Als ich von Cody aufbrach, empfahlen mir Ruth und Pete, meine Hosts in Cody, an einen traurigen Ort zu fahren. Alle Nationen haben Orte, die einen mit Scham erfüllen, Amerika ist nur ein großes Land, mehr Augen sind darauf gerichtet. Aber inzwischen bin ich alt genug, neugierig genug, um Trauriges an vielen Orten zu entdecken.
Ich bin aber auch müde geworden, wie die einen den anderen Vorwürfe machen. Als mir einmal jemand gestand, dass er Fehler gemacht hatte, für die er sich jetzt schämte, war ich froh, denn ich konnte ihm sagen, die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern, doch jetzt kannst du dein Bestes versuchen. Es war eines der letzten Gespräche, die ich mit meinem Vater führte.
Das ist es, was ich mir von anderen und von mir wünsche, wenn ich Fehler erkenne, sie wahrnehmen und verstehen, um sie nicht wieder zu machen. Wenn ich also an einen Ort komme, für den ich mich schäme, dass Menschen anderen Menschen so etwas antun, dann liegt es an mir, aufmerksam zu sein, wie ich es verhindern kann, wenn ich vor so einer Entscheidung stehe.
Warum ich davon anfange? Ich kenne genug Menschen, die abfällig über Amerika sprechen und denen will ich sagen, kehre vor deiner eigenen Tür. Denn daran musste ich denken, als ich Anton Treuer zuhörte. Er ist ein Ojibwe und versucht die Kommunikation zwischen Menschen zu verbessern, den first und den “second” people. Er sprach in einem Video davon, wie schwer es für ihn war Dachau und Mauthausen zu finden, während Ausschwitz schon 200 km weit vorher beschildert ist.
Aber hier ist wohl die Rede von den third people. Viele Japaner kamen gegen Ende des 19.Jahrhunderts. So richtig willkommen waren sie nicht und normalerweise wurden erst ihre Kinder zu Amerikanern. Als im Dezember 1941 Japaner Pearl Harbour angegriffen, wurde durch Franklin D. Roosevelt bekannt gemacht, dass Japaner, die im Westen der USA lebten, sich zurückzuziehen hatten. Jene, die es nicht schafften wurden in Camps untergebracht. Das Heart Mountain Relocation Center war eines davon. Ihre Nationalität, aber auch ihre Herkunft machte sie zu Feinden. Mit keiner anderen Volksgruppe wurde so verfahren. Ihr Verbrechen war, Japaner zu sein und an der Westküste zu leben. Wyoming ist ein schöner Platz,
wenn man sich dafür entscheidet. Doch wenn man von der Westküste der USA kommt mit seinem durch den Pazifik sanfteren Klima, dann ist es verdammt hart. Im Winter gibt es kalte Winde, im Sommer heißes Wüstenklima und das alles in einer Seehöhe von ca. 1500 m. Das ist kein Ort, an dem es leicht ist zu leben. Mehr gibt es hier nachzulesen: Heart Mountain Relocation Center
Es wäre lächerlich, Vergleiche zu ziehen. Es waren keine Konzentrationslager wie bei uns. Aber es handelte sich auch nicht um ein Ferienlager, sie zogen in nackte Hütten. Keine Vergleiche. Ich will das nicht. Ich habe mir in dem kleinen Museum einen Film mit anderen Menschen angeschaut. Es waren auch Japaner dabei. Mit Tränen in den Augen. Nachfahren.