Vulkane

Es ist ein so großer Unter­schied, von etwas zu lesen und dann davor zuste­hen und von den Dimen­sio­nen über­wältigt zu werden.

Als ich den San Andreas Graben suchte, war ich schon von den Coastal Ranges ziem­lich beein­druckt, schließlich fuhr ich von Los Ange­les auf fast 1600 Meter und schließlich über den Apache Sad­dle, der irgen­det­was um die 2000m hoch liegt.

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Ich bewege mich zur Zeit im Bere­ich der nor­damerikanis­chen Kordilleren. Der Gebirgszug, der dadurch ent­standen ist, dass die paz­i­fis­che Kon­ti­nen­talplat­te sich unter die nor­damerikanis­che schiebt. Das sind ganz im West­en die Costal Ranges, die durch das Great Val­ley, das bis zu 80 km bre­it ist, unter­brochen wer­den und dann kom­men im Süden die Sier­ra Neva­da und im Nor­den die Cas­cade Ranges. Die Let­zteren wer­den durch Vulka­ne gebildet. Das liest sich so harmlos.

Als ich dann die ersten Berge schon von weit­en, als ich durch das Great Val­ley fuhr sah, staunte ich schon, obwohl ich nur ger­ade mal 2 gese­hen hat­te. Erst als ich dann rund und im Lassen Nation­al Park wurde mir langsam klar, dass wohin ich auch schaute, nur Vulka­ne waren. Sicher­lich waren die meis­ten schon lange nicht mehr ausgebrochen.

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Super­vulka­ne wie der Yel­low­stone (der liegt in den Rocky Moun­tains und nicht in den Kordilleren) kön­nen
lange “schlafen”, man rech­net beim Yel­low­stone mit 600.000 Jahren, mehr oder weniger.

Nun hier ist Mount Lassen und ich schaute auch auf den Mount Shas­ta. Bei­de sind rund um 3200 m hoch. Mount Lassen hat sich vor ger­ade 100 Jahren einige Zeit ziem­lich ausge­to­bt. Er gehört wie der Mt. St. Helens zu den Schichtvulka­nen, er kann also ziem­lich ungemütlich wer­den.
Rund­herum sah ich aber auch Lavas­tröme, Aschenkegel. Ich wan­derte durch eine Höh­le, die durch erstar­rtes Lava an der Ober­fläche, während unten der heiße Gesteins­fluss weit­er floß, bis er ver­siegte. Ich war berührt, wie sich Pflanzen langsam wieder das Land eroberten. Und erschüt­tert, wie weit ent­fer­nt ich noch riesige Basalt­trümer herumlagen.

Ich befinde mich also im nor­damerikanis­chen Bere­ich des “Ring of Fire”. Jen­er Ring, der sich rund um den Rand der Paz­i­fis­chen Plat­te zieht, von dem man let­ztes Jahr lesen kon­nte, wie er die Erde in Neusee­land erschüt­terte und dieses Jahr Japan.

Und noch mehr Vulkanisches.

Viele Fotos ent­standen auf dem Weg zum Cin­der Cone. Cin­derel­la hat mich grüßen lassen, erst da wurde mir klar, dass es ja Aschen­put­tel heißt. Es war 7.00 Uhr mor­gens und ich war ganz allein und der Weg hin­auf, war von einem Schneefeld bedeckt. Deshalb bin ich nicht weit­er. Auf Youtube kann man aber nach­se­hen, wie es ist, wenn man hin­auf­steigt. Unten habe ich einen Beitrag einge­fügt, der ein wenig von der Stim­mung enthält, wie ich ihn emp­fand. Es ist still, nur bei jedem Schritt knirschen die kleinen Aschereste.

p.s. ich schlief im Zelt, irgend­wo über 1200 m. In der Nacht wurde es ziem­lich kalt, aber dafür hat­te ich den schön­sten Ster­nen­him­mel. Ich wachte früh auf und kon­nte den rosaroten Vulkan fotografieren.

Eine Meile auf dem Pacific Crest National Scenic Trail

Pacif­ic Crest Nation­al Scenic Trail gehört zu den berühmten Weit­wan­der­we­gen der USA.

Eigentlich war ich auf der Suche nach einem geol­o­gis­chen Lehrp­fad zu Vulka­nen, aber ich dürfte die Abzwei­gung ver­säumt haben, von dem mir Ms. Ranger erzählt hat. Deshalb bin ich ein kleines Stückchen auf diesem Trail unter­wegs gewe­sen, ganz in die Schön­heit der Blu­men ver­sunken, von denen sie mir erzählt hat. Da der Win­ter so lange dauerte, war jet­zt der Früh­ling in aller Kraft ausgebrochen.

For Ms Ranger (I was look­ing for you on Sun­day but could­n’t find you. Next time you come with me :-)) Wir blödel­ten und sie meinte, sie würde am Son­ntag auf der Straße ste­hen, damit sie mit mir mit­fahren kann.

 

Damit Ängste nicht mein Leben beherrschen, dachte ich,

gehe ich am Besten durch einen stockdunklen Tunnel.
Und feierte im Anschluss meinen eigenen Mut!

So machte ich es, als ich im Mt. Lassen Nation­al Park, ein Nation­al­park, der sich der vulka­nis­chen Tätigkeit des vorher genan­nten Mount wid­met, die Sub­way Cave betrat. Der Blitz des Fotoap­pa­rats war die einzige Möglichkeit zu sehen, wie es weit­erge­ht. Das Minilicht, mit dem ich abends im Zelt mehr schlecht als recht lesen kann, hat mir ger­ade den eige­nen Schuh erhellt — mehr auch nicht. Dort sah ich Mini-Sta­lag­miten, was mich nicht wirk­lich beruhigte.

Aber ich wußte, er ist etwa 600m lang, macht einen Knick, und irgendwo liegen Trümmer rum.

Das zeigte zumin­d­est die Karte am Ein­gang, bevor es abwärts ging, an.

Dies­mal gibt es keine Auswahl von Bildern, das sind alle die ich aufgenom­men habe, damit du einen Ein­druck mein­er Panik bekommst. Die meis­ten davon habe ich geschossen, damit ich weiß, wo es langge­ht. Denn es war stock­dunkel. Nur durch die Fotos, sah ich, wohin ich gehen musste.

Was ist das eigentlich, was man auf diesen Bildern nicht sieht oder vielleicht doch ein wenig sieht?

Hier hat sich ein Lavas­trom vor 30.000 Jahren, mehr oder weniger, durch eine Tal­enge, Bach­bett oder Graben gewälzt. Das Mag­ma, das oben an die Luft kam, erstar­rte, das flüs­sige Lava darunter floß weit­er, bis irgend­wann der Strom ver­siegte oder nur mehr dick­flüs­siges Mag­ma kam, und oben einen Stöpsel darauf set­zte. Die Lava-Höh­le blieb übrig. Sie ist ziem­lich eben­mäs­sig, deshalb wird sie Sub­way-Cave genan­nt, also U‑Bahnhöhle. Irgend­wie ist es ganz selt­sam, sich vorzustellen, dass da, wo ich ger­ade stand, einst heißflüs­siges Lave durch­floß. Ein selt­sames Gefühl. Was wäre, wenn es sich der Vulkan just in diesem Moment anders über­legt und sich denkt: “Ich schicke nochmal was durch”.

Und es war so etwas von dunkel. Schwarz. Wie bei den Führun­gen “Dia­log im Dunkeln”. Auch wenn ich weiß, dass nichts passieren kann, ich jet­zt zwar alleine, aber sich­er nicht lange alleine sein würde, ist es bek­lem­mend. Nur eines ist gewiß, diese Angst ist irra­tional. Es kann mir nichts passieren. Selb­st wenn ich falle. Es ist Sam­stag­mor­gen, das bedeutet, es kom­men noch unzäh­lige Touris­ten durch. Ich bin jet­zt zwar alleine, aber auf keinen Fall würde ich alleine bleiben, wenn ich fall­en würde.

Ich war so aufgeregt, dass ich nur ganz ober­fläch­lich atmete und erst als ich wieder Licht sah, kehrte der nor­male Ein- und wieder Ausat­men zurück.

Hab ich schon mal erwäh­nt, dass ich es liebe, mich meinen Äng­sten zu stellen? Aber das kann man sich inzwis­chen dur­chaus denken, oder? Die Jungs (Män­ner, Entschuldigung) vor mir sind umge­dreht. Sie hat­ten keine Taschen­lampe. Fei­glinge, dachte ich. Doch wenn ich nicht gel­ernt hätte, mir mit Foto­blitzen einen Weg zu bah­nen, hätte ich es ihnen gle­ich getan.

ps. am Ende erkan­nte ich, dass dieses kleine Lichtlein, das ich hin und wieder sah, aber in mein­er Aufre­gung völ­lig ignori­erte, mir den Weg weisen hätte kön­nen. Hin­ter­her ist man oft klüger. 😉