Auf der Suche nach dem San Andreas Graben

Nach­dem ich — je genauer ich mir die Berge ansah — zu dem Schluß kam, dass ich keine Ahnung habe, was wirk­lich auf der Paz­i­fis­chen und was auf der Nor­damerikanis­chen Kon­ti­nen­talplat­te liegt, war ich bewegt, von dem was ich sah.

Zum ersten Mal wurde ich mir von den unendlichen Kräften bewußt, die unsere Kon­ti­nente bewegt.

Da gab es Bere­iche, die erin­nerten mich an den Bozen­er Por­phyr, ich sah wie riesige Gesteins­brock­en in der Gegend rum­la­gen, als ob jemand mit Kiesel spielte.

Ich sah Schicht­en von Gestein, die senkrecht aufgestellt wur­den oder aber, wenn die Ober­fläche der Schicht frei lag, diese völ­lig glatt das­tanden, während andere Teile in die Tiefe krachten.

Manche Brüche wur­den durch Wass­er erzeugt, das jet­zt in einem kleinen unmerk­lichen Bäch­lein beina­he überse­hen wer­den konnten.

ps. Jahre später ver­stand ich, dass alles, was ich in Cal­i­fornien sah, auf Kon­ti­nen­talver­schiebung zurück­ge­ht, der San Andreas Graben zeich­net nur diesen Über­gang deut­lich­er. Ich habe viele Filme angeschaut und irgend­wann erkan­nte ich, dass ich nicht nur the­o­retisch, son­dern effek­tiv Berge über­quert hat­te, die den Graben bilde­ten. Das waren ein­er­seits die Berge beim Pine Moun­tain Club und dann ganz deut­lich auf dem Bild oben, das ich sch0ß, als ich einen weit­eren Pass ein Stückchen weit­er nördlich über­querte. Da war ich so weit oben, dass ich unten Hügel sah, die genau den Bildern entspricht, das andere aus der Luft aufnahmen.

Agave in Santa Barbara

Ich hab das noch nie zuvor gese­hen, dass sich die Blät­ter auf den anderen Blät­tern abze­ich­nen. Damit ihr auch noch was zum Träu­men habt, habe ich das Rauschen des Meeres bei San­ta Bar­bara aufgenom­men, unten find­est du das Sound­file dazu.

Hör mal rein!

Chumash- Painted Cave

Ich steuerte die Höh­le von San­ta Bar­bara aus an. Ich war nicht darauf gefaßt, dass sie weit ober­halb des Meeres liegt und trotz Abgeschieden­heit haben sich ober­halb einige Unver­drossene Häuser gebaut.

Die Straße erin­nerte mich an kleine Bergstrassen aus Ital­ien, wo man sich wün­scht, dass lieber nie­mand entgegenkommt.

Die Höh­le war, wie ich erwartet habe, klein und beschei­den, doch der Platz berührend, magisch, still, außer­halb der Zeit.

Ich bin froh, dass ich begonnen habe, über­all Auf­nah­men zu machen. Das bedeutet, min­destens 5 Minuten still zu sitzen und zu lauschen. Und wenn andere Men­schen oder auch mal ein Auto kommt, nochmal von vorne zu begin­nen. Das war die beste Idee, um mich zu entschleunigen.

http://www.youtube.com/watch?v=igCJaF-KGU0&w=640&h=390

Lis­ten care­ful­ly, you can hear the creek and some birds some­times. It is a silent place.

Über die Geschichte der Chu­mash habe ich diesen Film gefunden.

Pine Mountain Club

Ein paar Ein­drücke aus den Bergen. Den let­zten Schnee gab es am 29. Mai und erst seit weni­gen Tagen heizt man nicht mehr.

Das Dorf schmiegt sich auf bei­den Seit­en des Tales die Berge hin­auf. Das Land gehörte früher den Chu­mash Indi­an­ern. Jet­zt ist es eine pri­vate Gemeinde, in der alles ein biss­chen anders heisst, das Gemein­dezen­trum ist das Club­haus, dort gibt es einen Golf­club, einen Swim­ming­pool, einen
2011usa_3-044 Spiel­er­aum, mit Pool­bil­lard, Tis­ch­fuss­ball, Com­put­er­spie­len und Bücherei (im Hin­ter­grund tanzten ger­ade ein paar Mäd­chen, daneben fuhr ein Vater mit seinem Sohn ein Rennen.)

Die Strassen klin­gen selt­sam ver­traut: Zer­matt Dr(ive), Zurich Av(enue), selb­st eine Inns­bruck Av, irgend­wo auf einem der vie­len Hügel habe ich auf der Strassenkarte gefun­den. Apro­pos Strassenkarte: in LA war mir das Schick­sal weit­er gnädig, im Shut­tle bin ich mit einem lieben Inder gefahren und trafen uns im Gespräch irgend­wo beim Leben alleine, zum Abschied umarmte er mich und ich stellte fest, eine Umar­mung am Mor­gen tut gut. Das Glück war mir weit­er wohl geson­nen und ich bekam ohne Aufzahlung ein GPS, das mich weniger stresste, als meine ersten Ver­such losz­u­fahren und ich fest in die Kup­plung stieg, die es nicht gab 🙂 Ruth, meine Gast­ge­berin, war dann der ganz beson­dere Glücks­griff des Tages.2011usa_3-0301

Ich wäre nie in dieses abgele­gene Dorf gefahren, wenn ich dort nicht eine Couch gefun­den hätte. Ich hat­te eigenes Zim­mer, eigenes Bad wir (mehr sie) kocht­en gemein­sam und ich spülte mehr ab, denn ich kenne nie­man­den, der gerne abspült.

Zurück zu Pine Moun­tain Club, sie recyklen, ein wenig anders wie wir Ruth und ich bracht­en auch den Abfall des Pine Moun­tain Bud­dhist Tem­ple mit, aber davon später, und entsorgten ihn
hier. 2011usa_3-040

Das war nicht nur der Mist­platz, son­dern auch die Wohn­wa­gen­sied­lung, auch das gibt es hier. Da sind also die weniger Begüterten zuhause.2011usa_3-042
Ich war trotz allem erstaunt, wie gut die Infra­struk­tur für diese 1600 Men­schen zäh­lende Gemeinde war, neben Tankstelle, einem Gemis­cht­waren­laden, der jeden Tag von 8–8 offen hat, bekam man im Club­haus zu essen, aber es gab auch eine Pizze­ria, ein Restau­rant und ein Bistro.

Das gibt es bei uns nicht mehr. Kein 1600 See­len Dorf hat eine solche Infra­struk­tur. Ver­mut­lich weil der Ort tat­säch­lich sehr abgeschieden liegt. Aber in Wahrheit bedeutet es, dass mehr Men­schen eine Arbeit haben.

Das war’s noch nicht: Ein Post­amt, eine Bäck­erei, bei der es um ein Schwei­negeld riesige Zimtsch­neck­en gibt, ein Immo­bilien­büro und natür­lich einen Golf­shop. Im Som­mer gibt es min­destens ein­mal monatlich ein Fest oder Konz­ert, ver­schiedene Yogas­tun­den und selb­stver­ständlich auch Pilates, Yoga gibt es Fre­itag abends auch bei Ruth im Haus, es gibt Frauen, die sich beim Quil­ten tre­f­fen, eine monatliche Zeitschrift, in der die Gemeinde/Clubregeln veröf­fentlicht wer­den, man Frei­willige für das 2 tägige Okto­ber­fest sucht, zum Town Hall Meet­ing ein­lädt (der Gemein­de­v­er­samm­lung also), der Finanzbericht veröf­fentlicht wird. Last but not least: Sog­ar eine Folge der Wal­tons wurde hier gedreht. Irgend­wie gab es hier Plätze, die mir selt­sam ver­traut waren. Good Morn­ing John-Boy!