
was anders als a dings tat i jetzt a nit aushalten
i miassat rennen, wenn’s was anders war als a dings
i woass zwar nit, was des dings eigentlich isch
aba i woass, es lasst mi atmen

„des dings mit dia“ weiterlesen

a bussl

a bussl

sonnenaufgang
deine lippn suchn meine
schmecksch wia siass
kann nit aufheren
nia vergessn
nur lippn
trau mi nit mehr
halt nit mehr aus
nur a bussl

Gedichtband „Momente des Abschieds“

Endlich habe ich meine Gedichte aus einer dunklen Zeit veröffentlicht. 

Es ist eine besondere Herausforderung, meine Traurigkeit offen stehen zu lassen. Wie viele Menschen gibt es, die verstehen, dass es Zeiten gibt, wo sie immer mitschwingt, sie mein ständiger Begleiter war?

In sieben mageren Jahren, die mit dem Tod des Vaters begannen und mit dem der Mutter endeten, kamen Wörter zu mir. Heute scheinen die Schatten von damals verschwunden. Inzwischen wurden sie ein integraler Bestandteil. Abschied zeichnete diese Zeit meines Lebens auf vielfältige Weise.

Ich sammelte Wörter.

Wörter halfen zu überleben.

Eines Tages stellte ich fest, dass vieles in der Tiefe schlummerte, bis die Kraft zum Wachsen erreicht war, die ersten Triebe auftauchten und ließen mich wie eine Pflanze wieder dem Licht zustrebte.

Ich will die dunklen Zeiten nicht vergessen, sie sind ein Teil von mir, wie die heiteren auch.

Meine stillen „MOMENTE DES ABSCHIEDS“

Ganz privat, ganz allein, viel zu intim sind sie, um sie anderen in die Hände zu legen, deshalb wollte ich dieses kleine Büchlein im Eigenverlag zum Leben erwecken.

Bestellen kannst du sie direkt bei mir. Schick mir einfach eine Nachricht.

Die Zeit mit Marie ist vorbei

50 Tage, 50 Textschnipsel später beende ich die Vorschau.

Ich habe ein Bilderbuch aus diesen Texten und Bildern zusammengestellt:

Gebrauchsanweisung für Maria – Snippets

Marie, 56 Jahre alt, Künstlerin, genauer gesagt Malerin, seit kurzem.
Aus dem Beruf ausgestiegen und frisch verliebt, muss sie nach Norwegen, das Haus von Freunden hüten. Ein Monat lang verbringt sie nur mit Buddy, dem Hund der Freunde, und sich. Ihre täglichen Pflichten beschränken sich auf Blumen gießen, hin und wieder Rasen mähen, ein wenig ernten und den Hund spazieren führen.
Ansonsten genießt sie die langen Tage und die andersartige, fremde Luft, die die Arbeit an ihren Bildern belebt. Sie liebt das Licht des Nordens.
Viel Zeit um nachzudenken, über ihr Leben, ihre Erfahrungen, Wünsche und Träume. Sie schreibt Luke Briefe, ihrer neuen Liebe, über ihre Sehnsucht nach Liebe, ihre Trauer und Lust. Geschichten über den Tod, über andere Männer und das Universum.

ich liebe dich

Ganz und gar.

Schon immer.

Ich bin doch viel zu alt, um so zu lieben.

Wie konnte ich nur der Liebe so verfallen.

Die Liebe auf den ersten Blick gehört der Jugend.

Und doch.

Nein, ich liebte dich vor der Zeit und werde dich lieben nach der Zeit.

 

Illusion

Die Woge von Sicherheit,
auf der wir zu schwimmen glauben,
gibt es nicht.

Und wenn wir hundert Mal um dieselbe Uhrzeit aufstehen, den immer gleichen Fuß als erstes aus dem Bett strecken, kann am hundertundersten Tag alles ganz anders sein.

Davor fürchte ich mich. Manchmal.

Gewissheit ist nur eine Illusion.

Bitte verzeih mir, dass ich von Unsicherheit geplagt werde. Wie kann ich nur an dir zweifeln? Und doch, nichts einfacher als das. Angst, dass du wegrennst, wenn dein Bild von mir nicht mit dem übereinstimmt, was ich wirklich bin. Dass du Vorstellungen hast, die völlig anders sind.

Dass du nicht mich, sondern nur ein Traumbild liebst.

es regnet

Und auch wenn ich Buddy trocken rubbelte, riecht es nach nassem Hund.

Da sind mir einzelne Düfte von Männern eingefallen.
Welche, die ich mochte (und an die, die ich nicht mochte, will ich jetzt nicht denken).

Dann war mir, als hinge dein Geruch in der Luft.
Wenn ich nur fähig wäre, ihn zu benennen.
Aber kann ich Angekommensein, Geborgenheit, Sicherheit, ein Zuhause auch mit meiner Nase definieren?
Denn so riechst du für mich.

Ein Parfum, das nach Vertrauen duftet, du.

Die Nähe zu dir

Es war ein langer Weg, bis ich Menschen wieder heranließ.

Ich weiß nicht, ob ich die Balance schon gefunden habe, um die richtige Distanz zu anderen einzuhalten.

Ich will dir nah sein.

Ich will nicht mehr ein „Entweder-Oder“.

Ich will dir körperlich, geistig und seelisch nah sein dürfen.

Nicht immer,
nicht die ganze Zeit,
aber ich will die Momente genießen können,
wo Nähe mir nicht mehr Angst macht.

Sei mir nah.

Hin und wieder.

Eine Minute lang, ganz nah,
wenn die Grenze zu allem schwindet.

Anders sein

Ich habe gelernt, dass es immer ein wenig anders ist.

Jeder ist ein wenig anders,

jeder braucht anderes,

jeder trägt sein besonderes Wesen.

Das mag ich so gerne.

Vielleicht kann ich deshalb so schwer wütend werden.

Zornig werde ich, wenn ich nicht mag, wie ich oder andere behandelt werden.

Aber die Art des anderen bleibt unantastbar, mag sie mir noch so seltsam erscheinen.

Streit mit mir

Oder ich streite mit dir, wie mit einer anderen meiner Freundinnen, die mich anbrüllt, alles durch die Gegend wirft, und ich verstehe, was sie schmerzt.

Da wurde ich zwar auch klein und sagte nichts. Trotzdem sie mir die Schuld gab, ließ sie es zu, dass ich ihr alles schrieb und erklärte und sie nicht verschwand.

Wir beide am Boden zerstört, uns unverstanden fühlten, und nach ein paar Wochen ging es wieder.

Sie hatte meinen Brief nochmals gelesen und mir nicht Recht gegeben, aber sie sah, was ich sagen wollte.

Das reichte.

Einfach gesehen werden.

Ich muss nicht Recht haben.

Ich muss nicht gewinnen, aber reden muss du mit mir.

Blanke Bewunderung, was für ein Horror

Was wird sein, wenn sie erkennen, dass ihr Applaus fehl am Platze sein wird?

Nackt fühlte ich mich, durchschaut, gläsern, und es verunsicherte mich, weil ich nicht wusste, wer ich bin, denn da war jemand, der um mich wusste.

Die anderen sahen Dinge in mir, die ich nicht einmal ahnte.

Hatten sie Recht? War ich so, wie sie sagten?

Welche Geheimnisse trug ich, die ich nicht kannte?

Sie behaupteten zu wissen, was ich begehrte, wohin ich strebte, wer ich war.

Nur ich wusste es nicht mehr.

Wer war ich ganz tief drinnen?

Es gab niemanden, der sah, was ich verloren hatte: Mich.

Ich wurde beamtete Ehefrau und Freundin.

Stehle mir nicht mein Selbstvertrauen

Du kannst vielleicht nicht mögen, wie ich die Gabel halte oder was ich koche, aber nimm mir bitte nicht meine Würde. Nimm mir nicht mein Selbstvertrauen, beschimpf mich blöde Kuh, aber sag nicht, ich sei dumm. Über eine blöde Kuh kann ich wieder lachen, hingegen meine Dummheit wird als Narbe zurückbleiben.“

Ich war klug damals. Sein Stil wurde subtiler. Feiner. Unbemerkter. Denn ich kann nicht sagen, was es war, aber irgendwann war mein Selbstvertrauen weg. Ihm ist es nicht aufgefallen und mir schon gar nicht.

Ratschläge

Die Entscheidungen auf Grund ihrer Vorschläge

trugen keine Früchte.

Viel wichtiger wäre gewesen,

mir zu sagen:

Hör auf dich!

Was singt deine Seele?

Wo warnt dich dein Innerstes?

Vertrau dir selbst!

Sprache ohne Worte

Ich möchte jeden Flecken deines Körpers entdecken.

Und es ist egal, wie verbraucht, verletzt oder verdreckt er ist.

Ich will nur wissen, was meine Berührung mit dir an genau diesem Quadratzentimeter macht.

Ich will wissen, was du bist.

Ich will mit dir entdecken.

Ich will eine Suche nach Orten beginnen, von denen wir beide nichts ahnen.

Eine Sprache lernen, deren Worte Berührungen sind.

Weißt du, was Liebe ist?

Wir reden so viel über sie,

aber was ist sie wirklich?

Ist sie klar und einfach ohne viele Worte?

Manchmal denke ich mir,

wenn wir von Gefühlen reden,

stimmt vielleicht gerade mal die Richtung,

in die zwei schauen.

Bedeutet es, auf dem gleichen Weg zu sein,

oder gar am gleichen Ziel anzukommen?

Wir verwenden Wörter und wissen nicht, was sie dem anderen bedeuten.
Die Konzepte unterscheiden sich.
Wir sprechen von Dingen, Ideen und Träumen und manchmal meinen wir etwas ganz anderes.
Wir reden an einander vorbei und wundern uns, dass das Gegenüber uns nicht versteht.

Leben ist der Versuch, Erfahrungen zu machen

Menschsein ist nur eine Form für weitere Lektionen. Nicht wichtiger und nicht wesentlicher als das Entstehen eines Berges, das Leben einer Ameise oder eines Baums oder des Staubs unter meinem Tisch. Nichts ist wichtiger oder unwichtiger. Es ist die Manifestation von allem. Dazu brauche ich nicht werten.

Alles, was ich, Marie, erlebe, dient dazu, alles zu versuchen, zu testen, zu erfahren.

Deshalb gibt es Gut und Böse.

Dazu braucht es keine Rache.

Kein Jüngstes Gericht.

Wir machen sichtbar, was es gibt.

 

Wir hatten einen guten letzten Tag

An diesem letzten gemeinsamen Tag meiner Mutter brachte ich eine Aufnahme einer Messe mit und betete einen Rosenkranz an ihrer statt. Sie betete immer, wenn sie nicht mehr ein und aus wusste. Wenn sie nicht schlafen konnte, wenn sie die Schmerzen nicht mehr aushielt, wenn sie verzweifelt war. Früher schon und dann noch immer. Wenn sie Wörter suchte, konnte ich an ihrem Singsang erkennen, dass es noch immer das „Gegrüßt seist du, Maria“ war, und ich sprach die Worte laut für sie. Ich musste daran denken, dass ich kein solches Mantra besitze. Sie hat zu Maria gebetet, seit ich denken kann. Und als nichts mehr war, war immer noch das Gebet. Am Abend, als ich ging, schlief sie ruhig ein. 

Ich will dich lieben

Denn nichts ist schöner, als dich zu lieben.

Und ich will dich lieben, wenn ich mich über deine Bartstoppeln ärgere,

lieben, wenn du den Freund triffst, den ich nicht mag.

Ich liebe dich, wenn du jeden Tag Fleisch essen willst und es mich graut.

Ich weiß nicht, ob ich ständiges Maulen aushalte, Beschwerden über dies und das: Die Telefongesellschaft, die U-Bahn, die Nachbarn, Dummheit der Menschen und überhaupt.

Kultivierung von übler Laune bleibt üble Laune. Selbst wenn du es in schlechte Witze packst, über die andere lachen. Ich konnte da nie gut mitlachen. Zum Auslachen fehlt mir, glaube ich, das richtige Gen. Ich mag das nicht. Denn es vergiftet auch meine Seele. Lach mit mir, wenn ich mich auslache, und vielleicht darf ich mit dir lachen, wenn du über dich selbst lachen willst.

Aber ich will dich auch lieben,

wenn wir gemeinsam am Ozean spazieren

und die Gischt Haut und Haare mit Salz überzieht.

Ich will dich lieben,

wenn wir an einem Ort sind,

der der Milchstraße erlaubt zu leuchten.

plötzlich wäre ich wieder tot

Ich bin es,

die mich interessiert,

ich bin es,

von der ich wissen will,

was sie wieder treiben könnte.

Egal, wie viel und wie oft ich von anderen rede.

Sie helfen mir, mich zu verstehen.

Ich weiß, wozu ich im Stande bin.

Ich habe mich selbst vergessen.

Und es ist mir nicht aufgefallen.

Das stimmt nicht,

ich hatte nicht die geringste Idee,

wie ich es anders hätte machen können.

Ich hatte nicht das Gefühl,

dass die Welt mir offen steht,

sie bot mir einiges.

Aber mit Freiheit,

wie ich sie heute lebe,

hatte es nichts zu tun.

Davor habe ich Angst.

Wenn sich geistige Enge unauffällig wie Kohlendioxid in mein Leben schleicht,

ein unbrennbares, unsichtbares und nicht riechendes Gas,

und plötzlich bin ich wieder tot.

Ich habe Angst

Die Erkenntnis meiner Fähigkeit, mich selbst so aufzugeben, macht mich vorsichtig. Ich weiß nicht, wie mein neues Leben mit dir aussieht, nicht vor dir, sondern vor mir fürchte ich mich. Während andere laufend erklären, wie andere zu sein hätten, schweige ich lieber. Ich kenne diese Verwirrung, ich verstehe die Ohnmacht.

Schwäche ist mir vertraut.

Werde ich mich wieder vergessen?

Ich hätte dich so gerne bei mir!

Im Nachhinein ist alles so einfach

Jetzt,

wo ich alles in Worte fassen kann,

wo alles seinen Rahmen bekommt.

Ich habe die einzelnen Pfeile herausgezogen,

die Wunden gepflegt.

Es waren spitzen Nadeln,

die in mich eindrangen,

kein Großflächenbrand.

So dünn wie Akupunkturnadeln.

Ein kurzer Stich und dann vergaß ich sie.

Doch sie machten was mit mir.

Denn sie trafen meine Energiebahnen.

Prinzessinnen-Augen

Stecke ich in mir,

bin ich ganz bei mir,

betrachte ich es nur aus meiner Perspektive,

ergibt vieles keinen Sinn.

Ich mag den anderen und der haut auf mich ein wie der Kasperl auf das Krokodil.

Und ich habe nur große blaue Augen.

Prinzessinnenaugen, die nie etwas Böses gesehen haben.

Bin ich dieser kleine Stöpsel,

der zwar nichts versteht,

kann ich trotzdem oder vielleicht erst recht die Emotionen des anderen spüren.

Doch im Mitleid ergeben,

vergesse ich, mich zu wehren,

wenn es gut für mich wäre.

Wenn ich in dem Theaterstück,

meinem Leben,

kurz mal nicht mitspiele,

gelingt es mir,

angemessen zu reagieren.

Mit dir bis ans Ende des Universums träumen!

Lass mich dich lieben,

mit Erdbeeren und Schlagsahne nach dir werfen,

albern und kichern, die Sahne von dir schlecken,

und die Erdbeeren suchen,

eine Polsterschlacht mit dir kämpfen,

mit unseren Freunden lachen,

traumhafte Nächte mit dir verbringen

und selig in deinen Armen wegdämmern.

Lass mich dich mit Küssen überschwemmen!

Oder du mich!

Oder nur umarmen!

Oder nur schauen!

Oder nur berühren!

Oder nur kosten!

Oder in deinen Augen ertrinken!

Von deinem Duft betäubt sein!

Immer nur küssen!

Das kleine Mädchen von damals lebt

Ich bin so froh, dass es diese Seite auch gibt. Da singe ich dann laut vor mich hin und wenn du mich fragst, was es für ein Lied sei, dann kann ich es dir nicht sagen, denn es singt selbständig allein aus meinen Gehirnzellen raus. Es nimmt verschiedenste Nervenenden, die verstohlen meinem Stimmorgan Reize senden. Immer nur Melodien, keine Texte. Und sie nehmen sich alles, was sie bekommen können aus meiner Seele: Das Lustige, das Traurige, das Sentimentale, das Alberne, das Sehnsüchtige, das Kindliche, das Erotische, das Alte und das Junge. Ein Selbstbedienungsladen für die Musik in meinem Kopf. Und im Mund der Geschmack eines Faschingskrapfens und die Perlen von Sekt, die platzen im Mund wie die Blasen eines Brausepulvers.