Zumindest fühlt es sich so an, aufgeregt bin ich, als ob ich auf eine Bühne müsste. Ich kenne es ja bereits, dass ich nach längerem Nichtfliegen ein wenig nervös bin — weniger wegen des Fliegens, mehr wegen der vielen Dinge am Flughafen, auf die ich zu achten habe.
Gestern habe ich also im Internet geschmökert, und als ich plötzlich lesen musste, dass es wichtig ist, darauf zu achten, dass man wegen der Bären in den Nationalparks das Essen im Auto verstauen soll, wurde es mir ein wenig unheimlich. Ich wollte doch dorthin. Und mit Zelt auch noch. Wichtig sei, es nicht sichtbar und unriechbar unterzubringen.
Soll ich jetzt ein Auto nehmen, in dem ich schlafe und DAS ESSEN WOMÖGLICH SICHTBAR IST? Oder nehme ich ein kleineres Auto, versteck die Lebensmittel und schlafe im Zelt, was anscheinend nicht so gefährlich ist.
Plötzlich bekomme ich Angst, ob ich wirklich mit meiner Entscheidung nicht zu viel zu planen, richtig liege. Aber wie schon oft, liebe ich auch dieses Kribbeln, das durch Angst erzeugt wird. Je mehr und je öfter ich gefährliche Situationen besser einschätzen gelernt habe, um so ruhiger werde ich. Mit jede Grenze, die ich überschreite, erweitere ich meine Welt. Nicht nur der Horizont rückt in weitere Ferne. Auch mein peripheres Sehen erweitert mich, so als ob ich mich bald von hinten sehen könnte.
Vielleicht kann mich einfach immer weniger überraschen. So wie ich mich nicht mehr aufrege, wenn ich wegen meiner Mutter angerufen werde. Zuerst warte ich, bis ich mehr erfahre. Dann ist immer noch Zeit genug, nachzudenken, was ich tun kann. Dann reagiere ich schnell, ich überlege, welche Lösung ich finden kann. Das Gegenteil ist schlimm für mich. Eine Lösung zu suchen, wenn ich vor einem Problem stehe, macht fast Spass. Ich spüre, wie mein Gehirn vor Freude springt, wenn es etwas zu tun bekommt. Doch passiert nichts, wenn ich ein Problem sehe, dann werde ich verzweifelt.
Was bedeutet das nun für meine Reise? Viele Situationen auf die sich mein Hirn freut, wo ich Lösungen, Entscheidungen, neue Wege einschlagen darf. Und das bißchen Angst steigert die Freude, mit etwas, was schwierig aussieht, klar zu kommen.
HURRA!!!
Liebe Frau Lotter,
auch von uns viel Glück und viele neue Eindrücke auf ihrer Reise.
Wir werden uns in dieser Zeit ganz besonders um ihre Mutter kümmern, damit ihr Urlaub wirklich unbeschwert ist.
Liebe Grüße, das Team vom Lindenwald,
i. V. Willi Lamers
Liebe Herr Lamers, liebe Lindenwälder,
ich denk ganz fest an Sie alle und natürlich meine Mutter. Sie alle ermöglichen ja erst, dass ich ruhig wegfahren kann. Sie sind es aber, die es meiner Mutter gut gehen lassen und damit mir. Inzwischen freue ich mich immer, wenn ich kommen kann. Das war nicht immer so. Anfang August komme ich dann wieder nach Innsbruck.
Bis dann, alles Liebe
Ruth Lotter