denn eigentlich bin ich schon längst in Frankreich, aber ich will euch an allen feinen Erlebnissen genüsslich teilhaben lassen.
Der Neuenburger See dürfte für die Menschen vor 10.000 Jahren nicht viel anders ausgesehen haben, die Eiszeit ging dem Ende zu, es wurde warm. Statt Tundra kamen Bäume. Ein wenig davon habe ich versucht einzufangen.
Laténium — das Museum
Viel gelesen, viel geschaut (zahlreiche Videos über Herstellung, Jagd, spezielle Funde u. einiges mehr), für etwas größere Kinder gibt es Quizstationen. Es gab auf jeden Fall so viel zu sehen, dass ich nach 3 Stunden müde war, und nicht mehr alles angeschaut habe. Poor celts and romans, I left you behind.
Es ist ein wildes Durcheinander:
- von Kleidung angefangen, die mich an die Bekleidung der Indianer im Nordwesten der USA erinnerte,
- über Kultgegenstände, die sich unseren Erklärungen entziehen
- Bronzeringen, die im Tausch als eine Art Währung dienten
- keltische Münzen, die ich reizend finde
- einer Nachbildung eines Neandertalerkopfes, der durchaus durch Wien laufen könnte
- einem Menhir, der im Alter ein Gesicht bekam
- und einem römischen Kahn
Laténium — Archäologiepark
Latenium — Dieses Museum versteht es zu verführen.
Während mir am Bodensee die eine Stunde ausreichte, wurden hier drei Stunden knapp.
Wie hat es mich nun eingefangen?
In dem es schon vor seinen Türen beginnt. Im Park vor dem Museum, das nicht nur zum Spazieren und Verweilen einlädt, wird begonnen, die Geschichte rund um den Neuenburger See zu erzählen.
Ein Schalenstein begrüßte mich. Er und seine Geschwister sind an vielen Orten der Erde zu finden, doch ihr Geheimnis haben sie bewahrt. In Schweden werden sie Elfenmühlen benannt. Bis heute weiß man nicht, welchen Zwecken die Vertiefungen, die von Menschenhand erzeugt wurden, dienten. Es gibt viele Deutungen und vielleicht gibt es genauso viele Gründe wie Steine, so wie wir sie heute finden.
Ein wiedererrichteter Dolmen, der als Grabstätte diente, schmiegt sich in einen künstlichen Hügel ein. Ein Dolmen ist ein Bauwerk, das durch große Steine errichtet wird und unterschiedliche Zwecke erfüllte. Es handelt sich um einen typischen Bau der Megalithkultur.
Ich konnte mich nicht ganz des Gedankens erwehren, dass es nicht unbedingt auf die Steine alleine ankommt, sondern auch auf den Ort, wo die Bauwerke errichtet wurden. Lange Zeit war ich skeptisch, aber heute kann man mit modernen Mitteln die Unregelmäßigkeiten im Erdschwerefeld messen (was ein Bild einer ziemlich zerbeulten Erde abgibt), aber ob das damit zu tun hat, weiß ich auch nicht.
Ein Pfahlhaus, das nicht nur außen, sondern auch drinnen ausgestattet ist, lädt zum Mäuschen sein ein. Später kann ich mir dann noch einen Film zur Errichtung dieses Hauses ansehen.
Sie zeigen in diesem Park aber auch die Landschaft, die in der letzten Eiszeit die Umgebung prägte, es ist Tundra, wie sie heute im Norden, aber auch in höheren Lagen der Alpen zu finden ist. Daneben ist geschützt durch Dach und Glas ein Abguß eines Jägerlagers zu sehen.
Auch ein Tumulus, eine Nachbildung eines Grabhügels, wie sie in Europa bis nach China über Jahrtausende errichtet wurden, von der Steinzeit bis ins Mittelalter, konnte ich bewundern. Aber ebenso wie bei den anderen Bauwerken fragte ich mich, ob es wirklich nur die Anhäufung von Erdmaterial ist, die ihn zu etwas besonderem macht.
Eine Kopie eines neolithischen Dorfes von Hauterive/Champreveyres, das 3800 v. Chr. hier am Ufer des Neuburger Sees stand, und dessen Überreste gefunden wurden, ist ebenso anzusehen. Es gab nur einen Boden aus gestampften Lehm, wie auch die Wände damit überzogen wurden. Kein Keller, kein besonderer Boden.
Pfähle im seichten Seewasser sollen an die tätsächlichen Funde erinnern. Sie waren im 19. Jahrhundert der erste Hinweis, dass an den Alpenseen Menschen hausten. Nachdem die Schweiz sich federführend für die Anerkennung als Weltkulturerbe der Pfahlbauten einsetzte, wurden 111 Stellen in der Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich und die Schweiz dazu ernannt. In Neuchâtel fand die offizielle Verleihung statt. Mehr dazu unter Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Der Ordnung halbe sei der Spielplatz erwähnt. Der Außenbereich lädt zu einem Spaziergang mit der Familie ein, die Informationstafeln sind kurz gehalten und erzählen das Wichtigste.
Als ich jetzt auf der Website nachlas, musste ich feststellen, dass ich tatsächlich noch ein paar Kleinigkeiten übersehen habe. Trotzdem lief mir die Zeit davon. Ich lasse mich gerne überraschen, deshalb sind meine Vorbereitungen meist mehr als mangelhaft. Ich weiß, dass es etwas gibt, mehr nicht. Am Ende genieße ich, nochmals nachzulesen und nachzuträumen. Und ebendies stelle ich gerade fest, es gibt auf der Homepage noch eine Menge nachzulesen. Vom Museum selbst erzähle ich morgen.
Musikautomaten oder wie schnell Dinge verloren gehen können
Vor einigen Tagen habe ich mit meinen Freunden in der Schweiz in ein besonderes Museum besucht, ein Museum, das ausschließlich den Musikautomaten gewidmet ist.
Das Museum für Musikautomaten
Vor einigen Tagen habe ich mit meinen Freunden in der Schweiz in ein besonderes Museum besucht, ein Museum, das ausschließlich den Musikautomaten gewidmet ist.
Wie oft habe ich über die Sehnsucht der Menschen nach Musik nachgedacht. Antwort habe ich keine gefunden.
An diesem Platz, hier in Seewen in der Nordwestschweiz, konnte ich aber sehen, wie tief es in allen Gesellschaftsschichten verwurzelt ist. Ob es der Leierkasten ist, mit dem oft Kriegsveteranen von Ort zu Ort zogen, oder die riesige Orgel der Britannica, dem Schwesternschiff der Titanic, die nie die See gesehen hat, denn der Krieg kam der Jungfernfahrt als Passagierschiff zuvor und die Britannica wurde ein Lazarettschiff. Die Orgel verschwand und das ist bei ihren Ausmaßen wirklich verwunderlich. Erst als man diese Orgel zu restaurieren begann, fand man Sigel, die zeigten, woher dieser gewaltige Musikautomat stammt.
Ich konnte aber auch Musikautomaten sehen, die in Fürstenhäusern standen, aber auch jene, die in Arbeitervierteln standen und dort in Tanzsälen spielten, wie die “Happy Jazzband”. Bis zu den kleinen Musikdosen, die wir heute noch manchmal geschenkt bekommen, oder jenen, die kleinen Kindern ein Gute-Nacht-Lied spielen.
Die Walzen mit den Musikstücken waren so ausgereift, dass sie nicht nur Noten spielen konnten, sondern auch Pedal und Stärke des Anschlags der Pianos wiedergeben konnten. Wie sie diese Interpretationen auf Papier brachten, ist heute nicht mehr bekannt. Die Fabrik, die das Geheimnis kannte, wurde im 2. Weltkrieg zerstört und mit ihr das Geheimnis der Musikautomaten.
Musik ist grenzenlos. Sie spricht die Sprachen der Menschen und ihrer Gefühle.
Nicht nur dass das Museum wunderschön anzuschauen ist, es liegt auch wunderbar. Und die Kirschblüte bringt Erinnerungen an frühere unwiederbringliche Besuche in der Schweiz.
Silberland
Sonnenstrahlen werfen eine Idee ihrer Kraft über den See, der ein Überrest längst vergangener Zeiten ist. Mir ist, als hätte der Gletscher vergessen, wie er ganz verschwinden könnte. Überall ruft mir die Eiszeit ganz leise, doch ohne Unterlass zu: “Wer schaut, kann finden. Ich schlafe nur. Meine Größe spielt keine Rolle, es ist ein stetiges Kommen und Gehen.”
Erinnerung aus lang vergangener Zeit kommt hoch, die Unsicherheit, je etwas richtig zu machen.
Nicht ich stelle diese Frage, denn für mich ist alles richtig. Die anderen besitzen Wahrheiten, von denen ich nichts weiß. Das Geschenk dieser Unsicherheit war immer schon Aufmerksamkeit, die mich mit großer Dankbarkeit erfüllt. Sie lehrte mich zu schauen, ohne zu urteilen. Dieses Beobachten hat einen besonderen Partner, der den Grund alles Handelns verstehen wollte.
Und so schaue ich über das Silberland zum Silbersee in die Vergangenheit.
canola — Raps
Whenever I flew in spring time, I wanted to take pics… here they are…
Finally I found time for the travel during spring. It was a lovely visit just watching children all day long.