Diese Reise sollte ursprünglich gar keine sein. Ich wollte in die Vergangenheit reisen, in die einer Frau, die als Kind mit ihren Eltern und ihren Geschwistern Österreich verlassen musste. Doch der Zeitpunkt war nicht gut, sie wollte nicht sprechen. Der Termin war vor einem halben Jahr fixiert und wahrscheinlich konnte sie gar nicht abschätzen, wie es ihr gehen würde. Ich beschloss mir ein Auto zu nehmen und einfach loszufahren.
Im Nachhinein erkannte ich, dass die Reise unter dem Motto GO WEST stand. Ich war auf den Spuren der Natives unterwegs, die von den Europäischen (Wirtschafts) Emigranten Richtung Westen verdrängt wurden, aber auch auf den Spuren der Einwanderer selbst.
Obwohl ich anfangs nicht wusste, wohin mich die Reise führen würde, half mir die Zeit. Nach einigen Tagen in Wisconsin bei Regen und dichten Wolken am Lake Michigan wollte ich Richtung Westen ziehen.
Freunde von mir gaben mir den Tipp, Pipestone zu besuchen. Es ist ein National Monument, ein Steinbruch, der von zahlreichen Stämmen benutzt wurde, um für ihre heiligen Pfeifen den roten weichen Catlinit abzubauen. Hier war ein neutraler Ort, wo alle Unterschiede und Zwiste ruhten.
Es sollte der Beginn eine Reise in die Vergangenheit Nordamerikas werden. Ich war mir nicht bewusst und hatte auch gar nicht beabsichtigt, das Land auf diese besondere Weise zu erfahren.
Ich lernte zahlreiche Orte kennen, die nicht nur geologisch besonders waren, sondern auch als spirituelle Plätze verschiedener Stämme dienten.
Von Minnesota ging es nach South Dakota zu den Black Hills. Dort sollten Lakota und Dakota eine neue Heimat finden, weg von den Plains hin zu einem alten heiligen Gebirge. Doch der Vertrag war vergessen, als Gold gefunden wurde. Die letzten großen Schlachten wurden dort geschlagen. Im Süden der Badlands töteten Soldaten beim Massaker am Wounded Knee zahlreiche Kinder und Frauen. Das Monument von Crazy Horse, der vor 150 Jahren bei der Schlacht am Little Big Horn kämpfte, sollte die Antwort werden auf die Präsidentenköpfe von Mount Rushmore.
Mein Stützpunkt war Rapid City, von dort aus ging es zu den Badlands von South Dakota.
Badlands werden alle Landschaften genannt, die sich jeglicher Nutzung widersetzen. Auf die Jagd konnte man dort gehen, die Bighorn Schafe, die mich sehr an unsere Steinböcke erinnerten, waren ein deutliches Zeichen. Doch inzwischen kannten sie auch den Unterschied zwischen Touristen und Jägern, das eine, das an meinem Auto vorbeimarschierte, ließ sich durch nichts erschüttern.
Devils Tower und Bear Butte sind beide geschützte National Monuments, was die Nutzung für Bergsteiger nicht verhindert. Nur zu speziellen Zeiten, wo Zeremonien der Natives stattfinden, sind sie für diese touristischen Vergnügungen gesperrt. In versteckten Bereichen konnte ich die Orte sehen, wo Schwitzhütten standen. Sie sind Überreste uralter Vulkane, die an den Rändern der Black Hills ausgebrochen waren.
Als ich die Karten studierte, sah ich, dass ich relativ nahe an Yellowstone herangekommen war. Ich hatte schon früher geschaut, wie ich dorthin gelangen könnte und wusste, Yellowstone nimmt man nicht nebenher als touristische Attraktion mit, sondern es ist notwendig dorthin zu fahren. So nah würde ich nicht mehr so schnell kommen. Dass normalerweise rechtzeitig ein Zimmer gebucht werden musste (mit Zelt oder Camper wäre es flexibler gewesen), war mir nicht bewusst und ich war froh, dass ich eines für eine Nacht ergattern konnte. Es war eindeutig zu kurz, viel zu viel gibt es zu sehen. Neben den Vulkanen und den verschiedenen Besonderheiten, bringt das Land eine ganz besondere Ruhe und Stille mit sich. Selbst die Touristenscharen sind klein gegen die gewaltige Natur. Von dort ging es zurück und mir bleibt jetzt nichts übrig, als dich einzuladen durch die verschiedenen Beiträge zu schmökern. In Wisconsin ging es los und dort endete dann auch meine Reise.