Die Linde am Hemmaberg und die Menschen, die hier lebten

_MG_6002 Als ich am Hem­ma­berg die Aus­grabun­gen besichtigt hat­te, fiel mein Blick auf eine riesige Linde. Bäume sind für mich sehr ver­traute und doch sehr selt­same Wesen. Denn selb­st die größten — und ich habe sehr große Bäume in Aus­tralien und Nor­dameri­ka gese­hen — geben mir einen heimeli­gen ver­traut­en, ger­ade zu famil­iäres Gefühl.

Und so stand ich unter dieser Linde und sagte zum Mann neben mir: “Ist sie nicht wun­der­schön?” Und er meinte nur: “Naja, gewaltig”. Wie selt­sam. Ich sage doch auch nicht zu einem alten Men­schen gewaltig, son­dern auch wun­der­schön. Ich mag es, die Reife, die Erfahrung, die Spuren des Lebens zu sehen.

Wieder mal bin ich vor einem Baum ges­tanden, also ob ich  noch nie einen gese­hen hätte. Aber ich glaube, es war tat­säch­lich meine erste sehr alte Linde und der erste so alte Baum hier in Europa, den ich berührte.
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Die Linde galt immer schon als ein beson­der­er Baum.

Die Ger­ma­nen sahen in der Linde Göt­tin Freya, die Göt­tin der Liebe und der Ehe (Her­rin der Erde) bzw. Frig­ga (Mut­tergöt­tin und Patron­in von Geburt und Frucht­barkeit). Knapp nach 500 n.Chr.  kamen die Ost­goten  — also Ger­ma­nen — hier­her. Sie waren ari­an­is­che Chris­ten — doch dazu später. Ihr Gräber­feld liegt am Fuße des Berges.

In dieser Tra­di­tion — näm­lich der weib­lichen Got­theit­en bzw. Heili­gen find­en sich Lin­den vor Klöstern und Wall­fahrt­sorten, da die früher hei­d­nis­chen Heiligtümer nun Maria, der Mut­ter Gottes, gewid­met wurden.

Die Linde gilt auch als Ammen­berg, der die Eichen um sie herum schützen soll._MG_5991

Doch vor den Ost­goten kamen die Kel­ten. Um ca. 300 v.Chr. ließen sich Kel­ten am Fuße des Hem­ma­bergs nieder. Die Ortschaft wurde nach der keltischen Got­theit Ioue­nat benan­nt, von der nun das ganze Tal seinen Namen bekam: der Name des Jaun­tales hat einen keltischen Ursprung. Als römis­che Sta­tion wurde das heutige Globas­nitz Iuen­na. Das Heilig­tum der Kel­ten lag wahrschein­lich eben­falls am Hem­ma­berg, der bis in das 17. Jahrhun­dert auch Jaun­berg genan­nt wurde.
_MG_5993Das weiche, helle Holz der Linde bietet sich her­vor­ra­gend für Schnitzereien an. Wer selb­st ein­mal geschnitzt hat, weiß es zu schätzen, wenn es  nicht gar so schw­er geht. Der Bast der Linde ist sehr zäh und kann deshalb sehr gut zum Flecht­en ver­wen­det wer­den. Die Blüten der Linde — im Schat­ten getrock­net, wie viele andere Tees auch — ist ein altes Heilmit­tel gegen Hus­ten, Ver­schleimungen. Seine entzün­dung­shem­menden Stoffe helfen bei Erkäl­tun­gen und Entzün­dun­gen jed­er Art und schießlich soll er auch beruhi­gend wirken. Wem das egal ist, der erfreut sich ein­fach am Lindenblütenhonig.

Die Kel­ten glaubten, dass unter Lin­den das Licht der reinen Wahrheit an den Tag kommt. Das gle­iche galt für Quellen und so ist es nur schlüs­sig, dass die Ros­alien­quelle und diese tausend­jährige Linde am Hem­ma­berg ste­hen. Denn auch die Quellen sollen dich rein­waschen. Doch nicht nur für Kel­ten war die Linde ein Ort, wo Recht gesprochen wurde._MG_5992

Das Thing, das Volks­gericht der Ger­ma­nen, fand unter Lin­den statt. Nicht nur das jed­er dort die Wahrheit sprechen würde, auch Gnade fand man unter ein­er Linde. Die Linde macht empfind­sam und nicht ohne Grund war es ein Lin­den­blatt, dass die Stelle am Kör­p­er Siegfrieds in der Nibelun­gen­sage bedeck­te, wo er ver­let­zlich blieb und schließlich getötet wurde.

Wer nun glaubt, dass damit alles über Lin­den am Hem­ma­berg gesagt ist, täuscht sich. Denn um 590 n. Chr. kamen Slawen aus dem Süden und grün­de­ten das slaw­is­che Fürsten­tum Karan­tanien. Was wäre Kärn­ten ohne Slowe­nen? Das Land hätte nicht mal einen eige­nen Namen. Auch für die Slawen und andere Völk­er des Balka­ns, das bedeutet auch für die Griechen, war die Linde ein wichtiger heiliger Baum.

Die Linde soll helfen Ruhe und Frieden zu find­en, sie klärt die Sit­u­a­tion und trägt zur Har­mon­isierung bei. Ich bin gerne bei Bäu­men und ich weiß nicht, ob ich es bin, die ruhig wird, oder ob die Ruhe des Baumes mich erfaßt.

Zur Zeit find­en Aus­grabun­gen um die Wahlfahrt­skirche, die der Hl. Hem­ma von Gurk, der Lan­despa­tron­in Kärn­tens und der Hl. Dorothea gewid­met ist, statt. Da dies der markan­teste Platz am Plateau ist, kön­nte ich mir vorstellen, dass die ersten Heiligtümer sich dort befan­den. Die Heili­gen Plätze wur­den früher von ein­er Reli­gion zur näch­sten weit­erg­ere­icht. Wenn ich die Ein­drücke von mein­er Reise Revue passieren lasse, dann sah so viele Kapellen auf markan­ten Punk­ten. Warum soll­ten unsere Vor­fahren ihre Heiligtümer auf weniger wichti­gen Punk­ten errichtet haben?

Und was hat mir die Linde ver­rat­en? Ich umkreiste sie dreimal, bedank­te mich bei ihr, weil sie mir Zwei­glein schenk­te, die ich mit­nehmen durfte. Ich sah wie weit ihre Wurzeln das Land umarmten und dann flüsterte sie mir zu:

Du musst nichts tun. Es ist.”

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Quellheiligtum — Rosalienquelle

Sicher­lich hat­te ich vieles in mein­er Kind­heit gehört, aber hin­ter­fragt hat­te ich nicht immer alles. Ich ver­wen­dete Begriffe oder Beze­ich­nun­gen von Orten, ohne weit­er darüber nachzu­denken. Als Inns­bruck­erin war mir Heilig­wass­er ver­traut, näm­lich als Sta­tion, wenn ich mit der Seil­bahn auf den Haus­berg der Inns­bruck­er, den Patscherkofel, fuhr. Aber noch offen­sichtlich­er geht es wohl nicht: “Heilig-Wass­er”. Es han­delt sich um ein heiliges Quelle, einen heili­gen Platz. Jet­zt fuhr ich an so einen heili­gen Platz in Kärnten.

Mir war schon bewusst, dass es sich um einen sehr alten spir­ituellen Platz han­deln musste. Erst als ich dort ankam und dann ins­ge­samt 5 antike Kirchen bzw. deren Fun­da­mente und ein gotis­ches Kirch­lein vor­fand, begriff ich langsam, um was für eine bedeut­same Pil­ger­stätte es sich han­delt musste.

Der Hem­ma­berg ist ein heiliger Platz.

Für unsere Vor­fahren muss es erstaunlich gewe­sen sein, wenn aus einem Berg unver­mutet Wass­er qua­si uner­schöflich her­vor­springt. Noch viel beein­druck­ender wird es, wenn diese Quelle an einem beein­druck­en­dem Ort wie diesem hier liegt. Viele alte Quell­heiligtümer wur­den seit Jahrtausenden aufge­sucht. Ich habe eine Seite gefun­den, auf der allein in Öster­re­ich 467 Quell­heiligtümer ange­führt werden.

Schon in vorchristlich­er Zeit wurde aus Quellen geweis­sagt. Die Form und der Ver­lauf der Wirbel sollte über das Schick­sal Auskun­ft geben.

Quellen waren schon immer beson­dere Orte. Quellen waren Heiligtümer, deren Wass­er heilte und wo Men­schen Opfer erbracht­en. Ist es nicht schön, die Verbindung zwis­chen heilen und heilig. Ich bin mir ziem­lich sich­er, dass es sich hier um einen gle­ichen Wort­stamm han­delt. Auch im Englis­chen hört man es noch in den Worten heal and holy. 

Quellen sind auch als Gericht­sort, also als ein Ort an dem Gerechtigkeit gesprochen wird, bekan­nt. Nicht nur Augen wur­den damit gewaschen, auch ver­wor­rene Geschicht­en wur­den hier im über­tra­ge­nen Sinn geklärt.

Die Wassergöt­ter soll­ten gnädig ges­timmt wer­den. Funde an diesen Quellen zeu­gen von diesen ural­ten Rit­ualen. Auch heute wer­den Blu­men geopfert, Kerzen angezün­det. Als ich hier an der Ros­alien­quelle war, fand vorher eine Taufe in der Kirche am Berg statt und anschließend, begaben sich alle zusam­men mit dem Pfar­rer zum Quell­heilig­tum. Als ich anschließend die Hl. Ros­alia besuchte, duftete der Platz nach den zahre­ichen Honigk­erzen, die kurze Zeit vorher entzün­det wurden.

Hier liegt die heilige Ros­alia wie ein Schnee­wittchen. Ros­alia war eine Pes­theilige, die angerufen wurde, um die Pest abzuhal­ten. So ist aus diesem alten hei­d­nis­chen, keltischen Quell­heilig­tum ein christlich­es geworden.

Im Jahr 1680 brach die Pest erneut in Kärn­ten aus. Die Pfar­rge­mein­den Ebern­dorf, St. Kanz­ian, Jaun­stein, St. Veit im Jaun­tal, Gal­lizien, Sit­ters­dorf, Eisenkap­pel und Globas­nitz tat­en sich zusam­men und gelobten die Errich­tung ein­er Grot­tenkapelle zu Ehren der Pes­theili­gen Ros­alia, sollte Die Pest diese Orte verschonen.

Die Verbindung zu unseren Urah­nen hat Kon­ti­nu­ität und ist nicht unter­brochen, auch wenn sie an der Ober­fläche verdeckt ist. Auch wenn es die Pest brauchte, um die Quelle mehr zu ehren, denke ich, dass sie in der Bevölkerung nie vergessen war.

Nach einem Brand wurde die Pil­ger­stätte zur Heili­gen Ros­alia neu errichte. Das Plätzchen ist für­wahr ein mys­tis­ches. Es liegt ganz hin­ten in ein­er Höhle.

Und wenn es stimt, sind dort ähn­liche Erd­strahlen wie in Lour­des gemessen wor­den. Ich kenne mich mit der Geo­mantie nicht so recht aus. Trotz­dem erscheint es mir schon schlüs­sig, dass es Unter­schiede auf der Erde gibt, die von dem Platz abhängig sind. Ich muss ein­fach an Vulka­ne denken, wo die Erd­kruste mit Sicher­heit anders ist als an anderen Stellen. So erscheint es mir nicht nur ein­fach Fan­tasie zu sein, wenn bes­timmte Kräfte dort gepen­delt, gefühlt und bemerkt wer­den. Wie diese Kraft wirkt, über­lasse ich jedem einzel­nen. Es sind immer unsere ure­igen­sten Selb­s­theilungskräfte, ohne die uns kein Arzt helfen könnte.

Zur Zeit wird der Weg von der Kirche hin­unter zur Quelle mit Stiegen leichter zugänglich gemacht, es führt ein rel­a­tiv steil­er Pfad hin­unter. Dafür wird man mit einem Blick in ein dun­kles Loch belohnt, was bei mir ein selt­sames Gefühl hin­ter­ließ. Was müssen sich früher Men­schen gedacht haben? Es ist wie eine Verbindung in 2 Welten.

Vom Park­platz aus ist die Quelle für jed­er­mann in weni­gen Minuten erreichbar.

Nichts ahnend und völlig unvorbereitet, fühlte ich mich umarmt

In Kla­gen­furt hat­te ich mich bei lieben Fre­un­den ein­ge­laden und zum Dank gekocht. Avo­cadocreme und Nudeln mit selb­st­gemachter Tomaten­soße mit Speck und Peter­silie, als Nachtisch Pfir­sich­püree mit Topfen­nock­erln (für alle, die ich mal über­raschend frage, ob ich bei ihnen schlafen darf… oder für jene, die sich gerne bekochen lassen).
Wir kamen spät ins Bett und beim Früh­stück ver­tratschte ich mich ebenso.

Doch eigentlich wollte ich mir ja auch ein wenig Öster­re­ich anse­hen. Um mich nicht zu sehr zu verzetteln, beschloß ich nur Aus­grabun­gen anzuse­hen.
Ein fataler Entschluß, den ich sehr leichtsin­nig fasste, denn ich hat­te
a) nicht mit der Anzahl der Aus­grabun­gen und
b) nicht mit mein­er Esels­geduld gerech­net, mit der ich jeden einzel­nen Platz besuchte…

Schließlich schaute ich mir viel weniger, als geplant und ein näch­ster Urlaub wird kom­men, um alles noch ein wenig bess­er zu ver­ste­hen. Alles war neu für mich, beziehungsweise war es sehr, sehr lange her, dass ich vielle­icht etwas davon gehört hat­te. Römer, Kel­ten und andere Men­schen in Öster­re­ich, das war mir nur sehr ober­fläch­lich ver­traut. Und wann diese Leute hier waren noch viel weniger.

Aber ich liebe es, Neues zu ent­deck­en und das Erste, was mich über­raschte, war, als ich, wie ich auf mein­er let­zten großen Reise gel­ernt hat­te, die Auto­bah­nen mied, dass es hier schön war und sich an manchen Plätzchen nur wenig Men­schen aufhielten.

Vielle­icht sollte ich auch noch erwäh­nen. dass die Fre­unde, bei denen ich über­nachtete, Math­e­matik­er sind und ich — naiver­weise — mir nicht viel dachte, als mir gesagt wurde, am Hem­ma­berg ist nur wenig zu sehen. Das stimmt wahrschein­lich für Math­e­matik­er, nicht für mich. Also dachte ich mir nicht viel dabei, als ich rel­a­tiv spät los­fuhr, auch dachte ich mir nichts, als ich mit Sch­neck­en­tem­po die Land­schaft bewun­dernd Rich­tung Globas­nitz zum Hem­ma­berg fuhr.

Hin und wieder blieb ich ste­hen, um Fotos zu machen, da ich glaubte, dass ich nicht allzu lange am Hem­ma­berg sein werde. Anscheinend höre ich mir selb­st nicht immer sorgfältig zu. Denn ich war immer der Überzeu­gung, da wo sich die Römer vor 2000 Jahren in Öster­re­ich nieder­ließen, da haben sicher­lich vorher eben­falls andere Men­schen bere­its gelebt. Über­rascht war ich jedoch, als ich an den ver­schiede­nen Plätzen erfahren musste, dass über jene Bewohn­er der Jung­steinzeit, also vor 5–6000 Jahren, in Kärn­ten Unklarheit herrscht. Man weiß nicht recht, wer damals dort lebte. Die früher recht großzügi­gen Deu­tun­gen wur­den in den let­zten Jahren ein­er kri­tis­chen Prü­fung unter­zo­gen und die leichtherzi­gen Zuweisun­gen in Illyr­er oder Räter, wie ich sie in der Volkss­chule noch lernte, wird heute nicht mehr so inter­pretiert. Erst als die Kel­ten zwis­chen 450 und 300 v.Chr. in das östliche und südliche Öster­re­ich vor­drangen, mehren sich die ein­deuti­gen Funde. Die Kul­tur der Kel­ten bre­it­ete sich von Mit­teleu­ropa, nicht nur nach West­en (den Gal­liern wie Aster­ix und Oelix aus) son­dern auch in den öster­re­ichis­chen Raum, wo 13 Kel­tenstämme das erste lose Staats­ge­bilde auf öster­re­ichis­chem Boden bilde­ten: Reg­num Noricum. Ab 170 v.Chr. gab es nach­weis­lich fre­und­schaftliche Verbindun­gen zum römis­chen Reich.

Als ich um Berge herum­fuhr, an schö­nen kleinen Seen wie dem Son­neg­ger See vor­beikam, vie­len Rad­fahrern begeg­nete, dachte ich mir, dass es eine ver­dammt nette Gegend ist, wo man sein Leben ver­brin­gen könnte.

Karte von Kla­gen­furt zum Hemmaberg

Auf nach Kärnten

Die Reise über­raschte mich noch auf ungeah­nte Weise. Ich dachte mir, ich schaue mir noch einige Sehenswürdigkeit­en an und plöt­zlich tat sich noch eine neue Welt auf. Ich lernte ein wenig über die Kel­ten und Römer in Öster­re­ich. Wieder ein­mal tat­en sich neue Geschicht­en auf. Anfangs war ich von der Fülle über­wältigt, bis ich langsam die Zusam­men­hänge ver­daut und ver­ar­beit­et hat­te. Noch will ich ein wenig brüten und nachlesen.

Also ich bei Regen von der Steier­mark Rich­tung Kärn­ten fuhr, erin­nerte es mich sehr an Wash­ing­ton und British Colum­bia. Ich sah viel Wald und zwar Nutzwald, der von Monokul­turen nur so strotzt. War es in Wash­ing­ton die Dou­glasie, so sind es bei uns ähn­liche Bäume, näm­lich unsere Ficht­en, die schnell wach­sen und auch schnelles Geld brin­gen. Ich mag Monokul­turen nicht, wed­er hier noch Übersee und son­st irgend­wo. Doch als ich so fuhr, fiel mir auf, dass am Streifen neben der Fahrbahn sich Laub­bäume bre­it machten.

Ähn­lich wie auf dem Weg zum Mount St. Helens, wo die Baum­farmer den Streifen neben der Straße nicht bepflanzten. Hier wie dort machte sich ein Laub­baumd­schun­gel auf und tobt sich am Nie­mand­s­land aus. Da ich dies­mal brav war und nicht auf der Auto­bahn fotografierte, gibt es nur ein paar Impres­sio­nen von der Landstraße.

Immer wieder bin ich über­rascht, dass in wun­der­schön ren­ovierten Ortschaften plöt­zlich Relik­te aus alten Tagen, die schon lange nie­mand mehr betreut ste­hen. Ich bin mir nicht ganz um Klaren, wie ich zu diesen wil­dro­ma­tis­che ver­fal­l­en­den Gebäu­den ste­hen soll. Wird hier nur mein Herz an ver­gan­gene Tage erin­nert? Oder kön­nten in dem Haus nicht auch gün­stig Leute unterkommen?

Bild­stöcke oder Marterln sind mir früher lange nicht so inten­siv aufge­fall­en, vielle­icht bin ich aber auch schon lange nicht mehr durch die Alpen auf kleinen Straßen gefahren. Und plöt­zlich sah ich sie an vie­len Kreuzun­gen. Eben­so wie die vie­len Bur­gen, die mir durch meine langsame Fahrweise, mehr auffie­len wie früher. Durch meine lan­gen Reisen geschult, habe ich endlich auch zuhause gel­ernt, auf Dimen­sio­nen zu acht­en. Früher dachte ich nicht weit­er darüber nach, warum an ver­schiede­nen Stellen Bur­gen ste­hen. Nun aber fiel mir auf, dass es immer markante Punk­te waren, von denen aus man ins Land herunter schauen kon­nte. Mir wurde bewusst, dass dort diejeni­gen saßen, denen das Land gehörte. Ich frage mich, ob denen eben­so viel gehörte bzw. ob sie ebenso­viel besaßen, wie die Reichen heutzu­tage. Nur dass diese heute nicht mehr über uns thro­nen, son­dern sich in weit­er Ferne zurückziehen und die Kon­trolle anderen überlassen.