Laténium — Archäologiepark

Late­ni­um — Dieses Muse­um ver­ste­ht es zu verführen.

Während mir am Bodensee die eine Stunde aus­re­ichte, wur­den hier drei Stun­den knapp.

Wie hat es mich nun eingefangen?

In dem es schon vor seinen Türen begin­nt. Im Park vor dem Muse­um, das nicht nur zum Spazieren und Ver­weilen ein­lädt, wird begonnen, die Geschichte rund um den Neuen­burg­er See zu erzählen.

Ein Schalen­stein begrüßte mich. Er und seine Geschwis­ter sind an vie­len Orten der Erde zu find­en, doch ihr Geheim­nis haben sie bewahrt. In Schwe­den wer­den sie Elfen­mühlen benan­nt. Bis heute weiß man nicht, welchen Zweck­en die Ver­tiefun­gen, die von Men­schen­hand erzeugt wur­den, dien­ten. Es gibt viele Deu­tun­gen und vielle­icht gibt es genau­so viele Gründe wie Steine, so wie wir sie heute finden.

Schalenstein

Ein wieder­errichteter Dol­men, der als Grab­stätte diente, schmiegt sich in einen kün­stlichen Hügel ein. Ein Dol­men ist ein Bauw­erk, das durch große Steine errichtet wird und unter­schiedliche Zwecke erfüllte. Es han­delt sich um einen typ­is­chen Bau der Megalithkultur.
Ich kon­nte mich nicht ganz des Gedankens erwehren, dass es nicht unbe­d­ingt auf die Steine alleine ankommt, son­dern auch auf den Ort, wo die Bauw­erke errichtet wur­den. Lange Zeit war ich skep­tisch, aber heute kann man mit mod­er­nen Mit­teln die Unregelmäßigkeit­en im Erd­schw­erefeld messen (was ein Bild ein­er ziem­lich zer­beul­ten Erde abgibt), aber ob das damit zu tun hat, weiß ich auch nicht.

Dolmen

Ein Pfahlhaus, das nicht nur außen, son­dern auch drin­nen aus­ges­tat­tet ist, lädt zum Mäuschen sein ein. Später kann ich mir dann noch einen Film zur Errich­tung dieses Haus­es ansehen.

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Sie zeigen in diesem Park aber auch die Land­schaft, die in der let­zten Eiszeit die Umge­bung prägte, es ist Tun­dra, wie sie heute im Nor­den, aber auch in höheren Lagen der Alpen zu find­en ist. Daneben ist geschützt durch Dach und Glas ein Abguß eines Jäger­lagers zu sehen.

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Auch ein Tumu­lus, eine Nach­bil­dung eines Grab­hügels, wie sie in Europa bis nach Chi­na über Jahrtausende errichtet wur­den, von der Steinzeit bis ins Mit­te­lal­ter, kon­nte ich bewun­dern. Aber eben­so wie bei den anderen Bauw­erken fragte ich mich, ob es wirk­lich nur die Anhäu­fung von Erd­ma­te­r­i­al ist, die ihn zu etwas beson­derem macht.

Tumulus

Eine Kopie eines neolithis­chen Dor­fes von Hauterive/Champreveyres, das 3800 v. Chr. hier am Ufer des Neuburg­er Sees stand, und dessen Über­reste gefun­den wur­den, ist eben­so anzuse­hen. Es gab nur einen Boden aus gestampften Lehm, wie auch die Wände damit über­zo­gen wur­den. Kein Keller, kein beson­der­er Boden.

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Pfäh­le im seicht­en See­wass­er sollen an die tät­säch­lichen Funde erin­nern. Sie waren im 19. Jahrhun­dert der erste Hin­weis, dass an den Alpenseen Men­schen hausten. Nach­dem die Schweiz sich fed­er­führend für die Anerken­nung als Weltkul­turerbe der Pfahlbaut­en ein­set­zte, wur­den 111 Stellen in der Deutsch­land, Öster­re­ich, Slowe­nien, Ital­ien, Frankre­ich und die Schweiz dazu ernan­nt. In Neuchâ­tel fand die offizielle Ver­lei­hung statt. Mehr dazu unter Prähis­torische Pfahlbaut­en um die Alpen

Der Ord­nung halbe sei der Spielplatz erwäh­nt. Der Außen­bere­ich lädt zu einem Spazier­gang mit der Fam­i­lie ein, die Infor­ma­tion­stafeln sind kurz gehal­ten und erzählen das Wichtigste.

Als ich jet­zt auf der Web­site nach­las, musste ich fest­stellen, dass ich tat­säch­lich noch ein paar Kleinigkeit­en überse­hen habe. Trotz­dem lief mir die Zeit davon. Ich lasse mich gerne über­raschen, deshalb sind meine Vor­bere­itun­gen meist mehr als man­gel­haft. Ich weiß, dass es etwas gibt, mehr nicht. Am Ende genieße ich, nochmals nachzule­sen und nachzuträu­men. Und ebendies stelle ich ger­ade fest, es gibt auf der Home­page noch eine Menge nachzule­sen. Vom Muse­um selb­st erzäh­le ich morgen.

Musikautomaten oder wie schnell Dinge verloren gehen können

Vor eini­gen Tagen habe ich mit meinen Fre­un­den in der Schweiz in ein beson­deres Muse­um besucht, ein Muse­um, das auss­chließlich den Musikau­to­mat­en gewid­met ist.

Das Museum für Musikautomaten

Vor eini­gen Tagen habe ich mit meinen Fre­un­den in der Schweiz in ein beson­deres Muse­um besucht, ein Muse­um, das auss­chließlich den Musikau­to­mat­en gewid­met ist.

Wie oft habe ich über die Sehn­sucht der Men­schen nach Musik nachgedacht. Antwort habe ich keine gefunden.

An diesem Platz, hier in Seewen in der Nord­westschweiz, kon­nte ich aber sehen, wie tief es in allen Gesellschaftss­chicht­en ver­wurzelt ist. Ob es der Leierkas­ten ist, mit dem oft Kriegsvet­er­a­nen von Ort zu Ort zogen, oder die riesige Orgel der Bri­tan­ni­ca, dem Schwest­ern­schiff der Titan­ic, die nie die See gese­hen hat, denn der Krieg kam der Jungfer­n­fahrt als Pas­sagier­schiff zuvor und die Bri­tan­ni­ca wurde ein Lazarettschiff. Die Orgel ver­schwand und das ist bei ihren Aus­maßen wirk­lich ver­wun­der­lich. Erst als man diese Orgel zu restau­ri­eren begann, fand man Sigel, die zeigten, woher dieser gewaltige Musikau­tomat stammt.

Ich kon­nte aber auch Musikau­to­mat­en sehen, die in Fürsten­häusern standen, aber auch jene, die in Arbeit­er­vierteln standen und dort in Tanzsälen spiel­ten, wie die “Hap­py Jazzband”. Bis zu den kleinen Musik­dosen, die wir heute noch manch­mal geschenkt bekom­men, oder jenen, die kleinen Kindern ein Gute-Nacht-Lied spielen.

Die Walzen mit den Musik­stück­en waren so aus­gereift, dass sie nicht nur Noten spie­len kon­nten, son­dern auch Ped­al und Stärke des Anschlags der Pianos wiedergeben kon­nten. Wie sie diese Inter­pre­ta­tio­nen auf Papi­er bracht­en, ist heute nicht mehr bekan­nt. Die Fab­rik, die das Geheim­nis kan­nte, wurde im 2. Weltkrieg zer­stört und mit ihr das Geheim­nis der Musikautomaten.

Musik ist gren­zen­los. Sie spricht die Sprachen der Men­schen und ihrer Gefühle.

Nicht nur dass das Muse­um wun­der­schön anzuschauen ist, es liegt auch wun­der­bar. Und die Kirschblüte bringt Erin­nerun­gen an frühere unwieder­bringliche Besuche in der Schweiz.

 

Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

Als ich mich auf die Reise vor­bere­it­ete, ent­deck­te ich immer mehr Museen, die sich mit sehr alter Geschichte, der Jung­steinzeit, aber auch Bronzezeit beschäftigen.

Das erste dieser Art, das ich besuchte, liegt am Bodensee. Es sind beein­druck­end viele Häuser errichtet wor­den. Ich freute mich, dass im Ein­trittspreis eine Führung inbe­grif­f­en war, wurde allerd­ings ent­täuscht. Die Infor­ma­tion war für Kinder auf­bere­it­et und das erk­lärt vielle­icht den Preis, den dieses Muse­ums­dorf für Fam­i­lien­fe­rien erhal­ten hat. Es kann aber auch sein, dass dieses Beplätschert-Wer­den mir zu wenig Freiraum für meine Phan­tasie bietet. Einige Häuser kann man nur mit der Führung betreten, darf nicht fotografieren und so ste­ht man etwas gedrängt in den kleinen Häusern und ver­läßt sie auch schon wieder, sobald der Vor­trag zu Ende ist.

Sie sind sehr stolz Teil des Weltkul­turerbes zu sein, als ich jet­zt nach­las, sind ins­ge­samt 111 Fund­stellen rund um den Alpen­raum, die als Fund­stellen von Pfahlbaut­en zu diesem zählen.

Neu für mich war die Ver­wen­dung des Zun­der­schwamms. Ich kan­nte diesen Schwamm, der an Bäu­men wächst, doch Name und Funk­tion waren mir unbekan­nt. Wie müh­selig für uns heute die Ver­wen­dung ist, habe ich durch den Beitrag auf Youtube erfahren, wo Sur­vival-Train­er die Ver­wen­dung zeigen.

Was mir als Bib­lio­thekarin am meis­ten in Erin­nerung bleiben wird, war der Hin­weis auf das Urhe­ber­recht, als ich Nach­bil­dun­gen von bronzezeitlichen Werkzeu­gen und Mod­els fotografieren wollte. Mir ist es noch immer nicht klar, warum Stein­beile, von denen ich etliche im Inter­net find­en kann, dort vor Ort nicht fotografieren darf.

Dass dies nicht immer so ist, erfuhr ich im Laténi­um am Neuen­burg­er See. Doch davon später.

Victoria — it’s raining — a day for the museum

Den First Nations oder auch Abo­rig­i­nal oder Indige­nous, wie sie hier in Kana­da auch genan­nt wer­den (in Ablehnung der Beze­ich­nung Indian­der) ist ein großer Teil des Roy­al British Colum­bia Muse­ums gewidmet.

Kurz einiges, das für mich neu oder beson­ders war:

- Die Masken der Hai­da sind so markant, als Totempfäh­le hat sie sich­er jed­er schon mal irgend­wie reg­istri­ert. Ich wusste aber nicht, dass sie sie auch aus Objek­te macht­en, die die europäis­chen Ankömm­linge zeigen. Es sind hier Beispiele angeführt.

- von Langhäusern (bis zu 30m) lang hat­te ich schon gehört, aber die eher qua­dratis­chen wer­den Big­hous­es genan­nt. Das eine das im Muse­um ste­ht ist ein echt­es. “You are priv­i­leged to enter the house of Chief Kwak­wa­bal­asa­mi, Jonathan Hunt, a Kwak­waka’wakw chief from Tsax­is (Fort Rupert). His son, Hen­ry Hunt, and grand­sons, Tony Hunt and Richard Hunt, cre­at­ed the house and carv­ings for the exhib­it. The fam­i­ly main­tains the cer­e­mo­ni­al rights to the house.” Das bedeutet, wenn sie ein rit­uelles Fest bege­hen wollen, dann wird die Ausstel­lung früher ges­per­rt und sie kön­nen das Haus für ihre Zwecke nutzen (und tun es auch).

- Beein­druck­end fand ich auch, dass sie die Klei­dung auch aus der Rinder der Zed­ern (rote und gelbe) macht­en. Während die Makah Hunde züchteten, deren Fell sie wie Schafffell nutzen, um Wolle zu erzeu­gen, wurde je weit­er nördlich­er man kam, die Wolle der Bergziegen genützt.

- Es gab Stämme, die sich eher auf die Jagd spezial­isierten und andere die sich auf die Erzeug­nisse des Meeres konzen­tri­erten. Je nach Objekt gab es viele unter­schiedliche Jagdwaffen.

- Pet­ro­glyphen sind mir bish­er irgend­wie ent­gan­gen, näm­lich in der Form, dass ich das Wort nicht kan­nte. Es han­delt sich um Ritzun­gen in Felsen, die es auf der ganzen Welt gibt, so auch hier. Die Fel­sze­ich­nun­gen, die ich in Cal­i­fornien schon vorge­fun­den hat­te, wur­den auch hier u.a. bei Inti­ti­a­tio­nen als Schutzgeis­ter immer wieder erneuert.

- Der Priester, der Schamane und die Schamanin fand ich cool, wobei die Dart­stel­lung der Schama­nen erst ein Ergeb­nis des 19.Jh war, dass sich auf die Pro­duk­tion der Kun­st­ge­gen­stände ziem­lich auswirk­te (u.a. geschnitzte Teller, Flöten mit europäis­chen Fig­uren und Metallmundstücken.

- Das Mod­ell des Haus­es, das in die Erde einge­baut wurde, mit der Leit­er, die vom Giebel hine­in­führte und deren Dach mit Lehm ver­schmiert war, hat mich irgend­wie an Iglus erinnert.