Die Erinnerungen führen mich nun in den Norden Australiens. Von Darwin aus besuchte ich den Litchfield und Kakadu Nationalpark . In letzterem befindet sich ein Felsmassiv mit dem Namen Nourlangie. Wie immer, wenn man mit einer Reisegruppe unterwegs ist, und im speziellen auf einer Eintagestour, läuft man eigentlich an allem vorbei, schießt ein Foto und hofft, daheim Zeit zu finden, dieses genauer anzusehen. Mir ist alles viel zu schnell gegangen. Es regnete täglich und zwar schüttete es wie aus Kübeln. Ich war zur Zeit des Monsuns, im Februar 2009, im Northern Territory. Aus diesem Grunde hielt ich mich auch nicht lange dort auf, denn ich wusste nicht, wie ich mich in so einem Klima fühlen würde. Es war dann nicht so schlimm, als ich mir vorgestellt hatte, denn ich kam ja gerade aus der Wüste und die hohe Luftfeuchtigkeit war ein Genuss für meine Nase.
Die Landschaft war so gesättigt, dass alles, als es zu regnen begann, innerhalb weniger Minuten mit Wasser bedeckt war und einzelne Flüsse, die Straßen querten. Mir gab zu denken, dass der ansonsten sehr geschwätzige hölländische Reiseführer sehr still wurde. Der schwere Pickup, der vor uns fuhr, wurde ein wenig abgetrieben und selbst unser Bus, gefüllt mit 20 Touristen, verlor wenige Sekunden die Bodenhaftung.
Doch das geschah erst, nachdem wir die Felsmalereien am Nourlangie gesehen hatten. Auf einigen Fotos kann man erkennen, wie die Blätter vom Nass der Regentropfen glänzen.
Was mich hier im Norden beschäftigte, war, dass hier die ersten Menschen Australien betraten. Heute verstehe ich, warum ich völlig verwirrt war, als ich begann darüber nachzulesen, denn die Daten widersprachen sich. Durch die Untersuchung des Genoms, das erst in den letzten Jahren erfolgte (genau 2011, während ich 2009 verzweifelt nach Quellen suchte, die irgendwie wissenschaftlich belegt waren), ist man heute sicherer als je zuvor (aber wer weiß diese Dinge schon mit Sicherheit?), dass die Australier vor 70.000 Jahren die ersten Auswanderer aus Afrika waren. Sie waren die ersten modernen Menschen, die loszogen, die Erde zu erobern. Vor ihnen waren allerdings Neandertaler und andere homo aus Afrika losgezogen. Neandertaler und moderne Menschen hatten heimliche Techtelmechtel in der Levante, was alle Nichtafrikaner, von den Afrikanern unterscheidet. Da soll noch einer sagen, dass der Mensch als Rassist geboren ist. So finden sich im Genom der Europäer 1–4% Neanderthaler-Reste.
Es brauchte einige Zeit, bis mir klar wurde, welchen Einfluß das Klima spielte. Unter anderem finden wir heute vieles nicht, weil es 100 Meter unter dem Meer verborgen liegt. Oft zogen die Menschen, der Küste entlang in unbekanntes Land. Da aber durch die letzte Eiszeit der Meeresspiegel teilweise bis zu 120 Meter unter dem heutigen lag, ist es nicht weiter verwunderlich, dass es manchmal schwierig ist, den Weg der ersten menschlichen Zugvögel nachzuvollziehen.
Zurück zum Nourlangie, dem Felsmassiv im Kakadu-Nationalpark:
In Wikipedia kann man diese Geschichte zu im Nachlesen nachlesen:
Namondjok, die obere zentrale Figur der Malereien, hat sich wahrscheinlich der Inzucht schuldig gemacht. Allerdings muss man hierzu wissen, dass in der Aboriginal Kultur der Begriff Bruder und Schwester weiter gefasst wird und sie ein komplexeres Verwandtschaftssystem besitzen. Bruder und Schwester werden auch die Kinder der Mutter und die Brüder des Vaters genannt (bei uns Cousin und Cousine).
Namarrgon rechts von Namondjok ist ein Blitzwesen und eine zentrale Figur der Schöpfungszeit der Welt. Er ist für Gewitter und Stürme zu Beginn der Regenzeit verantwortlich. Das weiße Band, das von seinem linken zum rechten Knöchel reicht und Kopf und Hände verbindet soll einen Blitz darstellen. Er schlägt zusätzlich mit einer Axt auf die Wolken ein, um den Donner zu erzeugen.
Barrginj, die weibliche Figur unterhalb des Namondjok ist Barrginj, Namarrgons Frau. Ihre Kinder sind Al-yurr, die blau-orangen Grashüpfer dieser Region. Betrachtet man ihre Mythologie waren es die Al-yurr, die den Aboriginals die Sprache, das Gesellschaftssystem, ihren Glauben und ihre Moralbegriffe vermittelten.”