Beharrlich zeigte mir das Navi ein Azé in 500 km Entfernung an. Nein, da konnte und wollte ich nicht auf einen Sprung vorbeischauen.
Erst ein Prospekt beim Frühstück, das mir nochmals versicherte, dass es in der Nähe von Cluny sei, ließ mich weitersuchen.
Das Wetter war schon wie die vergangenen Tage hervorragend zum Besuchen von Höhlen geeignet, denn es schüttete.
Es ist keine der berühmten historischen Höhlen, aber ein Höhlensystem, das zeigt, wie eine Höhle auch entstehen kann. Diese hier wurden durch einen Fluß ausgespült und das Rauschen des Flußes, der sich nun einige Meter unterhalb durch den Felsen drängt, ließ mich überlegen, wie es wäre, wenn es noch wilder regnen würde. Denn rundherum steht das Land unter Wasser. Die Flüße, die ich sah, Saône und Loire, überschwemmten zahlreiche Wiesen an ihren Ufern.
In der 2. Höhle, in der auch über prähistorisches Werkzeug, gallo-römische Mauerreste und Gruselgeschichten von dort eingesprerrten Leprakranke erzählt wurden, floß der Fluß auch mal rückwärts und nahm somit auch zahlreiche Bärenknochen mit. Sie wird auch die Höhle der 1000 Bären genannt. Denn auch die benutzen dieses Höhlensystem regelmässig. Ein komplettes Skelett eines Höhlenbären haben sie sodann auch zusammengestellt, damit man sich die Größe besser vorstellen kann.
Cool sind auch die Schauermärchen, die immer wieder erzählt werden.
Da wird der zugegebener Maßen riesige Höhlenlöwe mit dessen Schulterhöhe von 1,50 schon mal 3 Meter hoch. Seine Größe laut Wikipedia entspricht einem sehr großen Löwen von heutzutage.
denn eigentlich bin ich schon längst in Frankreich, aber ich will euch an allen feinen Erlebnissen genüsslich teilhaben lassen.
Der Neuenburger See dürfte für die Menschen vor 10.000 Jahren nicht viel anders ausgesehen haben, die Eiszeit ging dem Ende zu, es wurde warm. Statt Tundra kamen Bäume. Ein wenig davon habe ich versucht einzufangen.
Vor 2 Jahren bin ich, von Los Angeles aus die Westküste bis nach Vancouver gefahren. Als ich entdeckte, dass es auch Höhlenmalereien in Nordamerika gab, war klar, dass ich diese auch besuchen wollte. Von Santa Barbara aus bin ich mit meinem Mietauto in die Berge und als ich vor der Höhle stand, war vor allem die beeindruckende Felsformation, die mich als erstes feselte. Sie bildet auch den Hintergrund für diesen Blog. Die Formen, die sich dezent als Bett für diese Reise anboten, begleiten uns in den kommenden Wochen.
In der Wikipedia habe ich folgende Informationen zu dieser Höhle gefunden:
“The smooth and irregularly-shaped shallow sandstone cave contains numerous drawings apparently depicting the Chumash cosmology and other subjects created in mineral pigments and other media over a long period ranging from about 200 up to possibly 1000 years or more.”
Mit diesen Bildern endet nun der Rückblick, den ich vor einigen Tagen vorbereitet habe. Inzwischen sind bereits aktuelle Artikel veröffentlicht worden, aber ich dachte, es waren unter anderem auch diese Höhlen, die mich zu dieser Reise anregten, deshalb möchte ich sie gerne noch einmal erwähnen.
Mulka’s Cave ist für mich eine ganz spezielle Höhle. Nicht weil sie so besonders und einzigartig ist, im Gegenteil, es finden sich zahllose Abbildungen von Händen in aller Welt.
Doch damit beginnnt das Band zu Europa, denn Nordspaniens Höhlen behergen Abbildungen, die denen in Westaustralien wie ein Ei dem anderen gleichen. Doch die Schwierigkeit, die bei der Datierung solcher Malereien in Australien erwachsen, da sie regelmässig erneuert und lange Zeit Bestandteil lebendiger Rituale waren und sind, gibt es in Europa nicht. Wir haben auf sie vergessen. Das erlaubte aber eine andere Möglichkeit der Datierung. Pike und seine Kollegen datierten die Malereien indirekt: über Kalkablagerungen, die sich wie winzige Stalaktiten im Laufe der Zeit auf den Höhlenbildern gebildet haben. Dafür nutzten sie die sogenannte Uran-Thorium-Datierung. Sie basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran zu Thorium. Aus dem Verhältnis dieser beiden Atomsorten in den Kalkablagerungen konnten die Forscher ermitteln, wann sich diese auf den Höhlenwänden gebildet hatten. Dies gab ihnen das Mindestalter der darunterliegenden Höhlenmalereien an.
Damit sind diese Hände, die ältesten ihrer Art in Europa. Die Nordspanischen Höhlenmalereien sind jenen, die ich hier in Australien fotografiert habe, zum Verwechseln ähnlich.
Die Geschichte, die dort an Schautafeln erzählt wird, kann ich nicht wirklich glauben, zuviele Dinge sprechen dagegen.
So wie es jetzt in Wikipedia nachzulesen ist, konnte ich es damals vor Ort lesen.
Mulkas Geist vertrieb der Überlieferung nach die Urbevölkerung. Mulka, schielender illegitimer Sohn eines heimlichen Liebespaares zweier miteinander verfeindeter Stämme, lebte dieser Legende nach in einer Höhle. Frustriert über seinen Sehfehler entwickelte er sich zum Tyrannen der Gemeinschaft, jagte und fraß kleine Kinder. Als seine Mutter ihn deswegen zur Rede stellen wollte, tötete er auch sie. Mit dieser Tat wurde er endgültig zum Geächteten. Er floh aus seiner Höhle, wurde aber von seinen Verfolgern aufgespürt und erdolcht. Von kommenden Aboriginal-Generationen wurde die Vorstellung tradiert, der Geist Mulkas lebe noch in der Höhle. Traditionsgläubige Aborigines meiden heute noch die Gegend; jedoch erzählen im Dienste der Tourismusbehörde stehende Stammesgenossen täglich mehreren Besuchergruppen diese Geschichte.
Warum kann ich es nicht recht glauben? Waverock ist viel zu faszinierend. Eine Welle aus Granit, die über 60 Millionen Jahre durch Sand zu dieser unglaublichen Formation geformt wurde, ist zu markant, als dass sie einfach aufgegeben wird. Aber was in meinen Augen noch viel wichtiger ist, sind die vielen Wasserstellen, die es rund um diese Granitfelsen gibt, Seen, aber auch ganz kleine Wasserlöcher (die zu einem kleinen Lehrpfad zur Lebensweise der Aborigines gehörte). Also ich glaube nicht, dass es dort keine Aborigines mehr gegeben hat.
Was ich als besonders empfinde, ist, dass man nur gebückt die Höhle betreten kann: der Eingang ist knapp 1 Meter hoch. Doch auch, dass es sich um eine Durchschlupfhöhle handelt, berührt mich. Auf der einen Seite wurden solche Höhlen immer wieder für Übergänge verwendet, von einer Welt in die Nächste. Andererseits gibt es eine solche Höhle gleich bei mir zuhause. Und auch sie wurde vor 6–7.000 Jahren von Menschen genutzt. Man fand Artefakte, die auf diese Zeit datiert wurden. Ich spreche vom Steinernen Stadl. Bergsteiger sprechen von einer der extremsten Bouldersites in Niederösterreich, denn die Höhle muss praktisch immer im horizontalen Dach einer gewaltigen Steinbrücke durchklettert werden.
Als ich in Mulka’s Cave war, legte ich mich in ihrem Inneren auf einen großen, glatten Granitfelsen, schloss die Augen und begann zu träumen. Ein leises immer lauter werdenden Summen umfing mich. Rhythmisches Stampfen unzähliger Füße gaben der Melodie einen Rahmen. Es waren meine Ahnen, die mit mir tanzten. Ein ungeheures Glück durchflutete mich.
Als ich wieder die Augen öffnete, überlegte ich, ob ich durch die Höhle durch und bei der anderen Seite hinaus krackseln sollte. Doch ich befand mich nicht in einem Übergang, also schlüpfte ich still dort hinaus, wo ich hereinkam. Vom Dunkeln ins Helle hinaus, war ich für einige Zeit vom Sonnenlicht geblendet. Das war einer der Momente, die diese Reise zu etwas ganz besonderem machten
Die Erinnerungen führen mich nun in den Norden Australiens. Von Darwin aus besuchte ich den Litchfield und Kakadu Nationalpark . In letzterem befindet sich ein Felsmassiv mit dem Namen Nourlangie. Wie immer, wenn man mit einer Reisegruppe unterwegs ist, und im speziellen auf einer Eintagestour, läuft man eigentlich an allem vorbei, schießt ein Foto und hofft, daheim Zeit zu finden, dieses genauer anzusehen. Mir ist alles viel zu schnell gegangen. Es regnete täglich und zwar schüttete es wie aus Kübeln. Ich war zur Zeit des Monsuns, im Februar 2009, im Northern Territory. Aus diesem Grunde hielt ich mich auch nicht lange dort auf, denn ich wusste nicht, wie ich mich in so einem Klima fühlen würde. Es war dann nicht so schlimm, als ich mir vorgestellt hatte, denn ich kam ja gerade aus der Wüste und die hohe Luftfeuchtigkeit war ein Genuss für meine Nase.
Die Landschaft war so gesättigt, dass alles, als es zu regnen begann, innerhalb weniger Minuten mit Wasser bedeckt war und einzelne Flüsse, die Straßen querten. Mir gab zu denken, dass der ansonsten sehr geschwätzige hölländische Reiseführer sehr still wurde. Der schwere Pickup, der vor uns fuhr, wurde ein wenig abgetrieben und selbst unser Bus, gefüllt mit 20 Touristen, verlor wenige Sekunden die Bodenhaftung.
Doch das geschah erst, nachdem wir die Felsmalereien am Nourlangie gesehen hatten. Auf einigen Fotos kann man erkennen, wie die Blätter vom Nass der Regentropfen glänzen.
Was mich hier im Norden beschäftigte, war, dass hier die ersten Menschen Australien betraten. Heute verstehe ich, warum ich völlig verwirrt war, als ich begann darüber nachzulesen, denn die Daten widersprachen sich. Durch die Untersuchung des Genoms, das erst in den letzten Jahren erfolgte (genau 2011, während ich 2009 verzweifelt nach Quellen suchte, die irgendwie wissenschaftlich belegt waren), ist man heute sicherer als je zuvor (aber wer weiß diese Dinge schon mit Sicherheit?), dass die Australier vor 70.000 Jahren die ersten Auswanderer aus Afrika waren. Sie waren die ersten modernen Menschen, die loszogen, die Erde zu erobern. Vor ihnen waren allerdings Neandertaler und andere homo aus Afrika losgezogen. Neandertaler und moderne Menschen hatten heimliche Techtelmechtel in der Levante, was alle Nichtafrikaner, von den Afrikanern unterscheidet. Da soll noch einer sagen, dass der Mensch als Rassist geboren ist. So finden sich im Genom der Europäer 1–4% Neanderthaler-Reste.
Es brauchte einige Zeit, bis mir klar wurde, welchen Einfluß das Klima spielte. Unter anderem finden wir heute vieles nicht, weil es 100 Meter unter dem Meer verborgen liegt. Oft zogen die Menschen, der Küste entlang in unbekanntes Land. Da aber durch die letzte Eiszeit der Meeresspiegel teilweise bis zu 120 Meter unter dem heutigen lag, ist es nicht weiter verwunderlich, dass es manchmal schwierig ist, den Weg der ersten menschlichen Zugvögel nachzuvollziehen.
Zurück zum Nourlangie, dem Felsmassiv im Kakadu-Nationalpark: In Wikipedia kann man diese Geschichte zu im Nachlesen nachlesen:
Namondjok, die obere zentrale Figur der Malereien, hat sich wahrscheinlich der Inzucht schuldig gemacht. Allerdings muss man hierzu wissen, dass in der Aboriginal Kultur der Begriff Bruder und Schwester weiter gefasst wird und sie ein komplexeres Verwandtschaftssystem besitzen. Bruder und Schwester werden auch die Kinder der Mutter und die Brüder des Vaters genannt (bei uns Cousin und Cousine).
Namarrgon rechts von Namondjok ist ein Blitzwesen und eine zentrale Figur der Schöpfungszeit der Welt. Er ist für Gewitter und Stürme zu Beginn der Regenzeit verantwortlich. Das weiße Band, das von seinem linken zum rechten Knöchel reicht und Kopf und Hände verbindet soll einen Blitz darstellen. Er schlägt zusätzlich mit einer Axt auf die Wolken ein, um den Donner zu erzeugen.
Barrginj, die weibliche Figur unterhalb des Namondjok ist Barrginj, Namarrgons Frau. Ihre Kinder sind Al-yurr, die blau-orangen Grashüpfer dieser Region. Betrachtet man ihre Mythologie waren es die Al-yurr, die den Aboriginals die Sprache, das Gesellschaftssystem, ihren Glauben und ihre Moralbegriffe vermittelten.”
Nach dem der letzte Winter nicht aufhören wollte, war die Sehnsucht nach Frühling unendlich groß. Umso verzauberter war ich, als ich über die Alland auf die Westautobahn fuhr. Die Leichtigkeit des Wiener Waldes hat es mir schon immer angetan. Laubbäume lassen meine Seele fliegen, da ist immer ein Weg frei in den Himmel. Doch diesmal ist er besonders reizend. Die Bäume wachen zu unterschiedlichen Zeiten auf, da gibt quasi die Morgenmenschen unter ihnen, die quietschvergnügt ihre weißen Blüten tragen, irgendwelche Wildkirschen könnten es sein. Die anderen tragen ein Hellgrün, das so blendet, dass ich fast glauben möchte, dass sie die Sonnenstrahlen spiegeln, so leuchten sie.
Wieder andere haben ihr Grün mit etwas Braun gedämpft. Dann sind noch die Abendmenschen bzw. Spätaufsteher. Sie sahen von der Ferne so wie die letzten Monate aus. Kein Blatt rührt sich. Vielleicht hätte ich kleine Knospen gesehen, wenn ich näher gekommen wäre. Der Frühling erscheint mir so oder so eine Jahreszeit zu sein, die es mag, wenn man näher kommt. Leberblümchen und Buschwindröschen sind die ersten Boten, und das Bild mag lächerlich erscheinen, sie kommen ganz still und über Nacht überraschen sie nach den Wintermonaten, wenn die Sehnsucht nach Wärme einen langsam erfasst hat. Mit diesem Vorstellung im Herzen verabschiedete ich mich von Zuhause und ich freute mich, damit auf reisen zu gehen. Es erlaubte mir auch, die Unterschiede genauer wahrzunehmen, je weiter ich in den Westen kam.
Denn die dunklen Nadelbäume auf den Bergen links und rechts des Inntales nehmen viel von der Luftigkeit, die ich noch weiter im Osten verspürte. Die Lärchen schlafen noch, nur vereinzelte Birken malten einzelne hellgrüne Flecken in die Wälder. Aber ich entdeckte, wie die Autobahn sich neben dem Inn dahin schlängelte, dass links und rechts des Inns die hellen verträumten Laubwälder standen. Sie waren es, die hier die Sonnenstrahlen einfingen. Es mag lächerlich klingen, aber es ist dieses Faktische der Berge, mit dem sie sagen, hier bin ich, du Mensch bekommst mich hier nicht so schnell weg, die mich manchmal bedrückt. Deshalb liebe ich Berge am Meer, denn auf einer Seite geht der Blick immer frei ins Unendliche. Eine Erinnerung aus meiner Jugend kommt plötzlich hoch, die mir sagt, wenn in Tirol die Sonne scheint, die Berge noch angezuckert sind, alles bereit für ein Tourismusprospekt, dann ist’s mir zuviel. Die Schönheit wird zur Aufdringlichkeit. Du kannst nicht wegschauen. Ist das nun gut oder schlecht? Ich weiß es nicht.
Der Himmel ist nicht mehr so strahlend wie gestern, doch ein wenig von den ausschlagenden Bäumen konnte ich dennoch festhalten.
Bevor die Erwartungen ins Unermessliche steigen — nein, ich habe nichts besonderes gesehen, geschweige denn entdeckt. Die Felsmalereien, die ich am Uluru zu sehen bekam, standen am Anfang der Umrundung und uns wurde erzählt, dass es sich hier mehr um eine etwas größere Tafel handelt. Hier wurde unterrichtet, verschiedene Dinge erklärt.
Die wirklich geheimen Plätze habe ich nicht gesehen, denn ca. 1/3 dieses einmaligen Berges mussten wir ziemlich entfernt umkreisen, da wir von einem Sacred Place der Männer, in einen anderen der Frauen wanderten. Die Blicke auf den Berg, die mich am meisten faszinierten, konnte ich also nicht einfangen, da wir an diesen Stellen auch gebeten wurden, nicht zu fotografieren.
Aber es ist ein schöner Anlass, sich an meinen Besuch damals zu erinnern.