Biedermänner

Es gibt Menschen, die glauben, das Leben spielt sich im geschriebenen Wort ab. Denn dort sind sie revolutionär, da bewegen sie, da rufen sie auf, da sind sie Veränderer, Rebellen und Revolutionäre.

Doch lüftet man den Vorhang, dann kommt ein biederer, gewöhnlicher Mensch heraus, der an anderen herumnörgelt, alles besser weiß und nichts besser macht. Der sucht nach Bewegungen, großen Mustern, ob es die alte Linke, die noch älteren Reaktionäre, oder auch die neuen Selbständigen sind. Alles wird schubladisiert. Und er selbst, erkennt nicht, dass er nur in der Schublade des Schwaflers sitzt.

Es ist eine adrette Falle, sich über andere lustig zu machen, in einer Art und Weise, dass zuletzt der Zeigefinger nackt auf einen selbst zeigt. Er fragt schon mal in fremden Lande, wie die Stimmung so sei unterm Volke. Und begreift nicht, dass der soeben Gefragte auf Bilder zurückgreift, die Menschen, wie er selbst, entworfen hat. Da kann Panik sein, da kann Freude sein, Wahrheit ist etwas anderes. Dazu sind wir zuviele, zu Unterschiedliche.

Wer von anderen beachtet wird, aus welchen Gründen auch immer, kann nun was sagen, wen er gefragt wurde und auch was sagen, wenn er nicht gefragt wird. Doch hören tun wir es nur, wenn darüber berichtet wird. Nur wer ist berechtigt, zu bestimmen, wer etwas sagen darf oder nicht. Dann kommt ein Schubladen-Journalist und schließt von einer Rede einer Person, über deren Qualität ich nichts sagen will, auf eine gesamte Berufsgruppe. Wie platt.

Wie mir vor diesen Schubladen graut.

Die sagen mal zu Künstlern Bilde, Künstler, und rede nicht so viel Blech! wie Tilman Krause. Als ob die Schublade „Künstler“ zu blöd zum Denken sei. Herr Krause meint, Künstler sind doof und sollen den Mund halten. Wie schön wäre die Welt, wenn Künstler die Einzigen wären, die Blech reden. Leider spricht nicht nur ein Mensch viel Schwachsinn und auch nicht eine bestimmte Gruppe von Menschen. Wie immer ist es differenzierter. Schwachsinn ist zu kritisieren. Nicht der Mensch, sondern das Blech.

Dieses Gleichgewicht scheint heutzutage arg aus der Balance zu kommen. Denn so gedacht, wäre der Journalist das Gelbe vom Ei. Wenn dem doch so wäre, wie schön. Und doch reden auch sie viel Blech. Und dieses Blech sei auch kritisiert. Denn diese Menschen sind dieselben, die die anderen (und so auch Künstler) fragen, was sie denn denken. Spricht nun, wer auch immer Blech, sind es Journalisten, die es anstatt als Altmetall zu entsorgen, es wieder ins Feuer geben, um es neu zu hämmern. Ganze Menschengruppen werden zu Idioten. Ausgrenzung, das gab’s schon mal. Und es fällt niemandem auf. Beifall wird aus allen möglichen Ecken geklatscht. Der Künstler soll Kunst machen, zu allem anderen ist er unfähig.

Ich habe die Rede, um die es da ging, nicht gelesen. Ich hätte von ihr nicht einmal erfahren, wenn andere – nämlich Journalisten – nicht darüber gesprochen hätten. Aber das Maul verbieten, löst bei mir zunächst Beklemmung aus und dann werde ich zornig. Wir hatten so etwas schon mal.

Seit ich nun auf Maulverbieten schaue, sehe ich es links und rechts und oben und unten immer wieder aufblitzen, wenn einer wieder mal, einem anderen das Maul verbietet. Das passiert öfter, als ich dachte. Meist sind die gleichen Leute, die dann rufen: Denkt mal, Leute!

Nicht von anderen verlangen, dass sie denken sollen, und dann das Maul verbieten. Es ist noch viel schlimmer, denn einer gesamten Gruppe von Menschen wird gesagt, dass sie nicht fähig sind zu denken, ist eine Frechheit. Er sagt quasi mir, dass ich ein Volltrottel bin. Wenn er es mir ins Gesicht sagen würde, wenn er Manns genug wäre zu sagen, Frau Taler, das ist Schwachsinn. Nur, das glaube ich nicht.

Kann so jemand glauben, dass Menschen überhaupt denken können, entscheiden können? Nein, das geht nicht. Ich kann nicht sagen, die sind blöd und dann noch glauben, der Mensch sei prinzipiell zum Denken fähig. Das geht nicht zusammen. Das ist ein Widerspruch. Lasst doch die Leser selber denken und das Blech selbst entsorgen, wenn Journalisten glauben, davon berichten zu müssen.

Wie leben diese getarnten Biedermänner ihr Leben? Sind sie tatsächlich revolutionär, oder behandeln sie dich so, wie sie es von klein auf gelernt hatten, ganz altmodisch, die Muster der Kindheit verfolgend. Haben sie ihr Leben umgedreht? Oder schreiben sie und schreiben sie und schreiben sie. Wer so spricht, erobert sich nicht meinen Respekt.

Schreiben allein ist nicht klug, Schreiben allein ist nicht revolutionär, Schreiben alleine ist Schreiben. Nicht mehr, nicht weniger.Und wenn die Worte so verzaubern, dass sie unendlich klug klingen, sind sie doch die Worte eines Zauberers und die wollen entzaubert werden.

Leben, Tun, Atmen, da findet Revolution statt. Wie gehe ich mit anderen um? Wie achte ich andere, die nicht meiner Meinung sind, die nicht die Musik mögen, die ich mag, die arbeiten, wie ich es nicht aushalte, die leben, wie ich niemals leben möchte. Sie sollen da alles machen dürfen, denn ich will auch alles machen dürfen, solange es andere nicht verletzt. Und glauben Sie mir, wenn ich blaues Haar hätte, würde keiner sterben daran, auch wenn sie sich noch so aufregen. Wahre Verletzungen sehen anders aus.

Wenn ich über die Schreiber lästere, weiß ich, wovon ich rede, schwafle ich selbst gerade vor mich hin.

Meine private Sternschnuppe

Sternschnuppen kann man kaufen, dass ich das nicht früher entdeckt habe, ist Schade, aber besser spät als nie. Als ich aus dem Laden rausging, dachte ich, Marilyn Monroe hatte nicht recht, Sternschnuppen sind die beste Freunde eines Mädchens. Und wie immer tut es mir leid, dass ich es nicht wagte, laut rauszuschreien: Ich habe mir eine Sternschnuppe gekauft!sternschnuppen

Vielleicht werde ich auch mal eine finden, wenn nicht die gesamten Edelsteingeschäfte der Erde die Fundplätze plündern.

Aber ob ich ihn erkennen würde, glaube ich nicht. Schließlich sieht er nicht anders wie ein Stück Eisen aus. Oder ist es wie Goldwaschen eine Touristenattraktion? Aber ich durfte ja schon vom Mount St. Helens keinen simplen Stein mitnehmen.

Die Altersangabe hat mich umgehauen, 4,6 Milliarden Jahre. Den genauen Geburtstag weiß ich leider nicht. Ich weiß auch, dass die meisten kein Herzklopfen bekommen, wenn sie diese Angabe hören. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass es die Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems sein musste. Und so war es. Ich hab nun etwas vom Beginn unseres Sonnensystems um meinen Hals hängen. Auf die Erde herunterfiel der meine  vor 4-6.000 Jahren, Menschen haben sie wahrscheinlich fallen sehen – irgendwo in Argentien. Meine Sternschnuppe enthält mehr Iridum als die Kruste unserer Erde. Nicht nur das, Iridium gibt es viel seltener als Gold und Platin. Vermutlich ist seine Heimat zwischen Jupiter und Mars. Das ist eine Adressenangabe, beneidenswert. „Ich wohne am Asteroidengürtel 4562.“

Bislang hatte ich es nur zu einem Tektiten gebracht, die entstehen, wenn eine Sternschnuppe auf Gestein fällt, das dann ziemlich heiß wird und sobald es kalt ist ziemlich anders aussieht als vorher, wie ein Tektit eben. Er wurde mir allerdings als Meteorit verkauft. Er stammt also von der Erde und ist nur ziemlich ins Schwitzen geraten. Keine Sorge er war erschwinglich, vielleicht zu erschwinglich, deshalb blieb ich misstrauisch, bis ich die Wahrheit im Museum erfuhr. Doch heute las ich von einem Einschlag am Mond im letzten Jahr und plötzlich wusste ich, ich will meinen Teil eines Sternes eine Weile in meiner Nähe wissen, damit mir immer bewusst ist, woher ich stamme.

Ab jetzt brauche ich nur mehr meine Sternschuppe nehmen, sie vor mir herunterfallen lassen, Augen schließen und mir etwas wünschen. Eine private Sternschnuppen sollte jeder besitzen.

Langweilige Zeitgenossen dürfen auch Meteorit sagen. Ich musste die Verkäuferin mehrmals korrigieren: „Gehen Sie achtsam um, es ist eine Sternschnuppe, die Sie da in Ihren Händen halten.“ Ich darf nun meine Lebenszeit mit einer Sternschnuppe teilen.

Auf Nummer sicher gehen

Wenn es eine Versicherung gäbe, die uns Vertrauen garantiert, dann würden viele sie wohl abschließen. Es gehört vielleicht zu den großen Mysterien, warum unser Vertrauen enttäuscht wird, aber vielleicht enttäuschen wir andere ebenso. Oder gibt es wirklich Menschen, die uns mit voller Absicht enttäuschen wollen? Vielleicht bin ich wirklich absolut naiv und davon überzeugt, dass die meisten Menschen gute Menschen sein wollen.

Manche sind aber von ihrer guten Absicht nicht wirklich überzeugt, dann beginnen sie zu lügen. Sie lügen weniger, um dich anzulügen, mehr um das Bild, das sie für dich entworfen haben, aufrecht zu erhalten. Dabei wissen sie nicht einmal, welches Bild du gemalt hast.

Einmal erwischte ich jemanden beim Lügen für mich. Was er nicht bedachte, war, mit der Zeit glaubte ich immer weniger, beobachte ihn immer eifriger, immer misstrauischer. Und so wie ich skeptischer wurde, wurde er unsicherer und verlogener. Und ich bin gut beim Riechen seltsamer Geschichten.

Das Vertrauen war hin. Doch der Wunsch zu vertrauen lebt in mir, als ob ich 5 Jahre alt wäre. Versicherung gibt es keine und ich würde auch keiner Gesellschaft glauben, die es anbieten würde. Wie gerne würde ich auf Nummer sicher gehen.

Heilige Kuh

Die Regierung ist Schuld, an ….

Setzen Sie ein, was Ihnen beliebt. Die Verantwortung an eine Organisation abzugeben, haben Menschen immer schon geliebt. Früher war es mal der liebe Gott, heute darf es die Regierung oder die EU sein und wenn es nicht passt, kann ich endlich auf jemanden schimpfen, denn ich selbst kann nichts dafür.

Mich stört, auf wieviele Dinge ich keinen Einfluss mehr habe. Es stört mich, dass andere so viel Verantwortung für mich übernehmen und ich keine Chance habe, dieser Entmündigung zu entgehen. Seltsamer Weise würde einen Basiseinkommen tatsächlich Freiheit bedeuten. Die ewigen Herumjammerer würden sich ihres liebsten Hobbys entledigt sehen. Aufgeblähte Verwaltung würde in sich zusammenfallen, sie wäre einfach nicht mehr notwendig. Wenn mir ein Job nicht passt, kann ich gehen. Mitleid mit Bewegungslosen ist nicht mehr notwendig. Die können sich im Kreis drehen, es wird keine Beachtung mehr finden.

Aber in diesem Moment bin ich auf mich zurückgeworfen. Ich denke, ich entscheide, ich gehe, ich stehe, ich lebe. Niemand macht mit mir. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich bin nicht einflusslos. Ich bin nicht hilfsbedürftig. Ich bin aktiv. Ich bin zumindest mächtiger, eigenverantwortlicher, trage mehr auf meinen Schultern als früher.

Auch wenn ich ungläubig auf die USA blicke, weil man sich gegen eine allgemeine Krankenversicherung wehrt, so sind Pflichtversicherungen in allen Richtungen in Österreich schon lächerlich. Oder haben Sie gewusst, wenn Sie als neuer Selbständiger im Vorhinein wissen müssen, was Sie verdienen werden (wie ein Angestellter), wenn Sie das nicht melden, 9% Strafe zu zahlen ist. Nun werden Sie denken, jeder muss Steuern zahlen. Da gebe ich Ihnen schon recht, aber wie jemand bei einem Einkommen von 537,78€ im Monat, dann 148,86€ an Pflichtversicherungen zahlen muss, grenzt an, ich weiß nicht was. Es bleiben also 388€ zum Leben. Und beachten Sie, wenn ich unter diesem Einkommen bleibe, das ich vorab angebe, bekomme ich dieses Geld nicht refundiert, wenn ich es aber nicht melde, bezahle ich 9,3% Strafe. So lese ich den Beitrag über Neue Selbständige der Wirtschaftskammer (als Neuer Selbständiger bin ich nicht Kammermitglied, auch so ein Verein, dem ich mich nicht entziehen kann, und so falle ich aus jeglicher Sozialpartnerschaft raus. Das erklärt wohl, wie es zu solchen Vorschriften kommt. No Lobby, no service). Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben.  Verstehen Sie das? Ich nicht, ich will das auch nicht verstehen. Vielleicht ist es auch ganz anders. Mir ist schon klar, dass ich das genau wissen will.

Aber über Länder wie die USA schimpfen und unsere Krankenversicherung so toll finden, kann ich nur, wenn ich weiß, welche Bedingungen daran geknüpft sind. So wie die meisten glauben, es gäbe keine Menschen, die nicht versichert sind. Es gibt sie aber. Und es gibt wenige Stellen, wo sie sich behandeln lassen können. In Österreich ist nicht jeder krankenversichert. Das muss einfach gesagt werden. Es ist eine Illusion, wenn ich das nicht weiß. Krankenversichert und mit 388,92 zahle ich dann Wohnung und Essen.

Heilige Kuh der Entmündigung, denn keiner hat davon gewusst. Wenn es nicht so ist, dann nur zu, schreibt mir! Ich wäre froh, wenn das, was ich gelesen und gerechnet habe, falsch ist.

Noch besser

Ein Postskriptum zu Blödmännern

Das Doofe beim Denken ist, dass man es nur mehr schlecht abschalten kann, wenn einmal die Leidenschaft entzündet wurde.

Werde ich selbst auch ein Besserwisser, wenn ich über andere Besserwisser lästere? Das ist eine verdammt blöde Frage. Vielleicht ist auch ganz einfach.

Was mache ich? Ich will erklären und meinen Weg aufzeigen, der mich zu einem bestimmten Schluß gebracht hat. Damit lade ich ein, sich in jener Straße der Erkenntnis selbst umzusehen. Zum Denken zwingen kann ich niemanden. Ist jemand nicht meiner Meinung, muss es mir nicht gefallen. Ihn deshalb zu verurteilen, spricht allerdings nicht für Klugheit.

Ich rede nicht von grundlegenden Prinzipien, auf die wir uns geeinigt haben, Menschenrechte und andere Konventionen. Auch will ich hier nicht von totalitären Systemen wie Faschismus sprechen. Jedoch „wer glaubt, ein Diktator sei ein Demokrat, ist blöd, “ klingt auch nicht intelligent.

Die Radikalisierung bei Trivialem nervt mich. Als Denkübung will ich hier so einige Grüppchen nennen: was halten Veganer von Fleischessern? Und Fleischesser von Veganern? Was halten Grüne von Ölkonzernen? Was denken Konservative über Revolutionäre? Und haben Sie schon mal die Fetzen fliegen gesehen, wenn diese Grüppchen sich über ihre eigenen Ziele zu unterhalten beginnen?

Nur weiß ich, manchmal bin auch ich ein Besserwisser. Da zähle ich auf weise Freunde, die mich an der Nase nehmen und mir zeigen, wie oberlehrerhaft ich gesprochen habe.

Lärm

Manchmal erschrak ich, als ich mir des Lärms rund um mich bewusst wurde. In meinem Büro rauschte die Klimaanlage, die 4 Computer im Raum brummten, seit Neuestem blubberte ein Luftbefeuchter, draußen landete regelmäßig der Hubschrauber, weshalb die Fenster oft geschlossen blieben, denn das Rotieren der Blätter war lauter als alles andere. Um alles besser ignorieren zu können, spielte ich Discjockey. Auch wenn ich Abba nicht wirklich mochte, ich liebte die Reaktion auf sie, die einen tanzten am Zimmer vorbei, von weitem hörte sie jemand pfeifen und die Kollegen im Zimmer sangen falsch mit. Im Pausenraum wurde um die Wette geredet, den Lauten unter ihnen fiel nur auf, wenn die Leisen auch einmal laut auflachten. Manchmal war es keine Pause sondern nur ein Belastungstest und ich musste gehen. Die Heimfahrt in der U6 aufreibend – sie war die lauteste der U-bahnen Wiens -, um ein Hörbuch noch hören zu können, musste ich meinen mp3-Player voll aufdrehen, was mich manchmal noch aggressiver machte. Da waren mir noch nicht einmal die Menschen aufgefallen, die lauthals telefonierten.

Das ist Stadt, da ist mal so.

Weit gefehlt.
Als ich in Nationalparks unterwegs war, konnte ich der Stille zuhören, bis Menschen kamen.
Menschen machen Krach.
Und Flughunde, die sind auch laut.