Bei dieser Höhle habe ich gelernt, dass es nicht zu gut ist, zuviele Höhlen an einem Tag zu besuchen, als ob ich nicht mehr Umwerfendes sehen kann.
Denn eigentlich ist diese die berühmteste von jenen, die ich heute besucht habe (davor waren Les Combarelles und Abri Cap Blanc, aber jede einzelne verdient einen eignen Eintrag, finde ich) aber in der Früh war ich spät dran, 15 Minuten bevor die Kassa aufmachte und so kam ich erst mit der Führung um 16.00 hinein. Erst, sage ich, ich hätte schon Angst gar nicht hineinzukommen, im Reiseführer war die Rede sich einen Monat vorher schriftlich oder telefonisch anzumelden. Persönlich kann man sich allerdings keine Karten für morgen holen, da muss man schon um halb 10, eigentlich um 9, in der Schlange stehen. Das geht definitiv nur in der Vorsaison und damit hatte ich gerechnet. Glück gehabt.
Ich mag es nicht im Urlaub mit Terminen eingequetscht zu sein. (Für die kleineren Höhlen, die nur an wenigen Tagen Führungen haben, konnte ich allerdings Karten im voraus kaufen. Sie sind alle an der Kasse von Font-de-Gaume erhältlich und dort halten sie auch fest, wieviele Karten bereits für welche Höhle oder, Abri, oder Fundplätze an diesem Tag verkauft wurden. Man kann dann zittern, wo wie ich, ob ich noch hineinkomme, wenn man am Monitor mitverfolgen kann, wie die Plätze “verkauft” werden und “complete” bei den einzelnen Führungen steht.
Die weniger “berühmten” sind auch nicht direkt zugänglich, sondern wir werden in Font-de-Gaume abgeholt und fahren mit dem Auto dem Guide hinterher. Ich bin schon gespannt.
Zurück zu Font-de-Gaume, genug auf die Folter gespannt. Ich glaube, dass es in dieser Höhle mehr als in den anderen, die ich bisher gesehen habe, wichtig ist, den richtigen Winkel und Abstand zu haben. Manchmal habe ich den Stier einfach nicht erkannt, weil ich falsch gestanden bin. Aus dem Gründe sind die kleinen Gruppen durchaus gerechtfertigt, nicht nur aus konservatorischen Gründen. Während man im Museum sich vor und zurückbewegen kann, ist indem schmalen Gang oft ausschlaggebend, an der richtigen Stelle zu stehen.
Die Höhle war durchaus bekannt, bevor sie “entdeckt” wurde. Und was machen Menschen, wenn sie wo waren? Sie verewigen sich. Und so hatten im 18. Jahrhundert einige eifrige ihre Graffitis über den Jahrtausende alten angebracht. So sind sie halt, die Menschen.
Wie schon bei Les Combarelles war ich fasziniert, wie tief drinnen die Bilder geritzt, gesprüht, gemalt worden sind. Doch im Gegensatz zu ersteren sind hier die Gänge sehr hoch und man krackselte anscheinend auch in die Höhe, um dort Bilder anzubringen (wenn ich mit meinem nicht vorhandenen Französisch richtig verstanden habe)
Vielleicht klingt es verrückt, aber am meisten beeindruckt haben mich, abstrakten Formen (tektiforme — hausförmig bedeutet das in der Fachsprache), denn die entziehen sich komplett unserer Deutung. Da wird dann von Stämmen oder Familien gesprochen, aber die Wahrheit ist, wir wissen es nicht. Genauso wenig können wir sagen, warum in einer Reihe von Bullen einer in die andere Richtung marschiert. Aber mir gefällt, wie sie eingefangen haben, dass diese Tiere in Rudeln leben und dass es hin und wieder Widerspenstige, Eigenwillige, besondere Wesen gibt, auch wenn sie von außen nicht anders aussehen wie die anderen, denn sie marschieren in die Gegenrichtung, egal wieviele sich ihnen entgegenstellen.