Wald — Steppe — Tundra — wie mag es hier vor 20.000 Jahren ausgesehen haben

Die Dor­dogne ist eine reizvolle Land­schaft. Neben den vie­len Eichen­bäu­men habe ich auch Kiefern gese­hen und auch einen Feigen­baum zeigte mir wie fre­undlich es hier ist.

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Doch wie sah es aus, als diese Höhlen Zen­tren — aus welchen Grün­den auch immer — wur­den? Wie ein­fach habe ich mir das alles vorgestellt und wie kom­pliziert ist das alles bei genauerem Hinsehen.

Die let­zte Eiszeit, die Würmeiszeit, dauerte 115.000 BP bis 10.000 BP. Wie schnell ist das hingeschrieben, bis ich dann genauer schaute und sehen müsste, dass es auch in dieser let­zten Kaltzeit wärmere Phasen gab. Wenn es nur kalt gewe­sen wäre, dann hätte ich schnell mal Tun­dra getippt. Steppe vielle­icht noch. Aber das war in den käl­teren Phasen, die auch trock­enere Zeit­en waren, da so viel Wass­er gebun­den war (jet­zt wird’s bei uns wärmer, also sollte es auch mehr reg­nen, tja nix mit Son­nen­schein jahrein, jahraus.). Der Tun­dra fol­gte der bore­ale Nadel­wald oder Taiga. Auch von Park­tun­dra mit vere­inzel­ten Baum­grup­pen ist die Rede.

Ich habe mich also auf die Suche begeben und geschaut, in welch­er Umge­bung jene Tiere lebten, die hier abge­bildet sind. Nach­dem ich zu fast allen Tieren nachgeschla­gen habe, notiert habe in welch­er Umge­bung sie lebten, stolperte ich zulet­zt auf die Mam­mut­steppe oder Step­pen­tun­dra. Warum nicht gleich?

Die Wikipedia schreibt dazu:

Die Land­schaft war nahezu baum­frei, zu den vorherrschen­den Pflanzenarten zählten Gräs­er, Ried­gräs­er, Kräuter, Zwerg-Birken und Polar-Wei­den. Häu­fig wird die Mam­mut­steppe auf­grund dieser Mis­chung mit der heuti­gen Tun­dra ver­glichen, stimmte aber nur bed­ingt übere­in. Tren­nende Merk­male sind vor allem die unter­schiedlichen Son­nen­stände und die damit ver­bun­de­nen Jahreszeitzyklen, die die Mam­mut­steppe mit ihren in weit­en Teilen vorherrschen­den Lichtver­hält­nis­sen der mit­tleren Bre­it­en von der nördlichen Tun­dra mit aus­geprägten Polar­som­mern und ‑win­tern abset­zt. Dadurch ent­stand eine arten- und vor allem nährstof­fre­iche Veg­e­ta­tion, zusät­zlich begün­stigt durch die auf­grund der nahen Gletsch­er auftre­tenden lang andauern­den Hochdrucklagen.

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Hier hat man im Laténe Muse­um eine kleine Fläche entsprechend der Tun­dra angelegt. Ich weiß nicht recht, ob das im Bild so auch klar wird.

Woll­haar­mam­mut (Mam­muthus prim­i­ge­nius), auch andere Großsäuger wie das Woll­nashorn (Coelodon­ta antiq­ui­tatis), der Moschu­sochse (Ovi­bos moscha­tus), das Ren (Rangifer taran­dus), die Saiga-Anti­lope (Saiga tatar­i­ca) aber auch der aus­gestor­bene Step­pen­bi­son (Bison priscus) und die eiszeitliche Wildpferdeun­ter­art Equ­us cabal­lus lenen­sis. Nicht gek­lärt ist, ob durch die Wei­deak­tiv­itäten dieser Mega­her­bi­voren diese spez­i­fis­che Land­schafts­form ent­stand und sie ver­schwand, nach­dem die Tiere ausstar­ben oder ob das Ver­schwinden dieser Land­schafts­form dazu führte, dass die typ­is­chen Großsäuger ausstarben.

Das passt nun auch, was ich zu Ren­tier und Stein­bock gefun­den habe.

Span­nend war dann noch der Ein­trag zum Höhlenlöwen:

Ihre Nahrung bestand vor allem aus größeren Huftieren der dama­li­gen Zeit, etwa Wildpfer­den, Hirschen, Wildrindern und Antilopen. In jung­pleis­tozä­nen Ablagerun­gen des Rheins von Hes­se­naue bei Darm­stadt wurde das Schien­bein eines Höh­len­löwen gefun­den, das trotz ein­er schw­eren Entzün­dung des Knochen­marks, die das Tier vorüberge­hend jag­dun­fähig machte, später wieder ver­heilt ist. Das Tier muss dem­nach noch län­gere Zeit mit dieser Behin­derung über­lebt haben. Das legt nahe, dass dieses Tier von Artgenossen an der Beute geduldet oder mit Fut­ter ver­sorgt wurde. Möglicher­weise war der Höh­len­löwe also ähn­lich wie heutige Löwen ein Rudeltier.

Ich habe viel gele­sen und geschaut in let­zter Zeit und da wurde auch betont, wie sozial der frühe Men­sch (ich denke, es war der Nean­der­taler — Gott Lob bin ich kein Wis­senschaftler — der Wasser­stand der Donau tut es bei mir auch, denn ich schaue mir seit etlichen Aben­den alle möglichen Doku­men­ta­tio­nen über die Entwick­lung des Men­schen an, da wurde es irgend­wo erwäh­nt 🙂 war, als man einen Kopf eines älteren Men­schen fand, der 2 Jahre lang keine Zähne mehr hat­te, der also mitver­sorgt wurde (u.a. das Fleisch vorgekaut). Da musste ich an meine Mut­ter denken, die auch 2 Jahre lang püri­ertes Essen bekam.

Was bedeutet das nun alles? 

Der Wald hier rund herum ist ein­er­seits sehr kusche­lig, aber ander­er­seits ver­liere ich jegliche Orientierung.

Man sieht ein­fach nicht weit. Außer­dem kon­nte ich mir nicht recht vorstellen, dass riesige Tier­her­den durch so dicht bewaldetes Gebi­et zogen. Viele der Tiere zogen jahreszeitlich bed­ingt durch das Land. Gehört hab ich das natür­lich von Ren oder den Bisons, bei den Pfer­den war ich mir da nicht so sich­er, aber bei denen war das auch der Fall. Selb­st der Stein­bock zieht bei uns in den Alpen rauf und runter.

Um das alles noch ver­wirren­der zu machen, hörte ich nun in ein­er Führung, dass Ren dur­chaus sta­tionär hier lebten, denn es wur­den Gewei­he von Weibchen und Män­nchen der Ren­tiere gefun­den und die wer­fen unter­schiedlich ihre Gewei­he ab. Im Früh­jahr Weibchen, im Herb­st Män­nchen und dann waren dann auch noch Jungtier­knochen. Also als es vernün­ftig kühl war (so wie es Ren­tiere für vernün­ftig hal­ten), zogen sie ein­fach hier ihre Run­den und ran­nten nicht wie blöd tausende Kilo­me­ter weit. Sie stell­ten 90% der tierischen Nahrung, von ihnen nutzte man, neben dem Fleisch, Knochen, Geweih und Fell. Tja, da gab’s nicht so viel Rest­müll wie bei uns.

Nach­dem ich nun nochmal darüber nach­dachte, entsprechen die Funde trotza­llem den Wan­derun­gen im Früh­jahr und Herb­st. Es ist nicht wirk­lich ein Zeichen von hier immer leben­den Tieren.

Diese Tiere waren also nicht per­ma­nent hier. Der Men­sch als Jäger und Samm­ler zog auch durch die Gegend, also viel Bewe­gung rund herum. Er soll außer­dem viel Klein­wild gejagt haben, von dem sieht man nichts in den Höhlen.

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Es war also eine Step­pen­land­schaft. Und zu bes­timmten Zeit­en zogen hier große Tiere durch. Zu den Lieblingsspeißen zählte Ren und Pferd, wenn man die Fund­plätze bei den Feuer­stellen betra­chtet. Das haben sie hier erzählt, als ich in den Höhlen zu Besuch war. Und die Wikipedia wider­spricht sich da, ein­mal hät­ten sie viele Woll­haar­mam­muts gegessen, ein­mal nicht (natür­lich an ander­er stelle). Genutzt ja, das Elfen­bein war cool, ein Kind hat man in einem Grab mit einem Schul­terblatt eines Mam­muts bedeckt. Die mas­sive Nutzung wie in Sibirien hat man hier aber nicht nachgewiesen. Die Abbil­dun­gen sind für mich zwar aufre­gend und wahrschein­lich für viele andere auch, aber es sind nur rund 7% aller Abbil­dun­gen der Frankokantabrische Höh­lenkun­st (so wird die Kun­st unser­er Altvorderen hier in Süd­frankre­ich und Spanien benan­nt). Und sie waren ein­fach beein­druck­ende Lebewesen.

Ps. Abso­lut nichts zur Sache, aber weil ich es berührend fand, auch das Woll­haar­mam­mut hat­te Karies und Arthritis.

All-Eins-Sein

All-Eins-Sein macht mich ver­let­zlich oder sollte ich bess­er sagen, ich lege die Rüs­tung ab und spüre deshalb mehr?

So sehr ich es liebe allein unter­wegs zu sein, so sehr schmerzt es auch , mich von der
nor­malen Welt, mich dem nor­malen Umgang der Men­schen zu entfernen.

Es ist auch die Zeit, sich selb­st zu beobacht­en, auch wenn ich nicht alles ver­ste­he. Es ist eine gewisse Unruhe, Ner­vosität in mir, ein Acht­sam sein, als ob etwas passieren kön­nte. Vielle­icht so wie vor 20.000 Jahren die Men­schen immer acht­sam sein mussten. Warum diese Unruhe da ist, kann ich nicht sagen, ich kann sie nur beobachten.

Doch wenn ein Vater, der vor mir in die Höh­le geht und ich den Abschluss unser­er kleinen Gruppe bilde, sich umdreht und schaut, ob ich da bin und alles in Ord­nung ist, berührt es mich. Bin ich es so wenig gewöh­nt, dass man auf mich Rück­sicht nimmt? Wenn ich beobachte, wie san­ft die Eltern mit ihren herum­to­ben­den kleinen Mäd­chen umge­hen, huscht ein Lächeln über meinen Mund. Das sind Momente, die ich genieße. Und selb­st die ruhige Art der Fran­zosen Auto zu fahren, lässt mein Herz tanzen. Sie lassen sich Zeit, nie über­holte jemand unbe­dacht, nie fühlte ich mich gehet­zt, in Gegen­satz zu Öster­re­ich, wo ich es gewöh­nt bin, wenn ich auf Land­straßen unter­wegs bin, gejagt zu wer­den. Alle haben es da eilig. Nur wo wollen sie hin?

Was ist die Ursache, rau miteinan­der umzuge­hen? Ich habe dann immer Angst, dass ich eben­so reagiere. Und das ist das andere beim Allein­sein, man hat viel Zeit nachzu­denken. Reflek­tieren, wie ich etwas gemacht habe, warum ich etwas gemacht habe, aber auch darüber wie manch­es auf mein Gegenüber wirkt. Eine san­fte Berührung wird dann zum aggres­siv­en Über­griff. Eine wieder­holte Bitte wird zum auf­dringlichen Aushorchen. Ich werde trau­rig darüber, dass es sel­ten vorkam, dass wir uns darüber tat­säch­lich ver­ständigten, da wird dann über den Aus­lös­er gesprochen, aber nicht über die Ursache und den Hin­ter­grund. Im Gegen­teil, es wurde inter­pretiert und nicht kommuniziert.

Zynisch, spöt­tisch, arro­gant, über­he­blich und auch mal aggres­siv sind die Reak­tio­nen. Und es kam vor, dass ich auch so wurde. Keine Eigen­schaften, die ich haben möchte. Und ich bin nicht stolz darauf.

Dies berührt mich ganz beson­ders, nach­dem ich so viel über die ersten Men­schen gele­sen und gehört und gese­hen habe, dass es die Fähigkeit die Sprache zur Kom­mu­nika­tion einzuset­zen, uns zu Men­schen machte. Nicht das Werkzeug, nicht der aufrechte Gang, nicht das Feuer, es war die Sprache. Und dann ste­he ich da und muss erken­nen, wie sprach­los wir so oft sind.
Und ich weiß, wovon ich spreche, ich selb­st war solange sprach­los. Umso ver­wirrter war und bin ich, als ich mich bemühte, diesen Fehler nicht mehr zu wieder­holen, und ich mit Schweigen kon­fron­tiert wurde. Erstaunt stellte ich fest, dass ich nicht allein war mit mein­er Unfähigkeit zu reden. Aber ich wurde auch mit Sarkas­mus kon­fron­tiert, der mich nicht nur schmerzt, wenn er gegen mich gerichtet ist, son­dern das Prinzip der Lächer­lich­machens über andere irri­tiert mich immer wieder. Beißend, bit­ter­er Hohn und Spot erscheint mir wie das Gegen­teil von Mit­ge­fühl. Und ich frage mich, wieviel Mit­ge­fühl mit sich selb­st der­jenige hat, der anderen sarkastisch gegenüber­tritt. Wohinge­gen Ironie ein gemein­sam ver­standenes Wort­spiel ist. Ich mag ein­fach nicht, wenn man sich über andere lustig macht.
Dinge, denen ich in den Wochen des All-Eins-Seins, entwöh­nt werde. Dinge aus der „nor­malen“ Welt brin­gen mich dann plöt­zlich zum Weinen. Meine Empfind­samkeit wächst in dieser Zeit.
Aber es sind gute Trä­nen, die ich zurzeit weine, voll Mit­ge­fühl für jene, die das nicht leben kon­nten. Dazu gehörten auch meine Eltern und es tut mir gut, auch diesen Teil von ihnen zu sehen, mit aller Liebe, die ich für sie empfinde.

Dankbar bin ich mit meinen allerersten men­schlichen Vor­fahren ver­bun­den, als sie die Sprache zu einem Teil des Men­sch­seins machten.

Zeit und Muße — Abri du Poisson

Immer wieder muss ich daran denken, wie ver­wirrt ich war, als ich bei „prim­i­tiv­en“ Völk­ern hörte, dass sie einen hal­ben Tag damit ver­bracht­en, sich ums Über­leben zu küm­mern. Anschließend hat­ten sie „frei“. Freizeit, um mit einan­der zu reden, zu sin­gen, irgen­det­was, das nicht zielo­ri­en­tiert ist zu tun. Wenn ich nun hier in der Dor­dogne die Höhlen auf­suche, kommt dieser Gedanke wieder in mir hoch. Auf der einen Seite wird von der harten Zeit gesprochen und ich will mir gar nicht vorstellen, wie man über­lebt, wenn es draußen eiskalt ist, eben eine Eiszeit. Und dann gibt es Men­schen, die sich tief in Höhlen hinein wagen, um dort Abbil­dun­gen an den Wän­den anzubrin­gen. Doch nicht nur dort find­en sich Bilder, auch in ihren Wohn­plätzen, die nie in ein­er Höh­le son­dern in ein­er Abri, einem Unter­stand, einem Fel­süber­hang, einem Shel­ter. Hier wur­den Sied­lungsspuren gefunden.

Im Abri du Pois­son wurde 20 Jahre nach dessen Ent­deck­ung, als sich wieder mal jemand daran machte die Funde aus Steinen zu Geld zu machen, hin­legte, um sich eine Pause zu gön­nen, den 1 Meter großen Lachs an der Decke ent­deck­te. Die Fran­zosen waren nicht inter­essiert und das Berlin­er Völk­erkun­de­mu­se­um sehr viel Geld (umgerech­net wären das heute 200.000€) bot. Als man ver­suchte, das Relief zu ent­fer­nen, schritt – mit Verzögerung das zuständi­ge Franzö­sis­che Min­is­teri­um ein. Wie ein Rah­men ziehen sich die Meisel­spuren rund um den Lachs.

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Ein andere Gravur fiel dieser Arbeit zum Opfer, die weni­gen Spuren lassen keine Deu­tung mehr zu,
Diese Abri wurde die erste prähis­torische Fund­stätte, die zu einem „Mon­u­ment his­torique“ wurde, einem Denkmal, das unter beson­derem Schutz und Unter­stützung durch den Staat ste­ht. Da der Über­hang heute sehr feucht ist und deshalb von Moosen über­zo­gen, hat man vor 100 Jahren die Decke begonnen übereifrig zu reini­gen. Das rote Ock­er, mit dem auch der Lachs einge­färbt war, ging dabei ver­loren. Nur an eini­gen Stellen kann man noch die roten Fleck­en erken­nen. Diese Reini­gungsak­tio­nen fan­den an eini­gen Höhlen und Abri statt, wo man glaubte, die Ritzun­gen seien das einzige und die Ock­er­spuren wur­den als solche damals noch nicht erkannt.

Wie in Font-de-Gaume gibt es ein Hand­neg­a­tiv zu sehen, die mit Manganox­id und der Sprühtech­nik an der Decke abge­bildet wurde. Durch die Feuchtigkeit fie­len von der Decke immer wieder mit rotem Ock­er bemalte Stücke und erlauben so die Zuord­nung, dass die Deck­en­gravur und Malereien vor über 27.000 Jahren ange­fer­tigt wurden.

Der Lachs wird vielfach als männlich­er eingestuft, sieht man aber auf die Abbil­dung von einem anderen Platz aus, näm­lich unter der Hand ste­hend, kann man dur­chaus auch einen weib­lichen Lachs sehen, dessen Bauch voll mit ihren Eiern ist. Heute gibt es dort keinen Lachs an der Vezére mehr, ein­er­seits ist es zu warm und ander­er­seits erlaubt der Zus­tand der Flüsse kein fro­hes Leben der Lachse mehr.

Diese frühen Men­schen hat­ten also Zeit und Muße ihre Wohn­plätze zu gestal­ten. Es lag ihnen daran, ihre Umge­bung zu verän­dern. Es war Zeit genug vorhan­den. Dabei darf ich nicht vergessen, dass es sich nicht um Wohn­stät­ten han­delt, die jahraus jahrein bewohnt waren, son­dern immer nur zeitweilig als Unter­schlupf dien­ten. Man zog um, als Jäger und Samm­ler fol­gten sie ihrem Essen. Dieses Bild vom ewig nicht nur Jagen­den son­dern auch Gejagtem, der nur an sein Über­leben dachte, kann nicht stim­men. Es war Zeit vorhan­den, Über­flüs­siges zu tun, sich der Muße hinzugeben, Zeit für sich zu nutzen.

So wie ich hier mein­er Muße fröne. Oft genug ertappe ich mich, da und dort wäre noch eine Höh­le oder Abri, die ich besuchen kön­nte. Doch ist mehr immer bess­er? Es sind wirk­lich noch eine Menge Plätze da. Klar wäre Berni­fal einen Besuch wert, nicht nur wegen der inter­es­san­ten Abbil­dun­gen son­dern auch wegen des lei­den­schaftlichen Bauern und Eigen­tümers, der mit Begeis­terung durch die Höh­le führt und seine Inter­pre­ta­tio­nen (die ich aber nicht ver­ste­hen würde) zum Besten gibt.

Es bedeutet mir aber viel, dazwis­chen Zeit damit zu ver­brin­gen, nachzule­sen, nachzu­denken, Gedanken festzuhal­ten und mir mein eigenes Bild zu schaf­fen. Manch­mal ertappe ich mich dabei, dass ich nur wenige Momente nichts tue. Ich bin tat­säch­lich beschäftigt, die Ein­drücke zu ver­ar­beit­en, Bilder zusam­men­zustellen und mir ein eigenes Büch­lein im Andenken an den Urlaub und den vie­len Men­schen, die hier lebten und durchzogen.

Ich bin kein Produkt

Ich bin keine Ware. Ich habe und will nichts verkaufen. Ich pro­duziere nichts.

Ich schreibe, ich fotografiere, ich singe, ich liebe und ich lache.

Ich habe nichts zu verkaufen.

Ich bin ich.

Es nichts zu verkaufen. Ich achte nicht darauf, möglichst beliebt zu sein. Auch wenn es mir sehr schw­er fällt, denn ich mag Men­schen so gern, dass es viel schw­er­er ist, authen­tisch zu bleiben, als mich in eine Gruppe einzufü­gen. Und doch scheit­ere ich daran. Das merke ich in jenen Momenten, wo Men­schen sich über, wie man sich zu ver­hal­ten, zu klei­den, zu “betra­gen” hat. Denn ich denke wed­er bei anderen noch bei mir selb­st son­der­lich lange darüber nach. Manch­mal finde ich etwas Schade, aber ich denke viel mehr darüber nach, was dies mit Men­schen macht und nicht wie unge­hörig es sei.

Oder als ich als Jugendliche tanzte, ohne darauf zu warten, ob jemand mich erwählt. 30 Jahre später fragte mich ein­er, der mich von damals kan­nte, ob ich auch mit einem Mann tanzen würde. Das alles, weil ich tanzen und nicht warten wollte. Wahrschein­lich war ich schon damals unfähig mich zu Mark­te zu tra­gen. Auch heute habe ich mich gegen das Warten entsch­ieden. Statt dessen lebe ich.

Es ist mir wichtig, andere nicht als Pro­dukt zu sehen.
Ich will andere acht­en, denn auch sie sind keine Ware für mich.
Also will ich auch nicht darüber nach­denken, wie ich mich präsen­tiere, noch will ich mich auf die eine andere Art präsen­tieren. Ich will sein, denn ich bin.

Alles, was ich habe, ist vergänglich.

Alles, was ich bin, ist imma­teriell und ich weiß nicht, ob es gestern war oder mor­gen sein wird.

Aber eines ist klar, jet­zt bin ich. 

Ps.
Warum aber schreibe ich und fotografiere ich und stelle es ins Netz?
Fre­unde haben mich gebeten, deshalb habe ich es getan. Manch­mal frage ich mich, ob es von Nutzen ist. Aber das will ich nicht beurteilen. Mir hil­ft das Schreiben und Reflek­tieren. Und über Fotos freue ich mich und vielle­icht ein ander­er auch.

Willkommen im Mittelalter — La Roque-St-Christophe

An diesem Felsen auf dem Weg von Mon­ti­gnac nach Les Ezyies lebten eben­falls immer wieder Men­schen. Doch hier ist nur ein klein­er Teil der Prähis­to­rie gewid­met. Und ob die Treppe wirk­lich steinzeitlich ist, wage ich zu bezweifeln.

Die Aus­sicht von diesem Felsen, war großar­tig. Unten der Fluss, der mit Sicher­heit das Land um ihn herum in ein feucht­es Sumpfland ver­wan­delte, aber man weit über das Land schauen kon­nte und schon früh her­an­na­hen­des Wild oder auch Feinde sehen konnte.

Doch ist beein­druck­end, wie sich die Häuser in den Felsen schmiegten. Am besten sieht man das am Mod­ell, das ich auch fotografiert habe. Neben der Mini-Zug­brücke über die man erst in das Dorf gelan­gen kon­nte, waren es die Waf­fen, die mir zu denken gaben. Der Platz war sich­er. Man kon­nte weit sehen in alle Rich­tun­gen, wo Feinde kom­men konnten.

Ist es nicht trau­rig, wie sehr unsere Geschichte von Feind­schaft, gewalt­samen Über­fällen und Über­grif­f­en, Aneig­nung frem­den Lan­des und Gutes geprägt ist? So viele Anstren­gun­gen wur­den unter­nom­men, um sich zu schützen. Was für schwere Zeit­en waren das wohl? War es wirk­lich erstrebenswert, der Steinzeit zu ent­fliehen? Statt Naturkatas­tro­phen (die es später trotz­dem gab, auch wenn es vielle­icht nicht mehr ganz so kalt wurde) und Bären, Löwen und Hyä­nen, musste man sich jet­zt mehr vor anderen Men­schen in Acht nehmen. Und es war immer der Fortschritt, der den näch­sten siegen ließ. Der, der bessere Waf­fen hat­te, kon­nte den Sieg in Anspruch nehmen.

Die furchter­re­gen­den, ange­mal­ten, laut schreien­den, die Haare zu Berg frisiert und mit Kalk gestärkt in Hor­den here­in­fal­l­en­den Kel­ten gegen die struk­turi­erten Römer, die, wie wir seit Aster­ix und Obelix wis­sen, sich zu Schild­kröte und ähn­lichem formierten.

Haben wir Men­schen nichts Besseres zu tun, als zu über­legen, wie wir über­legen wären?

Feuerstein — Laugerie-Haute

Doch es war endlich die Antwort auf eine ganz andere Frage, die ich mir schon gestellt hat­te. Wo hat­ten die den ganzen Feuer­stein, Flint, Horn­stein, Silex her? Und du fragst dich wohl, was das alles ist? Eigentlich ziem­lich das gle­iche. Wie dieser Stein ent­standen ist, wis­sen sie noch nicht genau, es ist nur klar, dass Kiesel­säure-Ablagerun­gen im Meer — wie der ganze Kalk rund­herum auch — daran beteiligt sind.

Woher kom­men die? Von Kieselschwäm­men und Kiese­lal­gen. Erstere haben ihr Skelett statt mit Cal­ci­um­car­bon­at mit Sili­ci­um­diox­id (aus Kiesel­säure) aufge­baut, zweit­ere haben ihre Zell­hüllen daraus aufge­baut. Das lässt mich ganz kurz noch mal daran denken, dass die ganzen Kalka­lpen oder die weißen Klip­pen von Dover rein organ­is­chen, das heißt aus lebendi­gen Organ­is­men, ent­standen sind. Und wir Men­schen glauben, dass wir viele sind.

Wenn du wie ich denkst und glaub­st, dass man den nur zum Feuer­ma­chen ver­wen­det, dann täuscht du dich.

Es ist DER Stein der Steinzeit, qua­si das Top­mod­ell, aus dem die meis­ten Beile und Klin­gen speziell im Jung­paläolithikum und in der Jung­steinzeit ange­fer­tigt wurden.

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Jung­paläolithikum: das ist das Ende der Alt­steinzeit und wird mit dem Erre­ichen Europas des Cro-Magnon Men­schen um 40000 eingeleitet

Jung­steinzeit: das ist jene Zeit, wo Men­schen sesshaft wur­den und mit Acker­bau und Viehzucht began­nen vor ca. 10.000 Jahren, die Häuser wur­den rechteck­ig, sie lebten in grösseren Gemein­schaften, die Unter­schiede zwis­chen den Men­schen wuch­sen, manche beka­men wertvolle Grabbeiga­ben. Das ist wohl der Beginn dessen, was wir heute vorfind­en bzw. wie wir heute leben.

Wo habe ich eigentlich ange­fan­gen? Beim Feuer­stein. Noch ein Satz um Feuer zu machen brauchte man dann noch Zun­der­schwamm, das ist der Schwamm der auf Bäu­men wächst, den ich zwar gese­hen habe, aber dass der auch zu etwas gut ist, habe ich erst im Laténe Muse­um gel­ernt. Der bren­nt recht gut und hält auch die Glut sehr lange. Auch Ötzi hat­te den mit dabei. Qua­si das Feuerzeug der Steinzeit.

© Wikipedia

Doch den Feuer­stein braucht man nicht unbe­d­ingt zum Feuer­ma­chen, das würde mit anderen Steinen. Doch beson­ders gute wur­den dur­chaus getauscht oder über weite Streck­en mitgenommen.

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In einem Buch war vom Feuer­stein­knollen als dem Schweiz­er Mess­er der Steinzeit die Rede. Es war anscheinend eine all­ge­meine Fähigkeit sich aus den Knollen passendes Werkzeug zu schla­gen. Natür­lich gab es bessere und schlechtere Knollen. Doch wis­sen wir, wie weit die Men­schen damals saison­al zogen? Natür­lich erscheinen uns 250 km heute weit. Wer würde heute frei­willig soweit gehen, außer jene, die dem Hype der let­zten Jahre fol­gend sich auf den Weg des St. Jacques begaben?

Doch wenn ich über­lege, dass damals Tun­dra vorherrschend war, man sich also nicht durch wildes Gesträuch und Wälder schla­gen musste, waren 10 km pro Tag ver­mut­lich leicht zu schaf­fen. Und in 25 Tagen wäre man 250km weit gekom­men. Wie weit waren Som­mer und Win­ter­lager voneinan­der getrennt?

Wie es aussieht sind Nean­der­taler in einem Umkreis von 10 km unter­wegs gewe­sen, so kon­nte ich im Muse­um von Les Ezyies lesen. Es hat irgen­det­was mit den Fund­stellen von Steinen zu tun, wie man den Radius berech­net hat.

Viele der Höhlen hier sind nur wenige Kilo­me­ter auseinan­der. Las­caux ist jedoch 25km von Les Ezyies ent­fer­nt, wo viele der Höhlen, die ich besuchte, zu find­en sind.

Laugerie-Haute ist ein sehr großer Abri. Und die Fundge­gen­stände sind sehr vielfältig. Deshalb ver­muten Prähis­torik­er auch, dass dieser Platz über Jahrtausende hin­weg aufge­sucht wurde, was die ver­schiede­nen Abfol­gen von Schicht­en aufzeigen. Ich kann die Ver­mu­tung, dass man sich hier traf, um gemein­sam zu feiern, Wis­sen auszu­tauschen, Part­ner zu find­en, gut nachvol­lziehen. Die Über­schwem­mungen der Vezére haben die einzel­nen Schicht­en begraben. Die Schicht­en sollen bis zu 31 Meter tief liegen. Die Funde waren der Anziehungspunkt Aus­gräber. Da damals die Grun­deigen­tümer Herr ihres Lan­des waren, waren sie auch Eigen­tümer der Funde auf ihrem Land bzw. kon­nten sie ihr Land ver­pacht­en und dann waren diejeni­gen, die etwas fan­den, die Eigen­tümer. Und die bud­del­ten und verscherbelten.

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Nicht jed­er, der grub, war inter­essiert, wann und wie dort gelebt wurde. Und so manch­er (unter anderem der Schweiz­er Otto Hauser wird hier immer wieder als rück­sicht­slos­er, sich nur bere­ich­ern wol­len­der Aus­gräber genan­nt. Er war tat­säch­lich nur an den Gegen­stän­den inter­essiert und nicht daran festzustellen, wann und woher genau der Fund stammte. Seine Meth­o­d­en waren so zweifel­haft, dass man heute nicht mehr fest­stellen kann aus welchem Zeitab­schnitt seine Funde tat­säch­lich stammten. So grub er ziem­lich hem­mungs­los Laugerie-Haute um. Er verkaufte viele Faustkeile, Klin­gen an ver­schiedene Museen nach Deutsch­land, aber auch an das British Muse­um in Lon­don. Viel Wis­sen ging dabei ver­loren. Auch wenn Hauser ein wenig Archäolo­gie studiert hat­te und sicher­lich auch Lei­den­schaft dafür entwick­elte, so war die Art und Weise sein­er Grabun­gen äußerst umstritten.

Hier habe ich nun auch mehr zu den berühmten Klin­gen des Solutréen gehört. Die hauchdün­nen Klin­gen (5–6mm), die die Form eines Lor­beerblattes haben, wur­den „rel­a­tiv kurz“ pro­duziert. Nur mal 2000 Jahre. In vie­len Museen kon­nte ich sehen, wie Faustkeile von Archäolo­gen, die sich darauf spezial­isierten, pro­duziert wur­den. Doch die Führerin hier erzählte uns von den verge­blichen Ver­suchen solch dünne Klin­gen zu erzeu­gen. Sie zer­brachen ein­fach zu leicht, auch das ist ein Grund, dass nicht mehr allzu viele ganze gefun­den wur­den. Sie waren nicht die opti­malen Spitzen für die Jagd, es waren vielle­icht viel mehr Klin­gen, die zeigen kon­nten, wie geschickt man ist und es wur­den Sta­tu­sob­jek­te, die man stolz mit sich führte.
Das zur The­o­rie, dass die Clo­vis-Kul­tur in Ameri­ka mit der Kul­tur des Solutréen ver­bun­den ist. Es gibt amerikanis­che Wis­senschaftler, die glauben, dass es eine Ein­wan­derung über den Eiss­child der let­zten Eiszeit aus Europa gab. Da ich noch ins Muse­um gehen will, behalte ich mir nun diese Frage auf. Wie wird unter­schieden zwis­chen „nor­malen“ Blattspitzen und diese ganz speziell dün­nen Blattspitzen des Solutrèen?

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Laugerie-Haute wurde als Platz der Steinzeit-Men­schen abrupt been­det, indem sich zwei riesige Felsen vom Dach des Abri lösten und den freien Platz zu einem engen, kühlen Ort macht­en. Als Platz war er trotz­dem begehrt, denn im 17. Jahrhun­dert wurde ein Haus errichtet, das heute die Fund­platze Laugerie-Haute und Laugerie-Haute Ouest tren­nt. Das Haus ist kühl und feucht durch die Nähe des Felsens, auch wenn es sehr roman­tisch aussieht, ist es heute doch nicht mehr bewohnt. Auf der gegenüber­liegen­den Seite ist nur mehr eine Ruine eines Haus­es sicht­bar. Erst jet­zt wird mir klar, dass in den Löch­ern, die man im Felsen sieht, Balken einge­zo­gen wur­den. Welche Art von Häusern oder Ställen dort waren, bleibt mir wieder mal ver­schlossen. Es zeigt aber, dass die Fel­swände bis heute her­auf Wohn­plätze waren und blieben. Das Schloss, das an ein­er solchen Fel­swand errichtet wurde, habe ich nur beim Vor­beifahren gese­hen. Es passt ger­ade nicht in meine Denkwelt.

Der östliche Fund­platz ist heute den Wis­senschaftlern vor­be­hal­ten. Der frühere Fest­platz ist ver­schwun­den. Zu sehen sind heute die ver­schiede­nen Stufen der Benutzung dieses Platzes. Inter­es­sant war es trotz­dem, denn ich höre gerne Geschicht­en zu und ich hat­te eine englis­che Führung, die mir neue Anre­gun­gen lieferte. Da ich bis­lang mehr auf das Schauen angewiesen war, und ich mir den Rest erlesen habe, war dies ein beson­der­er Genuss.

Geisterbahn oder doch mehr? Rouffiniac

Gott, was für eine Höh­le, bess­er gesagt, was für ein Höhlensystem!

Irgend­wie war mir das fast zuviel auf ein­mal. Wie immer meinem Mot­to fol­gend, nur nicht zuviel vorher lesen, damit die Über­raschung umso größer ist, war ich nicht auf das vor­bere­it­et, was ich hier zu sehen bekam.

Dass Las­caux nicht zu den riesi­gen Höhlen gehört, hat­te ich schon mit­bekom­men. Aber was ist schon riesig? Woher soll ich das den wissen?

Ich war schon beein­druckt von den paar hun­dert Metern engen Gang in Les Com­bar­relles, und von der Grotte Font-de-Gaume, die auch tief in den Berg geht, aber auch noch bis zu 12 Meter, wiki sagt huit, 8m, hoch ist, mein Franzö­sisch ist nicht das beste. Bei­de sind aber rel­a­tiv schmale Höhlen, in Les Com­bar­relles geht es nur, wenn wir Besuch­er hin­tere­inan­der hineinge­hen, in Font-de-Gaume kann man aneinan­der vor­beige­hen, eng ist es trotzdem.

In Azé hat­te ich ja schon gese­hen, wie ein Fluss sich durch den Berg windet. Aber das hier muss ein gewaltiger Gebirgs­bach gewe­sen sein. Eines wun­derte mich, die vie­len Knollen, die über­all her­aus­ragten. Bei nor­malem Kalk, der durch Ablagerun­gen im Meer ent­standen ist, sind keine frem­den, ander­sar­ti­gen Steine eingeschlossen. Aber siehe da, das war DER Feuer­stein, mehr über kommt noch später. Hier war er zu Hauf zu sehen, das war also ein solch spezieller Platz. Und vielle­icht sind die Löch­er in den Wän­den von Las­caux auch durch die Her­aus­nahme von Feuer­stein­knollen entstanden.

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Die Höh­le ist mehr als 8 Kilo­me­ter lang und wird jet­zt zu Besuch­szweck­en mit ein­er kleinen Elek­trobahn befahren, die ent­lang des Haupt­gangsys­tems 2 Kilo­me­ter tief in den Berg vor­dringt . Es beste­hen 10 Schachtöff­nun­gen, die in ein tief­eres Höh­len­stock­w­erk führen.

Ich schaute also bei der kleinen Eisen­bahn, die mich irgend­wie an die Liliput­bahn im Prater erin­nerte, links und rechts und da ging es mehrmals tief runter. Da musste das Wass­er also auf eine weichere Stelle gelangt sein und hat dann die diret­tis­si­ma nach unten gewählt. Wasser­strudel in einem Gebirgs­bach habe ich natür­lich auch schon gese­hen, aber was diese Wirbel unterirdisch Zustände brin­gen, und wie das in ein­er Höh­le aussieht, noch nicht. Dort bilden sich riesige kre­is­för­mige Dome.

Ich hat­te noch gar keine Bilder gese­hen und dachte mir, dass man das hier auch ohne diese her­vor­ra­gend als Geis­ter­bahn würde nutzen kön­nen. Ein paar Licht­ef­fek­te, mal dunkel, mal hell, da sieht man auch so zahlre­iche Ungeheuer.

Es geht also tief hinein in den Berg. Ich weiß nicht, ob ich mich so weit vor­wa­gen würde. Aber da waren schon welche in früheren Jahrhun­derten und nicht nur Jahrtausenden drin­nen. Und wie in Font-de-Gaume woll­ten sie, dass man sich an sie erin­nert. Hät­ten sie die Graf­fi­tis auch ange­bracht, wenn sie gewusst hät­ten, wie wir heute über sie denken? Es ist nicht schön, Inschriften zu sehen, die, ich ver­mute mal, wie „Hans war da“ lauteten, zu lesen.
Als ich nach oben sah, waren tiefe Rillen zu sehen. In meinem kleinen Lese­führer, den ich mir aus­lieh, kon­nte ich lesen, dass Bären hier ihre Krallen abschlif­f­en, oder ein­fach nur rein­haut­en, wozu auch immer. Später bekam ich dann auch das „Matratzen­lager“ der Bären zu sehen. Über viele, viele Jahre hin, haben sich Bären tief in die Höh­le zurück­ge­zo­gen (wie haben sie dort nur hineinge­fun­den, da ist es stock­dunkel und wieso wussten sie, wann es wieder Zeit zum Auf­ste­hen war? War es ein­fach nur Hunger, der sie wieder ins Freie trieb?). Nicht alle auf ein­mal, aber jede Fam­i­lie, die beschloss hier den Win­ter zu ver­brin­gen, hat sich im weichen Lehm eine Schlaf­mulde zurecht geformt. Und es war immer nur eine Fam­i­lie und nicht ein ganzes Bären­lager. Aber der Saal, der eine Mulde nach der anderen beherbergte, hat­te etwas sehr Berühren­des an sich. Das war aber lange vor jen­er Zeit, als dann der Men­sch, der Cro-Magnon-Men­sch die Höh­le zu benutzen begann.
Wie alle Höhlen, die tief hineinge­hen, ist auch diese nie bewohnt gewe­sen. (Zumin­d­est die, die ich bish­er gese­hen habe)
Dieses Höh­len­sys­tem wurde „nur“ aufge­sucht, um Zeich­nun­gen an den Wän­den und den Deck­en zu malen oder Gravuren anzubringen.
Was ich bis­lang ver­ab­säumt habe zu sagen, was dir als Leser aber auch noch nicht auf­fall­en hat kön­nen, ist, dass die Ritzun­gen, als sie ange­bracht wur­den, viel auf­fäl­liger her­aus ges­trahlt haben müssen. Denn der helle Kalk­stein, wenn er frisch anger­itzt wird, strahlt fast weiß und die Tiere müssen ganz anders her­vor­ge­treten sein als heute. Heute nehmen wir Taschen­lam­p­en und die Schat­ten helfen uns, die Fein­heit­en zu erkennen.
Wir sind also mit ein­er kleinen Eisen­bahn in den Berg gefahren. Nein, richtig ist, dass wir im Berg in die Eisen­bahn gestiegen sind und dann tief hin­unter tuck­erten. Manch­mal sah ich neben den Schienen, dass tiefe schwarze Löch­er in noch weit­ere Höhlen senkrecht hin­unter führten. Weit unten soll noch heute der Fluss fließen, der früher mal hier oben sein Unwe­sen trieb. Ich finde ja Gebirgs­bäche, mit ihrem stür­mis­chen, wilden Gehabe und ihrem ohren­betäuben­den Getöse sehr imposant. So muss es aber auch hier zuge­gan­gen sein, lange bevor Men­schen diese Höh­le betrat­en und lange bevor Bären hier ihren Win­ter­schlaf hielten.
Die Höh­le war schon lange bekan­nt. Sie wurde bere­its im 16. Jahrhun­dert in der „Cos­mo­gra­phie Uni­verselle“ erwäh­nt und wurde immer wieder von Men­schen aufge­sucht. Der Trag­weite oder his­torischen Tiefe war man sich nicht wirk­lich bewusst. Selb­st die Resis­tance hat sich in dieser Höh­le versteckt.
So bekan­nt die Höh­le über die Jahre hin­weg war, die prähis­torischen Fels­bilder wur­den erst 1956 offiziell erkan­nt und bestätigt wurden.
Ich finde es reizend, wie der Autor in Wikipe­di schreibt, dass es unver­ständlich ist, dass viele der bedeu­ten­den Abbil­dun­gen an gefährlichen Stellen ange­bracht wurden.

Was so mod­erne Men­schen für unver­ständlich hal­ten. Manch­mal würde ich gerne solche Autoren mit ein­er kleinen Fack­el hinein­ja­gen. Ich hätte bei meinem Fre­und Mar­tin doch zuse­hen sollen, wie er mit einem 6‑jährigen eine Fack­el bastelte. Vor allem hätte mich die Licht­in­ten­sität inter­essiert. Aber vielle­icht pro­biere ich mal Fet­t­lampe mit Wachold­erzweigen aus.

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Was sind das nun für Stellen? Eine der hin­ter­sten Plätze, die wir als Touris­ten besichti­gen kön­nen, ist zunächst mal für uns Touris­ten aus­ge­hoben wor­den, denn die Höh­le war hier nur mehr einen Meter hoch. Und da kann man schlecht mit ein­er Eisen­bahn hine­in­fahren. Aber selb­st wenn das nicht das Hin­der­nis gewe­sen wäre. Die teil­weise riesi­gen Bilder hät­ten wir nicht gut erken­nen kön­nen, wenn der Abstand so knapp ist. An der „Großen Decke“ find­en wir an der einen Seite Stein­böcke und auf der anderen Seit e Pferde, jew­eils eines davon sehr groß. Und über­all verteilt, sind Darstel­lun­gen von Mam­muts. Die in dieser Höh­le wirk­lich zahlre­ich vertreten sind. Wie sie diese Tiere vor allem die großen so wirk­lichkeits­ge­treu anbrin­gen kon­nten, ohne dass sie es als Ganzes gese­hen haben, fasziniert mich. Was den Wikipedia-Autor faszinierte, war der riesige Trichter, der an ein­er Seite der großen Decke tief nach unten führte. Dort unten soll es weit­ere Abbil­dun­gen geben. Wie sie dort hin­un­ter­stiegen oder bess­er krax­el­ten, habe ich mir nicht vorstellen kön­nen. Ich würde mich gut gesichert nicht unbe­d­ingt trauen.

Noch eines möchte ich noch erwäh­nen. Eine Form von Abbil­dun­gen, die nur dazu ver­führen, vergessen zu werden.

Viele Wände sind mit weichem Lehm über­zo­gen, nicht hin­greifen hat also eine wirk­lich wichtige Bedeu­tung. In diese weichen Wände wurde nun aber auch mit Fin­gern „gemalt“. Fin­ger­spuren wer­den sie genan­nt oder franzö­sisch tracé dig­i­tal. Ger­ade wer­den sie maka­ro­niar­tig genan­nt oder wenn sie sich schlän­geln mäan­der­ar­tig. Diese Zeichen bedeck­en 500 Quadrat­meter in Rouf­fi­gnac, wovon 50 von Kindern, die man in die Höhe gehoben hat, gefer­tigt wur­den. (wobei 46 nur von 2 Kindern stam­men) Kinder waren also Teil dessen, was in dieser Höh­le zele­bri­ert wurde. Es war keine Erwach­se­nen­welt, son­dern die Welt aller Men­schen. Nie­mand war von beson­deren Zer­e­monien aus­geschlossen. Oder standen hier diese Kinder sog­ar im Mit­telpunkt und die Zeichen dien­ten dazu, dass auch sie Kon­takt mit dieser dun­klen, mys­tis­chen Welt im inneren der Höh­le auf­nah­men? Später wur­den über Teile dieser Streifen Tiere ger­itzt, geformt, wie immer man das nen­nen mag.
Ein beson­der­er, ehrfurcht­ge­bi­etender Ort.
Und wir fahren mit der Eisen­bahn durch.