Lampen-Reisefieber

Zumin­d­est fühlt es sich so an, aufgeregt bin ich, als ob ich auf eine Bühne müsste. Ich kenne es ja bere­its, dass ich nach län­gerem Nicht­fliegen ein wenig nervös bin — weniger wegen des Fliegens, mehr wegen der vie­len Dinge am Flughafen, auf die ich zu acht­en habe.

Gestern habe ich also im Inter­net geschmök­ert, und als ich plöt­zlich lesen musste, dass es wichtig ist, darauf zu acht­en, dass man wegen der Bären in den Nation­al­parks das Essen im Auto ver­stauen soll,  wurde es mir ein wenig unheim­lich. Ich wollte doch dor­thin. Und mit Zelt auch noch. Wichtig sei, es nicht sicht­bar und unriech­bar unterzubringen.

Soll ich jet­zt ein Auto nehmen, in dem ich schlafe und DAS ESSEN WOMÖGLICH SICHTBAR IST? Oder nehme ich ein kleineres Auto, ver­steck die Lebens­mit­tel und schlafe im Zelt, was anscheinend nicht so gefährlich ist.

Plöt­zlich bekomme ich Angst, ob ich wirk­lich mit mein­er Entschei­dung nicht zu viel zu pla­nen, richtig liege. Aber wie schon oft, liebe ich auch dieses Kribbeln, das durch Angst erzeugt wird. Je mehr und je öfter ich gefährliche Sit­u­a­tio­nen bess­er ein­schätzen gel­ernt habe, um so ruhiger werde ich. Mit jede Gren­ze, die ich über­schre­ite, erweit­ere ich meine Welt. Nicht nur der Hor­i­zont rückt in weit­ere Ferne. Auch mein periph­eres Sehen erweit­ert mich, so als ob ich mich bald von hin­ten sehen könnte.

Vielle­icht kann mich ein­fach immer weniger über­raschen. So wie ich mich nicht mehr aufrege, wenn ich wegen mein­er Mut­ter angerufen werde. Zuerst warte ich, bis ich mehr erfahre. Dann ist immer noch Zeit genug, nachzu­denken, was ich tun kann. Dann reagiere ich schnell, ich über­lege, welche Lösung ich find­en kann. Das Gegen­teil ist schlimm für mich. Eine Lösung zu suchen, wenn ich vor einem Prob­lem ste­he, macht fast Spass. Ich spüre, wie mein Gehirn vor Freude springt, wenn es etwas zu tun bekommt. Doch passiert nichts, wenn ich ein Prob­lem sehe, dann werde ich verzweifelt.

Was bedeutet das nun für meine Reise? Viele Sit­u­a­tio­nen auf die sich mein Hirn freut, wo ich Lösun­gen, Entschei­dun­gen, neue Wege ein­schla­gen darf. Und das bißchen Angst steigert die Freude, mit etwas, was schwierig aussieht, klar zu kommen.

HURRA!!!

Along the Pacific Coast

Es begann mit der Sehn­sucht nach Wasser.

Meine Reise wird mich zu den Wassern des Paz­i­fik führen. Es geht der nor­damerikanis­chen Paz­i­fikküste ent­lang: Von Los Ange­les bis Vancouver.

Zu den Beiträgen geht es hier lang.
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Nach­dem ich mir alle ver­schiede­nen und wun­der­baren Vari­anten angeschaut hat­te, kam ich zur Erken­nt­nis, dass ich nicht alles sehen kann, so sehr ich es mir auch wün­sche. Das Gute daran ist, dass so immer etwas Sehn­sucht zurück­bleibt. Ari­zona und Utah müssen auf mich warten.

Nach der Ankun­ft geht es in die Berge nördliche von LA. Hier soll sich der Ver­lauf des San Andreas Graben in Ost-West-Rich­tung ändern und bildet so das einzige Gebirge Nor­damerikas, das nicht vom Nor­den in den Süden zeigt. Ich freue mich schon auf das Mon­terey Bay Aquar­i­um, es hat mir auf mein­er ersten Kali­fornien­reise vor 15 Jahren so gut gefall­en, dass ich unbe­d­ingt wieder hin will. Eben­so wird es nach San Fran­cis­co nochmals in die Muir Woods gehen.

Ab hier betrete ich unbekan­ntes Land. Ich werde mich auf die Suche nach Nation­al­parks begeben, die sich den Vulka­nen wid­men. Die West­küste liegt ja am Paz­i­fis­chen Feuer­ring. Ich werde also ein wenig eine Zick­za­ck­tour ein­schla­gen, wo es in die Cas­cades und dem Paz­i­fik hin und her geht.

Obwohl es nun Anfang Juni ist, scheinen einige Nation­al­parks noch immer unter den Schneemassen zu liegen. Der Lassen Nation­al Park High­way im Nor­den Kali­forniens ist noch immer ges­per­rt, ich werde schauen, ob ich anders in den Nation­al­park fahren kann.

Ganz ges­pan­nt bin ich aber auf den Olympic Nation­al Park in Wash­ing­ton (state). Ich war noch nie in einem Regen­wald, auch nicht in einem der gemäs­sigten Zonen, wie dieser dort sein soll. Ich bin schon sehr neugierig.

Abschluss wird  Van­cou­ver Island bilden. In ein­er Doku­men­ta­tion über diese Insel vor der Süd­west­küste Kanadas war die Rede davon, dass hier das Ende der Welt ist.

Ich mag Enden der Welt.
Ein Ende ist auch immer ein Anfang.

Yippee!!!

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Es wird um viel Wass­er gehen bei dieser Reise. Als Bevor ich nun meine vor­läu­fige Tour beschreibe, möchte ich ein Gedicht von Goethe über einen Wasser­fall und seinen Geis­ter voranstellen

Gesang der Geister über den Wassern

Des Men­schen Seele
Gle­icht dem Wasser:
Vom Him­mel kommt es,
Zum Him­mel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glat­ten Fels,
Und leicht empfangen
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klip­pen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schle­icht er das Wiesen­tal hin,
Und in dem glat­ten See
Wei­den ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblich­er Buhler;
Wind mis­cht vom Grund aus
Schäu­mende Wogen.

Seele des Menschen,
Wie gle­ichst du dem Wasser!
Schick­sal des Menschen,
Wie gle­ichst du dem Wind!

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