Yellowstone
Yellowstone ist ein sehr gefährliches Gebiet für mich, zu viele aufregende Motive, zu viel geologisch interessantes. Wegen der großen Zahl der Fotos werde ich es langsam angehen. Als ich über den 2600m hohen Sylvan-Pass den östlichen Rand des Yellowstone Kraters überschritt, und ich die Wolken am unteren Rand sah, bekam ich ein wenig Gefühl für die Größe dieses Gebietes.
Ein Pass, der eigentlich ein Kraterrand ist, und ich befand mich ab diesem Zeitpunkt inmitten der Caldera eines Supervulkans. Als das letzte Mal ein Supervulkan ausbrach, nämlich jener von Toba, ist fast die gesamte Menschheit gestorben (vor ca. 70.000 Jahren). Die geringe Variabilität unserer Gene ist Zeuge dessen und auch ein Zeichen, wie nah verwand wir alle sind. Der ganze Hickhack heute ist lächerlich, denn wir sind alle ziemlich nah verwand, wir müssen nur ein paar 1000 Generationen zurückschauen. Ob wir damals wirklich fast ausgestorben wären, ist nicht sicher, sie streiten sich noch und ich halte mich da raus.
Die globale Temperatur soll damals um 3–3,5° gesunken sein. Doch was immer damals geschah, wenn es jetzt zu einem Ausbruch käme, wäre es sehr folgenreich. Zur Erinnerung als der unaussprechliche Vulkan 2010 in Island ausbrach, kam der Flugverkehr lange Zeit zum Erliegen. Die Ausbrüche von Vesuv und Mount St. Helens erzählten ein wenig von der Macht, und doch ein Supervulkan ist viel mehr.
Sobald ich mich umschaute, strahlten überall Vulkankuppen in schwarz und weiß zu mir herüber. Nur Richtung Süden strahlten sie Tetons am anderen Ende des Craterlakes herüber. Im Vordergrund sind die Überreste des letzten Waldbrandes, Waldbrände, die an vielen Orten ihre Zeichen hinterlassen.
Überrascht hat mich, dass die Caldera nicht wirklich klar ersichtlich ist. Innerhalb der Caldera ist zwar der Yellowstone Lake, der einen Teil bedeckt, doch der See bildet nicht die Caldera, wie ich dachte. Sie ist 6x so groß wie Wien oder fast so groß wie Vorarlberg, alles Größen, die über meine persönliche Vorstellung hinausgehen (2400 km²).
Es befinden sich zahlreiche Erhebungen, die durch die hydrothermalen Erscheinungen verursacht worden sind, in diesem Bereich. Es war nicht so, wie ich es mir vorstellte. Auf der Karte siehst du, dass es nicht einfach eine flache Schüssel ist, sondern unterschiedliche Erhebungen, Hügel und Berge den Kraterrand verschleiern. Die Ränder der Caldera sind außerdem nicht statisch geblieben, bei jedem der riesigen Ausbrüche lag das Zentrum woanders.
Rechts siehst du den nördlichen Rand, beim 2700 m hohen Dunraven Pass. Selbst das Wissen, dass da drinnen Bäume wachsen und Tiere leben, reichte nicht, um es mich dennoch zu überraschen. Speziell die vielen Flüsse verstanden es, mich in ihren Bann zu ziehen.
Ich war schon beim Columbia River überrascht und wie weit sich die Spuren des letzten Ausbruchs von Mt. St. Helens zogen, aber Yellowstone ist einfach riesig.
Die Größe übersteigt einfach meine Vorstellungskraft.
Bei Yellowstone handelt es sich um einen Hotspot, wie in Hawai, doch während sich dort einfach der Ozeanboden öffnet und die Lava sanft die Hügel hinunter fließt, ist hier die Lage ein wenig komplizierter, weil es die Ausbrüche nicht laufend sondern episodisch stattfinden. Aber auch hier bewegt sich die Kontinentalplatte seit 17 Millionen Jahren über diesen Hotspot und war einst in Nevada und Idaho, als sie noch nicht Nevada und Idaho waren. Dieser bricht etwa alle 600.000 Jahre aus. Und da stöhnt er nicht nur so wie jetzt mit seinen heißen Quellen und dem Schwefelgestank, sondern lässt ein Mordsdonnerwetter mit Blitz und Lava und Asche abgehen.
Hier schaue ich noch mal zurück Richtung Süden und Caldera.
Cody to Yellowstone
Cody
Now I have to switch to English because I am guest as a couchsurfer in Cody.
After some weeks alone, I wanted to get to know people. There are not many people living in South Dakota and Wyoming and I wanted to talk to locals. Couchsurfing is the best way to do so, although I have to say that CSler will always have a special quality and that is travelling. I don’t know any better way to become open minded and open hearted than travelling. Therefore I decided for a couch in Cody.
The city said welcome in sending me a rainbow. Without any clouds and any rain around. That’s quite nice.
You never heard of Cody? Me neither. Stop, back to the start. Cody is a city in Wyoming. Wyoming got its name from the Chayenne and it means: great plains. But Wyoming is far more than plains. It has little parts of the Black Hills, it has its own Badlands, the Rocky Mountains and YELLOWSTONE.
One of the most exciting places in the world. A supervolcano and you can walk into it. Let me give you one little advice: don’t watch ‘Supervolcano’ a day before you go there. It is frightening. I did and I needed a while to forget about it.
Cody is at the east entry of Yellowstone. That doesn’t make a story. BUT you have heard of Buffalo Bill. His real name is William Frederick Cody. I think you have heard about the shows. This was something typical for the time, no TV but explorers and adventures telling their stories. The elevation is 1523m and it became easier to get a sunburn. Ruth and Peter have 3 lovely dogs and 2 lamas who are their lawnmower. They were so lovely hosts and it was a perfect way to get to know people from Wyoming.
They have 300 sunny days. The snow is blown away easily and you need cars with clearance height. 10.000 peope live there, they have a newspaper which is published twice a week, a big library (I will always be jealous when I see libraries in all these little towns in the USA where kids start to use them at the age of 4).
I didn’t attend a Rodeo and don’t feel sorry about that but I spend a day in the Buffalo Bill Centre of the West and believe me, the name is the worst of this museum. It is gorgeous, I hadn’t expect to learn that much. For the second year in a row it has earned the Certificate of Excellence Award from TripAdvisor, the world’s largest travel website. It is not just about Buffalo Bill! They have a wonderful natural history museum which gave me a good overview which animals prefer which height. Another long stay for me was the plains indian museum that is another part of this center. Of course there is a Buffalo Bill part too but I was tired and it would have needed quite a time to understand him in a better way. He had lots of shadows of grey.
For lunch I decided to stay at the Draper Museum Raptor Experience. They have six birds which aren’t able to live outside anymore because of different kinds of problems (accident or blind on eye…)
I learnt about the volunteer work, how the community is supported by citizens. It is not the center of the Universe but a beautiful place to live if you love the nature.
And of course a nice (quite long) talk with Ron, a professor from Colorado.
Wyoming Badlands
Weiter in den Wilden Westen
Ich hatte diese Reise nicht geplant und war gespannt, wohin es mich trieb.
Inzwischen ist mir klar, dass es mich in den Westen zog. Yellowstone, der erste Nationalpark der Welt, sollte mein Ziel sein. Doch was mich faszinierte, war die Tatsache, dass Yellowstone sehr weit weg war. Deshalb kam es mir zuerst auch nicht in den Sinn. Erst als ich in den Black Hills war, dachte ich, jetzt ist es auch schon egal, so nah war ich noch nie. Pelzjäger und Goldsucher versuchten im 19 Jahrhundert vereinzelt in das Gebiet vorzudringen, ihre Berichte allerdings wurden ignoriert. Zu seltsam klangen ihre Berichte, Jägerlatein, “Pelzjägerlatein”.
Erst 1869 kam es zu einer erfolgreichen Expedition geführt von einem Geologen und 1872 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Das war nicht von Umweltbewusstsein getrieben, sondern von der Northern Pacific Railroad. Sie erhofften sich eine bessere Auslastung, puschte in die Richtung und Präsident Ulysses S. Grant dachte, einen Erholungspark wäre nicht schlecht. Die Natur bot ein Gratistheater.
Doch vorerst musste ich mal dorthin und zwar viel bequemer als vor 150 Jahren. Ich musste die Weiten der Great Plains überqueren. Ich hatte immer nur an Ebenen gedacht, doch eigentlich geht es stetig auf und ab, doch mehr auf als ab. Je weiter man in den Westen kommt, um so eher begegnet einem Täler, die sich ins Land eingeschnitten haben und tiefe Risse im Land hinterließen, so wie die Badlands in South Dakota. Badlands gibt es mehr. Im Winter pfeifen kalte Winde über das Land und im Sommer trocknen sie das Land aus. Durch die tiefen Wurzelsysteme der Gräser wird der Boden festgehalten. Ist hier kein Widerstand, bläst er unerbärmlich.
Für uns heute ist es kein Problem, ich habe mein Wasser mit und bin froh, dass mich der Wind von der Hitze ablenkt. Und die Airconditioning des Autos ist nicht zu verachten. Doch früher musste sicherlich nach Flusstälern Ausschau gehalten werden, die hier, wie in anderen Wüstengebieten, durch die Baumalleen erkennbar sind. Doch mit Planwagen, die von 2 und mehr Ochsen gezogen werden, über diese Hügel zu marschieren mit allem Hab und Gut, erzählt nicht nur etwas vom Pioniergeist, sondern eigentlich auch von der Verzweiflung armer Leute, die nichts zu verlieren hatten.
Heute nennen wir sie Wirtschaftsflüchtlinge. Den Druck auf jene Menschen, die bereits hier lebten, will ich nicht vergessen, davon später. Dieses Land war immer schwierig zu bewirtschaften. Es war kein Paradies und die heutigen Einwohnerzahlen erzählen davon.
Etwas, was ich anfangs total übersehen hatte, war, dass es stets bergauf ging. Die Ebenen und Hügel befinden sich schon über 1000m Höhe. Die Sonne ist intensiver, das begriff ich mit dem ersten Sonnenbrand. (Inzwischen schmiere ich mir den Sonnenschutzfaktor 50 alle 2 Stunden ins Gesicht, die Botox-Lippen erzählen von ihren Qualen).
Das Gras hält den Boden. Und manchmal durchfuhr es mich, hier fehlt etwas. Es waren die Büffelherden, die über diese Weiten zogen. Doch irgendwann beginnt sich die Landschaft zu ändern, die Höhe macht sich bemerkbar. Die weiten Grasflächen werden von Sagebrush abgelöst, die anfangs vereinzelt und schließlich weite Hügel überzogen. Hier im Vordergrund siehst du den Wüsten-Beifuß. Der Name Sage und auch seine weißgrünen Blätter ließen mich an Salbei denken, doch dieser Busch wird bis zu 3m hoch, wenn er genug Wasser hat. Der Wüstensalbei ist nicht mit dem Salbei verwandt, ebenso wenig wie der Prairie-Sage, beide gehören in die Familie des Beifuß. Im Hintergrund tauchen die ersten Koniferen auf, Pinien, die sich dunkel wie in den Black Hills, abzeichnen.
Und wieder Berge, von denen ich noch nie etwas gehört habe, die Bighorn Mountains. Und begleitet von Hinweisschildern, die mir von dem großen Alter, der hier gefundenen Steinen erzählen, geht es aufwärts. Auch wenn ich jetzt nichts in Wikipedia finde, da waren Schilder, die auf Präkambrische Steine, 2,9 Milliarden Jahre alt, hinwiesen. Das ist verdammt alt. Unsere ältesten im Waldviertel sind rund eine Milliarde Jahre alt: der Bittescher Gneis.
Ich gebe zu, ausschauen tun sie ähnlich, sie sind auch alle zusammen ähnlich entstanden, als Tiefengestein, denn es ist tief im Inneren der Erde unter hohem Druck und hohen Temperaturen geschmolzen. Dieser Prozeß wird Metamorphose genannt. Ich weiß, dass klingt alles so weit weg.
Doch Bezug dazu habe ich gewonnen, seit ich mir einige Eckdaten gemerkt habe. Unsere Erde ist ca 4,6 Milliarden Jahre alt. Damals war es einfach zu heiß, alles war geschmolzen, die Erde musste erstmal etwas abkühlen. Doch schon 0,3 Milliarden Jahre später umschloßen Gneise Zirkone. Zirkone schauen aus wie Diamanten, nur gibt es sie viel öfter, und so werden sie als billiger Ersatz bei Modeschmuck verwendet, aber sie sind oft diejenigen, die das Alter umgebender Steine verraten. In Kanada und Grönland aber auch in anderen Kratonen (das sind alte erste Trümmer, die den Kern unserer Kontinente bildeten) findet man sie. Der Zerfall von Uran in ihnen verrät ihr Alter. Wenn ich das nicht gewusst hätte, würde mich der Hinweis nicht beeindruckt haben.
Das Becken des Bighorn-River trennt diese Berge von den Rocky Mountains, auch wenn sie geologisch zusammengehören. Dass ich über einen Pass fahren sollte, der knapp 400m höher als unser Großglockner liegt, ahnte ich nicht. Der Powder River Pass liegt rund 2946m hoch (der Pass des Großglockners 2576m).
Und damit beschließe ich meinen heutigen Unterricht 🙂 Abschließend ein paar Bilder von altem metamorphem Gestein und Sedimentgestein, das leicht durch die sichtbaren Schichten zu identifizieren ist. Dazwischen zittern ein paar Espen vor Ehrfurcht.