Australien — Ein alter Traum ging in Erfüllung
Irgendwann in den 1970-er Jahren las ich ein Buch von Nevil Shute: “A town like Alice”…
Damals träumte ich zum ersten Mal von Australien. Erst als ich eine kurze Inhaltsangabe las, fiel mir wieder ein, dass ich da auch zum ersten Mal von Sarongs — Wickelröcke — las. Die trage ich nun seit 2 Jahren. Aber das ist eine andere Geschichte. Und eigentlich alles was ich aus diesem Buch mitnahm, war, dort kann es echt heiß sein, sehr heiß. Nein, das stimmt nicht. Diese Frau, die in die Wüste zog, machte Krokodillederhandschuhe, ganz weiche. Und wenn sie schwitzte wurde das Leder hart. Manchmal lernt man sehr wesentliche Dinge in Büchern.
Später studierte ich Ethnologie und träumte immer noch von fernen Ländern. Noch ein paar Jahre später glaubte ich, diesen Traum einmotten zu müssen. Auch wenn mich die Sehnsüchte immer wieder einfingen, einmal sogar in Form eines Buches übers Auswandern nach Australien.
Ich fing zu singen an und einer meiner Lehrer wurde Carl Pannuzzo, ein Australier. Wir wurden Freunde. Irgendwann kam dann Penny Larkins zu ihm nach Wien und jetzt sind die zwei Pot’nKettle. Und ich hatte noch einen Freund in Australien.
Die Sehnsucht blieb.
2009 war es soweit.
Ich kam Ende Januar in Melbourne an und verbrachte einige Tage bei Freunden in Castlemaine, einem kleinen Ort in Victoria.
Dann ging es nach Adelaide, dem Ausgangspunkt für eine 8 tägige Tour ins Outback bis nach Alice Springs.
Dort nahm ich den berühmten Zug Ghan in den Norden, um einen Tag später in Darwin anzukommen. Da ich nicht weiß, ob der Monsun und ich Freunde werden, bleibe ich nur wenige Tage und fliege dann in den Westen nach Perth.
Dort habe ich mir schon einen kleinen Campervan reserviert und entscheide dort, wohin es gehen wird. Ende des Monats gibt es noch einen kurzen Abstecher nach Hobart, der Hauptstadt von Tasmanien, bevor es zurück nach Melbourne geht. Am 14. März geht es zurück nach Wien.
“Ruth in Australien” wurde mein erster Reiseblog. Die Beiträge enthalten in erster Linie Fotos. Das hängt einerseits damit zusammen, dass ich recht wenig Zugang zum Internet hatte und auch nicht viel Erfahrung. Es war mein erster Blog und meine immer noch erste Liebe zu Reisen in ferne Länder. Hier findest du alle Beiträge. Wenn du nur Lust auf eine reine Fototour hast, dann schau hier vorbei, dies war die Basis meiner Diavorträge.
All together now — Alle Bilder auf einen Schlag
Good bye Australia! C ya! Nice to meet ya!
Wenn ich sprachlos sein werde, dann nicht, weil es nichts zu erzählen gibt… im Gegenteil.und ihr werdet es nicht glauben, es gibt noch viel mehr zu erzählen :-).
Heute sitze ich im Flieger und am Montag bekommen mich die Ersten wieder zu Gesicht.
Ich freue mich auf euch!
more music
The last week was full of music. I was happy to see 2 times the wonderful Jojo Smith and the very special Pot’n Kettle in Melbourne and at Port Fairy Folk Music Festival with lots of others.
Here Jojo and the band. Während meiner Reise gab es schwere Buschfeuer in Victoria, die größte Brandkatastrophe in Australien bis dahin. Ich erfuhr davon, als ich am Uluru war. Meine Freunde schickten mir eine SMS, dass sie in Sicherheit waren. Unser Fahrer und Reiseleiter sprach mit seiner Mutter und berichtete uns mehr davon. Es war eine Vollmondnacht.
Die Spendensammlungen sah ich in ganz Australien, bis ich wieder heimfuhr. Hier singt Jojo ein tröstendes Lied für alle Opfer des Buschfeuers.
Tierrätsel
Port Arthur — ehemalig härteste Sträflingskolonie Australiens
Port Arthur war ein Ausflug in die Geschichte Australiens. Auch wenn ich anfangs zögerte, bin ich nun froh, dort gewesen zu sein. Verächtlich und abschätzig wird von den “Verbrechern” gesprochen, die nach Australien gebracht wurden. Sie wurden allerdings erst, nachdem sie nach der amerikanischen Revolution nicht mehr nach Nordamerika verschifft werden konnten. Es waren Verbrecher wie mein Großvater, der ins Gefängnis kam, weil er das Bruchholz, das am Boden lag, sammelte, damit seine Familie nicht friert. Kinder ab 9 Jahren, die Spielzeug oder ein Stück Brot stahlen. Es waren nicht alles Mörder und andere Schwerverbrecher, wie auch ich anfangs glaubte. Verbrecher waren vor wenigen Jahrzehnten auch Diebe aus Not.
Ein britisches Gesetz aus dem Jahre 1718 erlaubte die Deportation bei Vergehen mit einer Strafe von sieben Jahren, also auch für den kleinen Diebstahl. Dies bedeutete, dass nahezu alle Straftaten mit gleichem Strafmaß belegt werden konnten.
Die australische Regierung geht in einer offiziellen Stellungnahme von insgesamt ca. 162.000 Sträflingen aus, die auf 806 Schiffen transportiert wurden. Bis 1780 wurden Gefangene aus Britannien nach Nordamerika gebracht, 50.000 sollen es gewesen sein. Inzwischen rechnet man, dass ungefähr zwei Millionen Bürger Australiens Nachkommen von Sträflingen sind. Nur zur Erinnerung, ich bin auch ein Nachkomme eines Sträflings. Getroffen hatte ich in Australien nicht viele, nur einer berichtete mir, dass er von einem Sträfling abstammte. Alle anderen kamen, wie auch in andere Kolonien, meist als Wirtschaftsflüchtlinge, über die wir heute so verächtlich sprechen. Es war nicht Abenteuergeist, es war Not, die einen die Liebsten zurücklassen ließ.
Mir ist dort wieder die schlimme Zeit der industriellen Revolution klar geworden, die Geschichten von Charles Dickens, als so viele durch die neuen Maschinen ihre Arbeit verloren oder durch — das klingt absurd — den Frieden. Im Krieg waren viele Männer mit einem “Job” versorgt, durch den Frieden im beginnenden 18.Jh wurden viele arbeitslos — nur nannte das damals niemand so.
Port Arthur war der Ort, wo die schlimmsten “Verbrecher” gebracht wurden. Statt Prügelstrafe setzte man dort auf physische Strafen. Die Einzelhaft wurde hier zum ersten Mal angewandt. Nicht mal bei einer Messe war es möglich mit einem anderen Häftling ein paar Worte auszutauschen, nicht einmal sehen konnte sie einander. Heute ist man sich der schweren Belastung der Isolation bewusst, was nicht bedeutet, dass diese Methode keine Anwendung mehr findet.
Irgendwie war ich froh dort gewesen zu sein. Es ist ein Ort, der ganz wichtige Dinge über Australien erzählt, aber auch über die Art und Weise des Umgangs mit Menschen vor gar nicht allzu langer Zeit. So fern ist es auch heute nicht. In Krisenzeiten brechen diese unmenschlichen Formen wieder hervor, als ob sie nie vergangen wären.