Nach dem der letzte Winter nicht aufhören wollte, war die Sehnsucht nach Frühling unendlich groß. Umso verzauberter war ich, als ich über die Alland auf die Westautobahn fuhr. Die Leichtigkeit des Wiener Waldes hat es mir schon immer angetan. Laubbäume lassen meine Seele fliegen, da ist immer ein Weg frei in den Himmel. Doch diesmal ist er besonders reizend. Die Bäume wachen zu unterschiedlichen Zeiten auf, da gibt quasi die Morgenmenschen unter ihnen, die quietschvergnügt ihre weißen Blüten tragen, irgendwelche Wildkirschen könnten es sein. Die anderen tragen ein Hellgrün, das so blendet, dass ich fast glauben möchte, dass sie die Sonnenstrahlen spiegeln, so leuchten sie.
Wieder andere haben ihr Grün mit etwas Braun gedämpft. Dann sind noch die Abendmenschen bzw. Spätaufsteher. Sie sahen von der Ferne so wie die letzten Monate aus. Kein Blatt rührt sich. Vielleicht hätte ich kleine Knospen gesehen, wenn ich näher gekommen wäre. Der Frühling erscheint mir so oder so eine Jahreszeit zu sein, die es mag, wenn man näher kommt. Leberblümchen und Buschwindröschen sind die ersten Boten, und das Bild mag lächerlich erscheinen, sie kommen ganz still und über Nacht überraschen sie nach den Wintermonaten, wenn die Sehnsucht nach Wärme einen langsam erfasst hat. Mit diesem Vorstellung im Herzen verabschiedete ich mich von Zuhause und ich freute mich, damit auf reisen zu gehen. Es erlaubte mir auch, die Unterschiede genauer wahrzunehmen, je weiter ich in den Westen kam.
Denn die dunklen Nadelbäume auf den Bergen links und rechts des Inntales nehmen viel von der Luftigkeit, die ich noch weiter im Osten verspürte. Die Lärchen schlafen noch, nur vereinzelte Birken malten einzelne hellgrüne Flecken in die Wälder. Aber ich entdeckte, wie die Autobahn sich neben dem Inn dahin schlängelte, dass links und rechts des Inns die hellen verträumten Laubwälder standen. Sie waren es, die hier die Sonnenstrahlen einfingen. Es mag lächerlich klingen, aber es ist dieses Faktische der Berge, mit dem sie sagen, hier bin ich, du Mensch bekommst mich hier nicht so schnell weg, die mich manchmal bedrückt. Deshalb liebe ich Berge am Meer, denn auf einer Seite geht der Blick immer frei ins Unendliche. Eine Erinnerung aus meiner Jugend kommt plötzlich hoch, die mir sagt, wenn in Tirol die Sonne scheint, die Berge noch angezuckert sind, alles bereit für ein Tourismusprospekt, dann ist’s mir zuviel. Die Schönheit wird zur Aufdringlichkeit. Du kannst nicht wegschauen. Ist das nun gut oder schlecht? Ich weiß es nicht.
Der Himmel ist nicht mehr so strahlend wie gestern, doch ein wenig von den ausschlagenden Bäumen konnte ich dennoch festhalten.